Kapitel 11

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Nach einer viel zu kurzen Nacht wurden die drei im Morgengrauen von ihrem Guide geweckt.
Julian schlug als Erster die Augen auf und musste grinsen, als er sah, dass Felix und Florentine wieder aneinandergekuschelt geschlafen hatten. Übermorgen würden sie abreisen. Ob Felix die Wette vielleicht doch noch gewinnen würde?

Julian rappelte sich auf und verschwand, bewaffnet mit seiner Zahnbürste, aus dem Zelt.

Florentine schlug die Augen auf. Ihr Kopf lag auf Felix Brust und er hatte einen Arm um sie gelegt.
So hatte sie schon lange mit niemandem mehr die Nacht verbracht. Sie atmete tief ein - wie konnte dieser Mann nach einem Tag ohne duschen immer noch so gut riechen?!

„Morjens..." brummelte Felix und streichelte über Florentines Rücken.
„Guten Morgen..."
„Hast du gut geschlafen?" fragte er und schielte zu ihr runter.
„Ja. Ziemlich gut. Und du?"
„Ich auch..."
„Los, steht auf, ihr Schlafmützen. Es geht gleich weiter." unterbrach Julian die beiden.
Schnell befreite Florentine sich aus Felix Umarmung, kramte ihre Sachen zusammen und verschwand im Toilettenzelt, um sich frisch zu machen.

„Danke, Alter. Was unterbrichst du uns denn?" mopperte Felix seinen Bruder an.
„Ey, du hattest ewig Zeit, jetzt brauchst du dich auch nicht mehr zu bemühen..." meinte Julian und räumte seine Sachen zusammen.
„Ick glaub, ich hab sie..." fing Felix an, verstummte aber, als er Schritte vorm Zelt hörte.

Ihr Guide strecke den Kopf ins Zelt. Felix atmete erleichtert aus, er hatte schon befürchtet, dass Florentine seinen letzten Satz gehört haben könnte.

„Fertig? Geht in zehn Minuten los."
„Äh jo, muss noch eben..." murmelte Felix, begann sich umzuziehen und seine Klamotten in den Rucksack zu stopfen. Als er aus dem Zelt krabbelte, kam ihm Florentine entgegen.
„Geht gleich los." informierte Felix sie.
„Ok, muss noch eben meine Sachen packen..." sagte sie und verschwand im Zelt.

Sie hatte Felix gar nicht richtig in die Augen schauen können, weil sie nicht wusste, wie sie sich ihm gegenüber nach der Nacht verhalten sollte.
Hatte er ihr wirklich einen Kuss auf die Wange gehaucht? Oder hatte sie sich das nur eingebildet? Vielleicht auch ein bisschen gewünscht?
Grübelnd packte sie ihre paar Habseligkeiten in den Rucksack und krabbelte dann wieder aus dem Zelt wo Julian schon stand.

„Alles gut?" fragte er und zog an seiner Zigarette.
„Hmm..." Florentine nickte und lief zum Treffpunkt.

Durcheinander gebracht hatte sein Bruder sie auf jeden Fall, dachte Julian und folgte ihr mit ein bisschen Abstand.

Nach einer nicht ganz so langen Wanderung kam die Gruppe wieder am Startpunkt an, wo schon Jeeps warteten, um sie wieder zum kleinen Bungalow Dorf zu bringen, wo jeder sein zurückgelassenes Gepäck holen konnte, bevor die jeweiligen Grüppchen wieder zurück zum Fähranleger oder zur nächsten größeren Stadt gefahren wurden.

Auf der kleine Fähre wurde Florentine, die ziemlich schweigsam während des Abstiegs und der Fahrt gewesen war, von einer Arbeitskollegin angesprochen und die beiden Frauen setzten sich zusammen, um sich zu unterhalten.

Das passte Felix gar nicht. Er hatte das Gefühl, dass dieser kleine, feine Faden, den er gedacht hatte geknüpft zu haben, so wieder zerschnitten wurde. Es störte ihn gar nicht so sehr wegen der Wette. Die 100€ würde er Julian so oder so geben.

Morgen würden sie abreisen und am liebsten würde Felix auf Gili Air bleiben, um Florentine weiter kennenlernen zu können.
Er konnte es sich jetzt kurz vor Ende seines Aufenthaltes erst eingestehen, aber er mochte Flo ein bisschen mehr, als er sollte.

Und das ärgerte ihn.

Jahrelang hatte er keine Frau mehr kennengelernt, die ihn wirklich interessiert hatte.
Fürs Bett hatte er immer jemanden gefunden und war was das anging auch wirklich kein Klosterschüler.

Ananas zum Frühstück (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt