Kapitel [18]

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Nachdem sie sich die alte sowie die neue Karte eingeprägt hatten, erschuf Xingming für alle Fälle eine Kopie der Aktuellen. Lan Zhan meinte zwar, dass dies nicht vonnöten wäre, jedoch bestand der Sternenlord darauf. Yanlou flüsterte Lan Zhan zu, er solle ihn lassen, er wüste doch wie er sei. Lan Zhan quittierte dies mit einem versteckten Lächeln. Kurz darauf standen sie, wie zuvor besprochen, an der Grenze zum Dämonenreich. Feng Huang wollte nicht, um einen Konflikt zu vermeiden, einfach so in dies nun friedliche Reich eindringen. Daher machten sie sich zu Fuß weiter auf und erreichten schon bald die erste Siedlung. Lan Zhan beschlich ein merkwürdiges Gefühl und teilte es den anderen direkt mit. Auch den anderen war etwas aufgefallen. Von Weitem konnte man nichts erkennen, alles schien friedlich, jedoch, als sie die Siedlung betraten, zeigte sich ihnen ein Bild der Verwüstung. Sie teilten sich auf und sahen in jede Hütte. Als sie sich in der Mitte wieder zusammen fanden, schüttelte jeder nur seinen Kopf. Die Siedlung war seit Tagen verlassen. Alles deutete auf einen überstürzten Aufbruch, doch Feng Huang war sich nicht sicher, ob es Flucht oder ein Zusammentrieb war. Sie beschlossen, sich erneut aufzuteilen und in den angrenzenden Dörfern nach dem Rechten zu sehen, um sich anschließend vor den Toren der kleinen Hauptstadt zu treffen. Nach einer Weile erreichten sie fast zeitgleich die Tore, die allerdings nicht mehr vorhanden waren. Unter größter Vorsicht näherten sie sich. Der Wind drehte und ihnen wehte ein übler Geruch entgegen. Jeder von ihnen bedeckte sofort Mund sowie Nase mit ihren Armbeugen, selbst Yanlou ertrug den Gestank nicht. "Was bei allen Gerichtshöfen ist hier vorgefallen?" Lan Zhan, der bereits weiter vorgedrungen war, blieb, wie zur Salzsäule erstarrt, stehen. Feng Huang, der ihm rasch gefolgt war, schrie sofort nach hinten, dass Xingming nicht näher kommen sollte. Doch, zu spät. Was er dort sehen musste, drehte ihm den Magen um und er erbrach sich augenblicklich. "Geh zurück und warte auf uns." Noch hustend und würgend verneinte Xingming. "Schon gut, schlimmer kann es wohl nicht werden." Yanlou, der in der Zwischenzeit in eine nahegelegene Gasse gegangen war, kam zurück und bekräftigte Feng Huangs Aussage. "Hör auf den alten Phönix, es ist schlimmer." Yanlous Augen funkelten dunkel und er bebte vor Zorn. Nachdem Lan Zahn und Feng Huang ebenfalls nachgesehen hatten, konnte Xingming ihnen am Gesicht ablesen, dass Yanlou damit recht hatte. Selbst für den hart gesottenen Gott des Todes war dieser Anblick ein Häppchen zu viel. "Er ist definitiv ein Monster. Kinder, das waren noch Kinder. Selbst in Äonen werde ich diese Bilder nicht mehr aus meinem Kopf bekommen." Für die sanfte Seele von Xingming war dies nun endgültig zu viel und er fing hemmungslos an zu weinen. "Yanlou!" Feng Huang schüttelte missbilligend seinen Kopf. Bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leichen von Erwachsenen war schon schwer zu verkraften, doch jetzt wusste Xingming, dass auch die Kinder nicht verschont wurden. Lan Zhan stand nur stumm und mit stoischem Blick an der Seite, doch Feng Huang konnte es in seinen Augen erkennen. In ihm tobte ein Sturm, der nicht mehr lange zu bändigen war. "Es wird Zeit, dem ein Ende zu setzen. Wir sollten jetzt zum verbrannten Land aufbrechen. Ich denke, dort werden wir die Überlebenden finden, die sich dem Fürsten unterworfen haben." Nur einen Fingerschnipp später standen sie dort, wo sich die Barriere befinden sollte. Die Befürchtung, dass sie gefallen sei, bestätigte sich. Vor ihnen erstreckte sich, so weit das Auge reichte, eine trostlose, karge Landschaft, in der kein Leben existierte. Der Himmel war vollkommen mit einer dichten, dunklen Wolkendecke bedeckt. Die Finsternis wurde vereinzelt durch einen Blitz erhellt, dass dem Gesamtbild etwas Bizarres gab. Lan Zhan hatte das Gefühl, sich im Inneren eines erstarrten Vulkans zu befinden, der dennoch jederzeit erneut auszubrechen drohte und alles verschlang, was sich in seiner Reichweite befand. Sie sahen sich der Reihe nach an und nickten bestätigend. Gemeinsam traten sie über die Grenze, bis auf Yanlou. Lan Zhan, der das Zögern bemerkte, drehte sich zu ihm um. "Yanlou?" Daraufhin blieben Feng Huang und Xingming ebenfalls stehen und sahen Yanlou abwartend an. Doch er schüttelte nur den Kopf. "Ich werde euch nicht begleiten. Wir können nicht riskieren, dass dieses Monster erneut entkommt. A-Yings Amulett kann mein Siegel nicht brechen. Doch ist die Verbindung zur Unterwelt dünner, als ich erwartet habe. Ich muss hier bleiben, damit die Barriere stabil bleibt." Lan Zhan nickte verstehen, legte Yanlou eine Hand auf die Schulter, beugte sich vor und flüsterte ihm ins Ohr. "Egal, was auch geschieht, versuche nicht uns zu retten, sondern versiegle sofort die Barriere. Es stehen zu viele Leben auf dem Spiel." Lan Zhan erhob sich und sah Yanlou direkt in die Augen. Yanlous Wangenmuskeln zuckten, jedoch gab er ihm blinzelnd zu verstehen, dass er dieser Anweisung Folge leisten würde. Um Lan Zhans Mundwinkel zuckte ein bitteres Lächeln. Leb wohl, alter Griesgram, es war mir eine Ehre dich gekannt zu haben. Ohne ein weiteres Wort wandelte sich Lan Zhan in Yang und erhob sich in den düsteren Himmel. Yanlou schloss für einen Moment seine Augen, da ihn der plötzliche Lichteinfall blendete. Yangs Form war genauso wunderschön, wie der von Yin. Auch er pulsierte im Inneren, nur dass es bei Yang gleißendes Licht war. Xingming folgte seinem Beispiel und stieg ebenfalls empor. Yanlou hatte auch ihn zuvor nie so gesehen. Der Sternenlord strahlte heller als jeder Stern am Nachthimmel, zudem folgte ihm ein Schweif, wie bei einem Kometen. Als jedoch der Feuervogel sich kreischend in die Lüfte schwang, hatte man das Gefühl, der gesamte Himmel würde brennen. Wie durch ein stummes Kommando stoben die drei auseinander. Während Yanlou mit dem Aufbau der Barriere begann, sah er ihnen wehmütig nach. Bitte kommt heil zurück und bringt A-Ying mit.  

Soulmate III: Shackles of DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt