23. Kapitel

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Er holte aus und traf mit solcher Wucht meine Wange, dass ich zur Seite auf den Boden geworfen wurde.

Ich schmeckte den metallischen Geschmack von Blut auf meinen Lippen, als Tränen vor Schmerz in meine Augen traten. Er hatte mich geschlagen, wie einen seiner Handlanger. Einen seiner verdammten Untergebenen.

Mühsam rappelte ich mich vom Boden wieder auf, sah meinem Vater wieder ins Gesicht, obwohl meine Beine mit jedem Moment stärker erzitterten. Meine Wange brannte vor Schmerz - einem Schmerz, der sich auf meinem ganzen Gesicht ausbreitete.

»Hast du deinen Verstand verloren? Reicht es dir nicht, von allen verachtet zu werden!«, schrie er mich wütend an, dabei wurde sein Gesicht immer röter. Er schien seine Wut nicht mehr zu kontrollieren, ihr freien Lauf zu lassen.

Mein Herz schlug immer schneller, während ich weiter nach hinten zurückwich. Weg von ihm, so viel Abstand zwischen uns zu bringen, wie nur möglich.

»Du verschwindest für fünf Stunden vom Unfallort, mit irgendeinem Fremden, weißt du was du machst!«, schrie er mich weiter an, als ich immer weiter nach hinten zurückwich, bis ich gegen jemanden knallte, der mich an meinen Armen packte.

»So sieht man sich wieder, Ella!«, flüsterte Giulio hinter mir. Augenblicklich erstarrte ich, das Gefühl seiner Hände auf meiner Haut wurde schier unerträglich, doch ich konnte nichts unternehmen. Denn mein Vater tat nichts dagegen, genauso wie seine Bodyguards um uns herum.

Mein Körper zitterte immer stärker, als Tränen der Verzweiflung und des Schmerzes über meine Wangen liefen.
Giulios kalte, raue Hände gruben sich fester in meine Haut, ließen mir keine Möglichkeit zu entkommen.

»Bitte ... ich habe nichts getan, sie haben uns angegriffen ...«, versuchte ich schluchzend zu erklären, doch das Gesicht meines Vaters blieb versteinert und emotionslos. 

»Du hast genug für uns getan ... es ist meine letzte Warnung, Ella!«, fuhr er mich wieder an, dabei hallte seine Stimme in dem Raum nach.
Dieser Mann war mein Vater, Übelkeit stieg in mir auf. Ich erkannte ihn nicht wieder, so unglaublich wütend.
Was tat ich hier ... Ich hatte die Regeln nie gebrochen und dennoch war das Eis unter mir gebrochen, jetzt schwamm ich im eiskalten Wasser.

Indem ich jeden Moment sterben konnte.

Giulio ließ einen Arm los und strich mit seiner freien Hand unter dem Mantel über meinen Oberschenkel. Seine Finger strichen höher unter mein Kleid über meine nackte Haut.

Einen Moment lang verfiel ich in Schockstarre, konnte mich nicht bewegen. Nichts gegen ihn unternehmen, so sehr lähmte mich die Angst.

Atme.

Doch ich packte, mit meinem freien Arm, seine ekelhafte Hand und vergrub meine Nägel so fest in seiner Hand, dass ich Blut spürte.
Blut, das unter meinen Fingern entlang lief, aber ich ließ nicht los, den Giulios Griff ließ nicht nach.
Er jaulte auf, als ich meinen Griff verstärkte, erst dann ließ ich seine Hand schwer atmend los.
Meine Hand zitterte und mein Herz schlug mir bis zum Hals.

Doch mein Vater sah weg, billigte Giulios Belästigung, mal wieder. Eine Träne lief über meine Wange, bei der Erinnerung an früher.

»Du darfst das Haus nicht mehr verlassen, nur unter Aufsicht und mit meiner ausdrücklichen Genehmigung, verstanden!«

Ich nickte nur schluchzend, nicht in der Lage, ein Wort herauszubringen, so unter Schock stand ich.

Mein Vater wandte sich von uns ab.

»Matteo, bring sie weg und lass sie nicht aus den Augen«, befahl er meinem Aufpasser, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen.

Giulio zog mich an meiner Hand so fest in Richtung der Tür, dass ich das Gefühl hatte, meine Hand würde von ihm gebrochen werden.
Er wollte mich büßen lassen.

Lontano. Bis wir uns wiedersehen.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt