»Wieder im Dorf?«, begrüßte ich Maike verschlafen.
»Klar.«
»Und wieder so aufgeweckt?«
»Natürlich.«
»Und auch so nervig?«
»Wie immer.« Maike grinste mich an, dann stupste sie mich an und begann, die Arbeitsflächen abzuwischen. Ich half in der Küche beim Abwasch und dabei, die Lieferungen einzuräumen.
Am Vormittag kochte ich mit Lena und backte mit Lorenzo. Am Ende durfte ich von den Nudeln mit Tomatensoße probieren und mir einen Schokodonut nehmen. Den Donut schenkte ich Maike.
»Danke, lieber Levi. Donut oder Muffin?«
»Muffin. Du?«
»Auch, obwohl es ganz knapp ist.«
»Salzig oder süß?«, fragte ich.
»Süß. Oder scharf.« Maike grinste diabolisch. »Du?«
»Kommt ganz drauf an. Aber ich glaube, süß überwiegt bei mir.«
»Wir sind gar nicht so unterschiedlich, wie ich dachte.« Maike zwinkerte mir zu.
»Stimmt!« Ich knuffte sie in die Seite.
»Oh schau mal, wer da ist.« Maike deutete auf die Tür, durch die Dominik gerade trat.
»Ich habe Mittagspause!«, rief ich begeistert.
»Los, geh schon hin. Er wartet bestimmt auf dich.« Maike wackelte mit den Augenbrauen.
Ich spürte meine Füße kaum, als ich zu ihm schwebte. Schon stand ich vor ihm.
»Hey, darf ich mich setzen?«
Dominik brummte, was ich als ein Ja interpretierte.
»Ich habe gerade Mittagspause, ich kann also nicht so lange bleiben.«
»Auch.« Dominik hob seinen Kopf. Seine Augen glänzten, als würden gleich Tränen aus ihnen heraustropfen.
»Du siehst total fertig aus. Was ist denn los?«, fragte ich leise.
»Nichts«, murmelte er.
»Es ist nicht nichts. Früher, als ich stark mit meinem eigentlichen Ich gekämpft habe, als alles noch neu für mich war, wollte ich auch allen weismachen, dass nichts sei. Aber es war was.«
»Na gut, wenn du es unbedingt wissen willst.« Dominiks Stimme klang genervt. »Es gibt eine berühmte Gruppe, eine Tanzgruppe. Die bewundere ich schon seit mehreren Jahren und kürzlich hat ein Tänzer aufgehört. Er startet eine Solokarriere. Gestern Nachmittag gab es ein Vortanzen, bei dem ich mitgemacht habe. Sie suchen nämlich einen bis zwei neue Tänzer. Ich bin extra bis nach Hamburg gefahren, doch sie haben mich nicht genommen. Meine Lehrer haben meine Choreo vorher abgesegnet und an ihr geschliffen. Ich konnte sie perfekt tanzen und ich hatte auch ein richtig gutes Gefühl. Trotzdem habe ich es irgendwie verpatzt.«
»Das kann schon mal passieren«, meinte ich sanft. »Wenn es eine berühmte Gruppe war, dann haben bestimmt viele vorgetanzt. Es gab aber nur höchstens zwei Plätze. Da ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie dich nehmen, gering, auch wenn du super gut tanzen kannst.«
»Jaja, du versuchst es mit der guten alten Logik zu erklären. Das war nicht mein erstes Vortanzen. Ich habe ein Problem damit, dass ich jedes Vortanzen verpatze. Ich werde nie irgendwo angenommen. Und das belastet mich. Ich bekomme höchstens kleinere Rollen. Vielleicht sollte ich doch einfach was anderes machen.« Dominik stützte den Kopf in seine Hände.
»Auf keinen Fall! Du kannst tanzen. Du musst es nur weiter versuchen.«
»Ich versuche es seit Jahren, Levi, aber es bringt nichts. In diese Gruppe zu kommen, wäre die Chance gewesen, groß rauszukommen. Wenn ich nicht bekannt werde, lande ich irgendwann auf der Straße. Ich habe keinen reichen Vater wie du!«
Der letzte Satz schnürte mir die Kehle zu. Ich hatte zwar einen reichen Vater, aber im Lustig verdiente ich mein eigenes Geld, sodass ich davon leben könnte, wenn ich schon ausziehen wollte.
»Du bist Künstler. Du hast keinen langweiligen, sicheren Job, sondern einen spannenden, außergewöhnlichen, abwechslungsreichen. Das kann viel mehr wert sein als Reichtum. Du kannst etwas daraus machen, indem du, keine Ahnung, zum Beispiel deine eigene Tanzgruppe gründest.«
»Das wäre eine Idee, aber das wird mir wahrscheinlich nicht weiterhelfen. Wie gesagt, ich bin unbekannt. Da kann auch eine selbst gegründete Gruppe nicht helfen.«
»Es sei denn, du schreibst einen bekannten Solotänzer an.«
»Deine Vorschläge sind wirklich nett gemeint, aber du verstehst mich nicht ganz.«
»Ich versuche, dich zu verstehen.«
Darauf erwiderte Dominik nichts. Er starrte niedergeschlagen auf den Tisch und auch ich begann, die Holzmaserungen zu mustern, bis Maike schließlich kam und mich zum Weiterarbeiten antrieb
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Donut oder Muffin?
#teammuffin
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𝔻𝔸𝕊 𝕃𝔼𝔹𝔼ℕ 𝕌ℕ𝔻 𝕀ℂℍ
Roman d'amourSeit Levi und seine beste Freundin July sich geküsst haben, spielen seine Gefühle in ihrer Nähe verrückt. Allerdings findet er auch seinen alten Klassenkameraden und Tänzer Dominik attraktiv. Um zu vermeiden, dass sein Herz gebrochen wird, versucht...