46. Kapitel

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Die Sonne war hinter den Wolken verschwunden und damit die Kälte noch stärker zurückgekehrt. Meine Arme spürte ich kaum noch durch das eiskalte Wasser und die Wellen, die mich immer wieder erfassten und vor Kälte erschauern ließen.

Ich fühlte nur den Schmerz von hunderten Nadeln in meiner Haut. Eine Träne rann über meine Wange, als ich meine verkrampften Arme dazu zwang über dem Wasser zu bleiben, um weiter auf dem Wasser treiben zu können.

Es wollte nicht aufhören, das Klappern meiner Zähne und der unendliche Schmerz der überall war. Ich fuhr über meine trockenen, blutigen Lippen. Schmeckte den metallischen Geschmack auf meiner Zunge, der mich meinen Durst nach Wasser verdrängen ließ.

Ohne dass ich etwas dagegen tun konnte, schlossen sich meine Augen für mehrere Sekunden. Ich ließ mich in das Gefühl der Ruhe fallen, so unendlich erschöpft war ich.

Aber ich riss meine Augen wieder auf, starte in den grauen Himmel, Tränen verschwommen meine Sicht auf alles um mich herum. Wenn ich jetzt meine Augen schloss, würde ich sie nie wieder öffnen.

»Helft mir doch, bitte«, wimmerte ich in der Kälte, obwohl ich wusste, niemand würde mich hier auf offenem Meer hören können.

Meine Arme bewegten sich gegen die enorme Kraft der Wellen, trotz des Schmerzes. Ich biss auf meine Lippen, um den Schmerz nicht mehr zu spüren.

Aber es tat so weh und mit jeder neuen Welle, die auf meinen Körper traf, wurden meine Muskeln immer tauber.

Raben können fliegen.

Ich nicht.

»Ich will leben, bitte ...«, flüsterte ich mit vor Kälte bebenden Lippen. Ich hielt meine Augen offen, trotz der Müdigkeit, starrte in den Himmel.

Aber ich durfte nicht aufgeben. Obwohl ich genau wusste, dass jedes Jahr tausende Menschen hier ertranken.

Ich würde alles dafür geben, meine Geschwister noch einmal zu sehen und die Sonne auf meinem Gesicht zu spüren.

Ich würde alles dafür geben, meine Geschwister noch einmal zu sehen und die Sonne auf meinem Gesicht zu spüren

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Verschwommen nahm ich ein Licht wahr. Ein grelles blaues Licht, das in der Dunkelheit näher kam. Ich blinzelte die Tränen weg, um es noch besser zu erkennen.

Mein Atem stockte, als ich das Schiff mit dem grellen Licht erkannte. Mein vor Kälte tauben Hände bewegten sich schneller durch das Wasser.

»Kommt her«, flehte ich, so laut wie ich konnte, doch selbst in meinen Ohren hörte sich meine Stimme kaum mehr als ein Hauchen an.
Aber das Licht bewegte sich nicht mehr, sondern blieb stehen, viel zu weit weg von mir.

Tränen traten wieder in meine Augen. Niemand würde mich retten können, genauso wie ich Bella nicht retten konnte.

Bella, sie musste einfach noch leben.

Vielleicht schwamm sie weiter von mir weg, das war die einzige Hoffnung, an die ich mich klammern konnte. Eine Hoffnung die in Wirklichkeit nur eine Lüge war.

Ich atmete gegen die Stiche des eiskalten Wassers, den Schmerz, den ich nicht ignorieren konnte.

Mein von Tränen verschwommener Blick, richtete sich wieder auf den Himmel. Obwohl es stockdunkel war dies auf ein paar Sterne, bildete ich mir einen dunklen Umriss ein. Oder ich bildete ihn mir doch nicht ein, denn ich hörte ein Rauschen über mir, dass langsam lauter wurde. Es war das Rauschen eines Helikopters.

Plötzlich packte mich jemand von hinten, umfasste meine Taille und hielt mich so über Wasser. Unter mir spürte ich den Neoprenanzug und den harten Kunststoff der Taucherflossen, die meine Beine streiften.

Ich hatte keine Kraft mich zu wehren gegen den Griff zu wären, dafür waren meine Muskeln viel zu erschöpft.

»Ganz ruhig, ich bin ein Carabinieri, wir helfen dir«, erklärte er mit fester Stimme, bevor er sich in Bewegung setzte und mich mit sich zog.

Die Carabinieri.
Ich konnte nichts mehr sagen, als Tränen der Dankbarkeit in meine Augen traten. Erleichterung durchfuhr mich, sie würden mir nichts tun.  Meine Muskeln gaben nach und ich ließ mich von ihm mitziehen.

»Bella ... ihr müsst sie retten ...«, flüsterte ich noch mit letzter Kraft, ehe mich die Kälte überwältigte und in die unendliche Dunkelheit fallen ließ.

~642

*Die Carabinieri sind die Militär Polizei in Italien, sie gehört nicht zu der normalen Polizei

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*Die Carabinieri sind die Militär Polizei in Italien, sie gehört nicht zu der normalen Polizei.

„Nothing i can do anymore“

~Control von Zoe Wees

Lontano. Bis wir uns wiedersehen.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt