13. Kapitel

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Der Kälte Schweiß floss über meinen ganzen Körper, während mein Körper immer stärker zitterte und mein Herz mit jeder weiteren Sekunde schneller schlug. Die Verbände klebten wie eine zweite Haut an meiner Haut. Tränen liefen über meine Wangen.
Scheiße, scheiße.

Die Luft um mich wurde immer dünner, als ob ich nicht mehr atmen konnte. Mein ganzer Körper zitterte immer stärker, während ich das Gefühl hatte, jeden Moment zu ersticken.
Tief ein- und ausatmen, es ist nicht real.
Ich wiederholte es immer wieder in meinem Kopf, während ich versuchte, meinen Atem wieder zu kontrollieren. Mein Brustkorb senkte sich, trotz des Zitterns, gleichmäßiger und langsamer. Doch das Gefühl, gleich zu sterben, ließ nicht nach, obwohl ich wusste, dass es nicht real war. Es war nicht real, die Angst war nicht real.

Obwohl ich das wusste, konnte ich meinen Körper nicht wieder unter Kontrolle bringen.
Ich zwang mich dazu, mich aufrecht aufzusetzen, dabei ging zwar ein scharfer Schmerz durch meinen Brustkorb, aber ich ignorierte es. Zum Glück war es stockdunkel, sodass ich die Verletzungen nicht sehen konnte, was vermutlich besser war.
Ein Zittern erschütterte wieder meinen ganzen Körper, während ich die Tränen aus meinem Augenwinkel wischte, obwohl sofort neue flossen.

Doch in dem Moment wurde die Tür geöffnet, das Licht erleuchtete den Raum und Damiano trat ein. Sofort sah ich weg und versuchte mir so schnell wie möglich die Tränen wegzuwischen, damit er es nicht bemerkte.
Die Angst ist nicht real.
Ich durfte nicht zittern, denn ich wollte nicht, dass er mich so sah.
Damiano schloss die Tür und kam zu mir, ich blickte zu Boden, doch dann hob ich meinen Kopf und unsere Blicke trafen sich.

Mehrere Sekunden lang war es totenstill im Raum, das einzige Geräusch, das zu hören war, war mein viel zu schneller abgehackter Atem.
Zögernd musterte ich Damiano. Seine Haare standen nicht mehr in alle Richtungen ab, wie heute Morgen, sondern waren ordentlich nach hinten gekämmt, bis auf die eine Haarsträhne, die in seine Stirn fiel. Er sah definitiv besser als vorhin aus, während ich wahrscheinlich noch schlimmer aussah, mit meinen verheulten Augen und dem kalten Schweiß auf meiner Haut.

Damiano setzte sich neben mich aufs Bett, seine Hand strich in langsamen Bewegungen über meine Haare, als wollte er mich wie einen kleinen Hund beruhigen.
»Atem langsam Ella, versuch dich zu entspannen«, flüsterte er an meinen Haaren.
Woher wusste er es?
Die Frage brannte mir auf der Zunge, doch ich versuchte zuerst wieder normal zu atmen und das Zittern meines Körpers wieder unter Kontrolle zu bekommen.
In meinem Kopf stellte ich mir vor, wie es war, auf einer Schaukel zu sitzen, mit einem Gelato Italiano und den Sonnenstrahlen im Gesicht. Ein sorgenfreier perfekter Ort, an dem es keine Narben, Panikattacken und Mafiosi gab.

Eine Ewigkeit lang herrschte einfach nur Stille im Raum, während Damianos Hände beruhigend durch meine Haare strichen.
Meine Atmung war wieder normal und die Angst war aus meinem Körper verschwunden, aber ich konnte mich trotzdem nicht entspannen. Denn der stechende Schmerz in meinem Brustkorb schien nicht abzunehmen, doch ich wollte es mir nicht ansehen, da ich genau wusste, es würde alles noch schlimmer machen.

Es hätte mir egal sein müssen, da ich wusste, dass ich nicht mehr lange zu leben hatte, doch das war es nicht. Verdammt.
Eine Träne rann über meine Wange.
Das Schicksal ist ein mieser Verräter, John Green hatte einfach damit recht.
Doch ich schob den Gedanken von mir, es hatte keinen Zweck, Schicksal war Schicksal, ändern konnte ich nichts, gar nichts.
»Seit wann hast du sie?«, fragte Damiano.
Ich schluckte den Kloß in meinem Hals runter, es sollte einfach in der Vergangenheit bleiben.
»Ist es wichtig?«
Damiano ließ meine Haare abrupt los und sah mir in die Augen.

»Für mich ist es wichtig«, antworte er, dabei konnte ich Wut aus seiner Stimme heraushören.
Doch seine Antwort machte mich noch wütender.
Verdammt noch mal, warum sollte es für ihn wichtig sein?
»Warum? Weil du, meine Sterbehilfe bist, damit du kein schlechtes Gewissen hast, wenn ich tot in einer Ecke liege und ich deine Nutte war, wie dein Vater sagte?«, fuhr ich ihn wutentbrannt an. Ich bereute es nur eine Sekunde später, aber ich nahm meine Worte nicht zurück, ich konnte es einfach nicht.
Damianos Arme schienen sich merklich anzuspannen, während er seine Zähne noch stärker zusammen biss.

Lontano. Bis wir uns wiedersehen.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt