Erschrocken schrie ich auf, als Vilu zusammenbrach. Ich erstarrte, wie alle Schüler. Geschockt starrten Camila, Francesca und Ludmila auf die bewusstlose Vilu. León löste sich als erster aus der Starre. Er kniete sich neben sie und nahm ihre Hand. Dann sah er auf und schrie mich panisch an: "Angie! Ruf einen Krankenwagen! Los!" Ich nickte nur und kramte gedankenverloren in meiner Handtasche nach meinem Handy. Meine Hände zitterten nervös, sodass mir das Handy zweimal aus der Handy zu Boden fiel. "Angie, jetzt reiß dich zusammen!", keifte mich Pablo an, der gerade den Raum betrat und Vilu in die stabile Seitenlange brachte. Ich nickte wieder und fing an die Nummer zuwählen. Als jemand ab nahm, war es aus mit meiner Beherrschung und ich fing an zu weinen. Pablo riss mir das Handy aus der Hand und befahl Camila und Francesca, dass sie sich um mich kümmerten. Sie befolgte Pablos Befehl und sie drückten mich auf einen Stuhl. Ich vernahm Pablos eindringliche Stimme, aber ich verstand nicht was er sagte.
Zu sehr war ich mit meinen Gefühlen beschäftigt. Warum habe ich nicht bemerkt, dass es Vilu nicht so gut geht? Warum habe ich mich immer wieder auf einen Streit mit Pablo eingelassen, wenn ich doch wusste, dass Violetta darunter gelitten hatte? Warum habe ich mich immer wieder mit Germán gestritten, wo sie mich doch jetzt so dringend brauchte? Hat sie überhaupt genug gegessen? All diese Fragen gingen mir durch den Kopf, aber ich hatte keine Antwort. Mir liefen unaufhörlich die Tränen über die Wangen. Nach ein paar Minuten liefen Notärzte ins Studio. Sie hatten Germán im Schlepptau. Er lief als erstes zu Vilu und terrorisierte den behandelnden Arzt. Irgendwann fragte er nach dem unterrichtenen Lehrer und Pablo zeigte schweigend auf mich. Germán starrte mich eine Zeit lang an, was mich noch mehr zum weinen brachte.
Am liebsten würde ich mich in seine starken Arme werfen, aber Maria ist erst ein paar Wochen tot und es fühlte sich falsch an. Er stand langsam auf und kam auf mich zu. Ich hatte Angst vor seiner Reaktion. Ich stand auf und ging ein paar wackelige Schritte auf ihn zu. "Germán, ich..", fing ich an, doch er nahm mich einfach in die Arme. Ich fing wieder an zu schluchzen und sank in mich zusammen. Germán fing mich auf und ließ mich langsam auf den Boden. Er setzte sich neben mich und bettete meinen Kopf auf seiner Brust und fing an sanft über meinen Rücken zu streichen. "Der Arzt meint, sie hätte zu wenig gegessen und deswegen hätte sie einen schweren Schwächeanfall. Sie würden sie jetzt erst Mal in ein künstliches Koma verlegen." Ich fing an zu zittern. Germán rief einen Arzt zu uns. Er untersuchte mich. "Sie hat einen schweren Schock. Wir nehmen sie mit ins Krankenhaus. Sie muss eine Nacht zur Beobachtung da bleiben und wir werden ihr ein Beruhigungsmittel verabreichen", meinte der Arzt nach der Untersuchung. Er zog eine Spritze auf und mir wurde bewusste, dass ich diese Spritze bekommen sollte. Ich versuchte mich krampfhaft aus Germáns Umarmung zu befreien, doch es schien als hätte er den Braten schon längst gerochen. Er hielt mich mit sanfter Gewalt fest. "Angeles, beruhige dich. Ich bin doch da", murmelte Germán leise auf mich ein. Ich nickte wild und drückte meinen Kopf fest und panisch an seine Brust. Ich war total angespannt, als der Arzt meinen Arm nahm. "Entspannen Sie sich bitte", meinte der Arzt desinteressiert. Ich lachte ironisch.
Ich versuchte meinen Arm locker zuhalten. Doch es funktionierte nicht ganz so wie ich es wollte... Oder eher wie der Arzt es wollte, denn ich wollte es schließlich überhaupt nicht. Wieder versuchte ich zu flüchten, schaffte es aber nicht, dafür ist Germán einfach zu stark. Bockig wie ein kleines Kind, ließ ich mich locker in Germáns Arme zurück sinken. Der Arzt nahm erneut meinen Arm und ich drückte mein Gesicht fest an Germáns Brust. Der Arzt schlug hemmungslos die Spritze in meinen Arm, sodass ich laut vor Schmerz aufschrie. So schnell wie die Spritze in meinem Arm war, so war schnell war sie wieder draußen. Der Arzt ging wieder zu Vilu. Ich rieb mir den schmerzenden Arm. "Aua!", murmelte ich leise. Ich beobachtete die Ärzte wie sie Vilu bewusstlos in den Rettungswagen brachten. Kurz darauf kamen sie wieder, nur um mich unsaft auf die Beine zu zerren und mich ebenfalls in den Rettungswagen zu schleifen. Germán stieg in seinen Wagen und ich vermutete, das er uns folgen würde. Die ganze Fahrt über haben mich die Ärzte über Violetta ausgefragt. Ich bekam nur die Hälfte mit und die Ärzte wiederholten die Fragen ein paar mal. Doch meine Gedanken hingen einzig und alleine an Violetta. Ich war mir nicht mal sicher, ob ich die Fragen richtig beantwortet habe. Mir kamen wieder die Tränen hoch, doch dann blieb der Wagen stehen und wir durften raus.
Eine Krankenschwester des Krankenhauses drückte mich auf einen Rollstuhl, wo gegen ich erst einmal protestierte, es dann aber doch zuließ, weil mir schwindelig wurde. Sie fuhr mich auf mein vorläufiges Zimmer, wo mich Germán schon erwartete. "Ich darf noch nicht zu Violetta... Sie wollen zusehen, dass sie sie so schnell wie möglich wieder aus dem künstlichen Koma holen können." Ich nickte nur schweigend und setzte mich auf mein vorläufiges Bett. Germán beobachtete jede einzelne Bewegung von mir. "Bist du nicht sauer auf mich?", fragte ich vorsichtig. Er schüttelte den Kopf. "Nein, bin ich nicht. Ich hätte ja auch bemerken sollen, dass Violetta weniger ist, als früher. Da kannst du nichts für..." Er schwieg nun nachdenklich. Ich sah aus dem Fenster. Draußen schien die Sonne und alles was ich sah waren riesige, graue Gebäude. Ich seufzte. Wie gerne würde ich heute Abend die Sterne sehen... Aber so etwas ist unmöglich im Herzen von Buenos Aires. Germán stand auf und kam auf mich zu. Ich deutete ihn, dass er sich setzen sollte, was er auch tat. Er legte seine Hand auf mein Bein. "Dir ist bewusst, dass das alles nur passiert ist, weil Maria gestorben ist, oder?", fragte er mich. Ich starrte ihn ungläubig an. "Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?", flüsterte ich leise. Ich spürte die Wut in mir lodern. "Was hast du gesagt?", fragte Germán vorsichtig nach.
"DU MACHST MARIA DAFÜR VERANTWORTLICH, DASS DEINE TOCHTER IM KRANKENHAUS IM KOMA LIEGT UND ICH WEGEN EINEM SCHWEREN SCHOCK? SAG MAL TICKST DU NOCH GANZ SAUBER?", schrie ich ihn an. Er war total verwirrt über meine Reaktion. "VERSCHWINDE! ABER SOFORT! ICH WILL DICH NICHT MEHR HIER SEHEN!", fauchte ich ihn an. Traurig sah er mir in die Augen, hob seine linke Hand zu meinem Gesicht und er wollte die aufkommenden Tränen von meiner Wange wischen, doch ich drehte meinen Kopf weg. "Raus, aber sofort!", murmelte ich so laut, das er es noch hören konnte. Er stand auch auf und stellte sich in die Tür. "Wir sehen uns noch, Angeles...", sagte er leise. Mir zerbrach gerade das Herz, aber das hatte er verdient. "... Ich vermisse dich jetzt schon, Angie." Somit verließ er dann mein Zimmer. Ich legte mich hin und drückte mein Gesicht in mein Kopfkissen und fing anzuweinen. Ich musste meinen Frust irgenwie von mir runterbekommen... Das war einfach meine Taktik...
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Tanzen ist das was mich ausmacht ✔
FanfictionFortsetzung von 'Singen ist das was mich ausmacht'. Nach Violettas Geburtstag hat Maria einen tödlichen Unfall... Violetta ist am Boden zerstört. Angie versucht so gut es geht die Familie auf andere Gedanken zu bringen, das sie ihre eigenen Gefühle...