𝟛𝟘. 𝔸𝕟𝕘𝕖𝕜𝕠𝕤 𝔾𝕖𝕤𝕔𝕙𝕚𝕔𝕙𝕥𝕖

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Ich wachte mitten in der Nacht auf, da mein Handy klingelte. Ich tastete in meinem Bett herum und schließlich fand ich es auf dem Boden. Es war kein Wecker, sondern ein Anruf. Ohne darüber nachzudenken, nahm ich an.

»Hallo?«, fragte ich. Stille. »Hallo?« Nichts. Ich wollte gerade auflegen, als eine männliche Stimme am anderen Ende der Leitung erklang.

»Hallo, Levi.«

»Wer bist du?«, wollte ich wissen. Ich hielt mein Handy etwas weiter weg. Auf dem Display stand kein Name, sondern nur eine Nummer. Jemand rief mich über Instagram an.

»Angeko.«

Mein Gehirn brauchte ein paar Augenblicke, um seine Worte zu realisieren. Ich setzte mich in meinem Bett auf.

»Der Angeko?«

»Ja, der Angeko.«

»Was willst du von mir?« Nun klang ich nicht mehr so nett, sondern vorwurfsvoll.

»Ich wollte mich für meine fiesen Kommentare und Nachrichten entschuldigen«, sagte er.

»Wie viel Uhr ist es eigentlich?«

»Keine Ahnung. Vielleicht um drei?«

»Warum rufst du mich genau jetzt an? Ich habe geschlafen.«

»Seit meinen letzten Nachrichten kann ich kaum noch schlafen. Ich muss die ganze Zeit nachdenken und wünsche mir jemanden zum Reden und da habe ich an dich gedacht. Du wirkst so sympathisch. Und du verstehst mich bestimmt am ehesten. Soll ich wieder auflegen?«

»Nicht, wenn du mir erzählst, warum du mich so oft beleidigt hast«, fauchte ich. Warum rief er an? War er plötzlich so nett? Spielte er mir einen Streich? Als Angeko anfing, zu sprechen, hörte ich zu. Ich war zu müde, um ihn zu unterbrechen.

»Das mache ich. Ich habe dich schon länger verfolgt und mochte deine Posts. Du hast mir einen Einblick in das Leben eines durch und durch queeren Menschen gegeben. An dem Abend, als ich meiner Freundin deinen Account gezeigt habe, hat sie mit mir Schluss gemacht. Sie hat befürchtet, dass ich sie mit dir betrüge und ist dann total auf homosexuelle Jungs losgegangen. Und letztendlich habe ich denen und dir die Schuld dafür gegeben, dass wir uns getrennt haben. Ich wollte sie wieder zurückgewinnen, doch es hat nie geklappt und immer dann habe ich einen Kommentar geschrieben.« Angeko seufzte. »Ich fand dein Leben zu schön und meines dagegen einfach schrecklich. Du wurdest geliebt, ich nicht. Vor ein paar Tagen bin ich dann einem Jungen begegnet und ich glaube, ich habe mich verknallt. Und die letzten Nächte habe ich nur über meine Ex und meinen Crush nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass sie mir sowieso nicht gutgetan hätte. Unsere Beziehung wurde toxisch.«

Ich hörte, wie Angeko anfing, zu weinen.

»Mein Leben ist auch nicht perfekt, glaub mir. Ich zweifle fast jeden Tag daran, ob ich jemals meine große Liebe finden werde«, sagte ich leise.

Einen Moment schwiegen wir.

»Ich weiß, das klingt komisch, weil wir Fremde sind, aber wollen wir vielleicht die Kamera einschalten?«

»Gerne.«

Ich schaltete ein kleines Licht ein. Es stellte sich heraus, dass Angeko sehr sympathisch aussah. Er trug eine riesige Brille und seine Wangen waren rot. Er hatte außerdem blonde Haare.

»Danke, dass du mit mir redest.«

»Nachts, um drei«, ergänzte ich. »Aber was soll man schon machen, wenn man so beliebt ist?«

Damit brachte ich uns beide zum Lachen.

»Erzähl doch mal von dem Jungen, in den du dich verknallt hast«, bat ich.

»Jetzt bin ich richtig froh, dass ich dich angerufen habe. Niemand sonst hätte mich verstanden. Also, er hat Sportsachen getragen und sah sehr verschwitzt aus und richtig heiß.«

»Hast du mit ihm gesprochen?«, fragte ich.

»Leider nicht. Aber das werde ich nachholen, sobald ich ihn wieder sehe. Ich werde jeden Tag mit diesem Bus fahren. Wusstest du, dass wir wahrscheinlich in der Nähe wohnen?«

»Echt? Wo wohnst du denn?«

»In Kratzburg.«

»Da war meine alte Schule!«, rief ich begeistert. »Das ist echt nicht weit von mir. Vielleicht ging dein Crush ja auf meine Schule.«

»Das wäre ja cool. Dann könntest du mich ihm vorstellen.«

»Wir sollten uns mal treffen und wenn du bis dahin deinen Crush nicht gefunden hast, dann werde ich dir beim Suchen helfen.«

»Danke, Levi. Du bist echt ein cooler Kerl.«

»Und du bist gar nicht so übel, wie ich erwartet habe«, gab ich zurück. Wir beide grinsten.

»Wenn ich dir verspreche, dass wir morgen schreiben, können wir dann jetzt auflegen und schlafen? Ich bin hundemüde.«

»Alles klar. Schlaf gut, Levi.«

»Du auch, Angeko.«

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Was haltet ihr von Angeko? Hat sich euer Bild geändert?

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