𝟛𝟡. 𝕄𝕚𝕔𝕙𝕚 𝕦𝕟𝕕 𝕃𝕖𝕧𝕚

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Am liebsten hätte ich sofort mit Maike geredet, doch sie machte ein Praktikum und war deshalb ab morgen früh nicht zu Hause. Sie fuhr mit dem Zug nach Berlin und wollte sich am Abend im Hotel ausruhen, um am Montag frisch in der Firma zu starten. Es ging um Marketing, aber mehr hatte Maike nicht erzählt.

Ich wollte auch mit Michi sprechen, doch ihn hatte ich seit unserem Streit nicht mehr gesehen. Ich wollte ihm so dringend von Dominiks und meiner Trennung erzählen und ihm sagen, dass ich seine Schwester mochte. Aber -
Warum aber?

Bevor ich es realisiert hatte, klickten meine Finger schon auf das Anrufsymbol unter Michis Namen und angespannt wartete ich, bis Michi nach nur einem Klingeln schon dranging.

»Levi!«, rief er erfreut und überrascht aus.

»Können wir reden?«, fragte ich.

»Natürlich.«

»Gut, ich bin unterwegs.«

Ich wartete keine Bestätigung ab, sondern legte auf und machte mich schnell fertig. Anschließend fuhr ich auf meinem Fahrrad zu Michi und kletterte über die Leitern zu Michis Zimmer und klopfte an sein Fenster. Michi riss es auf und ich rollte mich in sein Zimmer.

»Es tut mir leid!«, riefen wir beide sofort. Ich lag noch auf den Boden und in dem Versuch, mir aufzuhelfen, stolperte Michi und fiel hin. Wir mussten lachen und plötzlich war es, als hätten wir nie gestritten. Ich dachte an Dads Worte und brachte den Mut auf, darüber zu sprechen.

»Hey, ich verstehe, dass du mit Toni über alles sprichst, aber es wäre schön, wenn du nicht meine tiefsten Geheimnisse ausplaudern würdest.«

»Das habe ich auch kapiert und es tut mir leid.«

Wir fielen uns lachend in die Arme und dann konnte ich endlich von der Trennung erzählen.

»Wie geht es dir damit?«, fragte Michi.

»Na ja, wir bleiben weiterhin Freunde und er hat mir etwas verdeutlicht. Etwas, was ich schon lange nicht gecheckt habe.«

»Was war es?«, fragte Michi neugierig.

»Dass -« Ich stockte. Es fiel mir schwer, die Worte vor dem großen Bruder auszusprechen. Aber Michi war nicht nur Maikes Bruder, sondern auch mein bester Freund. »Dass ich Maike mag.«

»Ach so, das.« Michi winkte gelangweilt ab.

»Äh.« Überrascht von seiner Reaktion legte ich den Kopf ein wenig schief, so wie Maike es auch immer tat.

»Ach so, stimmt, du hast es ja selbst bisher nicht gecheckt, sorry«, entschuldigte sich Michi.

»Ich verstehe die Welt nicht mehr.«

»Alle wissen, dass du auf sie stehst. Also, abgesehen von dir.«

»Was?«

»Glaub mir, mir ist es auch erst vor Kurzem richtig klar geworden. July und Toni haben mich darauf gebracht.«

»Oh, okay.« Ich schwieg, um die neuen Informationen zu verarbeiten. »Aber ich war doch mit Dominik zusammen und mit ihm glücklich.«

»Ja. Und trotzdem hast du dir unbewusst gewünscht, mit Maike zusammen zu sein. Ihr wart zusammen und ich zweifle auch nicht daran, dass du ihn mochtest, aber Maike mochtest du eben mehr.«

»Woher willst du das wissen?«

»Ich sehe deine verstohlenen Blicke. Ich kann förmlich deine Gedanken lesen. Mom und Dad haben es auch schon abgesegnet. Sie finden, ihr wärt ein süßes Paar.«

»Was? Die auch?«

»Alle, Levi, alle.«

Ich begann, den Kopf zu schütteln. Wahrscheinlich gehörte Dad auch zu denen und wollte Maike und mich in einem Zimmer schlafen lassen. »Danke, dass ihr darauf gewartet habt, bis ich es selbst kapiert habe. Und was mache ich jetzt?«

»Maike schläft schon und morgen fährt sie los zu ihrem Praktikum. Da erwischst du sie nicht mehr. Aber du siehst sie ja danach. Und so vergeht ein bisschen Zeit zwischen deiner Trennung und deiner nächsten Beziehung.«

»Ich weiß nicht, ob ich so lange warten kann.«

»Es lohnt sich.«

Ich entschied spontan, bei Michi zu übernachten. Es tat gut, mit meinem besten Freund zu quatschen.

Am Morgen verpasste ich Maike leider wirklich.

Die nächsten zwei Wochen waren qualvoll. Ich dachte jede freie Minute an Maike und an ihre Worte. Was sie sagen würde, wenn sie gerade neben mir stünde. Und ich dachte an Mom. Sie würde sich für mich freuen, dass ich es endlich geschafft hatte. Dass ich endlich meine große Liebe gefunden hatte. Und ich dachte an Dad, der für mich da war und für den ich ebenfalls da war. Wir stützten uns gegenseitig.

»Sag mal, wen würdest du am liebsten an meiner Seite sehen?«, fragte ich ihn.

»Maike«, antwortete er sofort. Er hatte nicht einmal eine Sekunde über die Frage nachgedacht.

»Nicht du auch noch«, seufzte ich.

»Warum denn nicht? Du liebst sie doch.«

»Warum kennen mich alle besser als ich mich selbst?«, brummte ich.

»Tut mir leid, habe ich dir jetzt etwas verraten?«

»Willst du wissen, ob du mich zu meinem eigenen Lebensfilm gespoilert hast? Nein, ich habe es vor Kurzem selbst herausgefunden.« Ich schmunzelte.

»Da bin ich aber erleichtert. Hast du schon einen Platz im Sinn? Lieber eine kleine oder große? Und hast du spezielle Blumenwünsche?«

»Dad, was machst du da?«

»Na, ich plane schon mal eure Hochzeit.«

»Dad, wir sind noch nicht einmal zusammen! Ich weiß nicht einmal, was sie denkt.«

»Dann solltest du mit ihr reden.«

»Würde ich ja, aber sie ist gerade in Berlin.«

»Dann sprich mit ihr, wenn sie wieder da ist.«

»Mache ich, Dad.«

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Alle wissen es, nur man selbst nicht. Es ist doch immer so XD

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