Die Kunst der Verführung

Ein Anruf mit Folgen

Kurze Zeit später erhielt Sahra Wagenknecht auch schon eine Textnachricht von Alice. Oskar saß währenddessen neben ihr auf dem Sofa, sah dabei aber in die Glotze.

*Wie wäre es, wenn ich heute Abend nochmal bei dir vorbeikomme?*

Sahra hielt inne und starrte ausdruckslos auf ihr Handy. Sie spürte, wie ihre Wangen heiß wurden.

"Ist bei dir alles in Ordnung Sahra?", Fragte Oskar etwas besorgt als er ihren leeren Gesichtsausdruck vernahm.

Sahra nickte daraufhin nur stumm und widmete sich kurz darauf wieder ihrem Smartphone zu.

*Und wo soll ich Oskar in der Zwischenzeit hinschicken.*, Tippte Sahra die ironische Nachricht und schickte sie ab.

*Na in die Wüste...* schrieb Alice prompt zurück.

Sahra lächelte innerlich als sie es las, Antwortete aber zunächst nicht.

*Was ist los, du hinterhältiges Lenin-Luder? Wieso schreibst du mir nicht zurück? Fummelst du etwa gerade mit deinem Oskar rum?*

Zuerst zögerte Sahra als sie die Nachricht las, aber ihr Gefühl sagte ihr, dass sie sich darüber nicht aufregen sollte.

*Lass uns für heute damit aufhören Lille.*, Schrieb Sahra noch zurück, wartete aber nicht mehr auf eine Antwort von Alice und schaltete ihr Handy aus um sich zum schlafen hinzulegen.

Die Frage nach dem 'Warum' tust du das eigentlich alles', drängte sich langsam in Weidels Hinterkopf als sie nur einige Minuten später kuschelnd mit ihrer Lebensgefährtin auf dem Sofa lag und sie sich gegenseitig liebkosten, aber es war einfach zu reizvoll, um es zu unterlassen.

Dennoch... das Sahra sie 'Lille' genannt hatte, versetzte ihr nun doch einen kleinen Stich ins Herz... War es nicht zuletzt immer ihre Lebensgefährtin Sarah, die sie immer bei diesem Namen nannte?

...

Sonntag 21:00 Uhr

Sahra Wagenknecht sah in den Spiegel und steckte sich vorsichtig die Haare hoch. Sie war sich noch immer nicht ganz sicher, ob sie die Haare nun hochstecken oder offen lassen sollte, aber sie entschied sich am Ende doch wieder für die strenge Hochsteckfrisur. Sie dachte kurz an das zurück, was Alice ihr als letztes noch geschrieben hatte.

*Du solltest deine Haare wirklich mal offen tragen. Würde dir garantiert gut stehen.*

Sahra grummelte. Wenn Sie ihr Haar offen trug, fielen ihr immer wieder einige Strähnen ins Gesicht und das störte sie. Es hatte also nicht viel Sinn ihre Haare offen zu lassen. Schließlich gab sie es auf.

Genau in diesem Moment klingelte das Handy in ihrer Tasche. Sahra fischte es heraus und fragte sich, was Alice ihr wohl diesmal zu sagen hatte. Sie hielt sich das Telefon ans Ohr. "Hallo?"

Nicht etwa Alice Weidel war dort in der Leitung zu hören, sondern Sahras Rivalin, Katja Kipping...

„Hey Sahra, könntest du mir bitte heute Abend bei der Vorbereitung meiner Wahlkampfrede helfen? Außerdem habe ich noch etwas sehr wichtiges mit dir zu besprechen. Es ist etwas persönliches."

Sahra stöhnte innerlich. Es sah der dunkelhaarigen nicht ähnlich, Parteikolleginnen von ihr abzusagen, aber sie ärgerte sich wirklich gerade ihre Stimme zu hören, nach all den Intrigen die sie ihr angetan hatte.

"Tut mir leid Katja, aber ich kann dir nicht helfen." antwortete sie leise.

"Was? Warum nicht? Komm schon, du bist viel besser als ich, wenn es um innerparteiliche Politik geht!", Bettelte Katja und klang ein wenig verzweifelt.

Sahra konnte nicht anders, als zusammenzuzucken. Sie wusste das am folgenden Mittwoch eine Wahlkampfveranstaltung stattfinden würde und sie konnte verstehen, warum Katja Hilfe gebrauchen konnte. Katja war eine Person die gerne im Mittelpunkt steht, aber keine Handfesten Argumente bringen konnte.

"Ich habe heute Abend schon etwas anderes vor. Das ist auch etwas persönliches.", Sagte Sahra bestimmt.

"Das weiß ich doch schon... du und die Weidel sollt ja inzwischen ziemlich dicke Freundinnen geworden sein", Sagte Katja ganz beiläufig.

Sahras Gesicht wurde daraufhin kreidebleich und sie war nur froh das Katja es durch die Leitung nicht sehen konnte.

"Sag mal Sahra, bist du jetzt von allen guten Geistern verlassen oder warum triffst du dich neuerdings zusammen mit der AfD Fraktion zum Essen? Ich dachte ich sehe nicht richtig! Beinahe wäre mir das Herz stehen geblieben und das musst du zugeben; Ich habe deshalb einen ziemlich guten Grund um wütend auf dich zu sein!", redete sich die rothaarige in Rage.

Zuerst dachte Sahra daran, sich eine Lüge auszudenken, aber eine halbe Wahrheit sollte auch genügen.

"Dann habe ich ja damit auch einen sehr guten Grund um dir nicht zu helfen. Deine Ignoranz ist wirklich nicht auszuhalten. Und das möchte ich jetzt nochmal ganz deutlich unterstreichen. Frau Weidel und ich sind weder miteinander befreundet noch haben wir irgendwas anderes verwerfliches getan. Ganz gleich was sich die Männer da zusammen gesponnen haben."

"Aber Tino hat doch überall im Bundestag rumerzählt das du-"

"Ich bin den einen Abend mit ihr mitgefahren, da ich meinen Fahrer nicht erreichen konnte. Er war leider verhindert und während ich mir ein Taxi bestellen wollte, hat sie mir das Angebot gemacht mich mitzunehmen."

"Man nimmt keine Angebote von AfD'lern an! Und schon gar nicht von einer Alice Weidel!", Schrie Kipping sie an.

"Man führt auch keine innerparteilichen Machtkämpfe gegen Genossinen in der eigenen Partei. Schon gar nicht öffentlich! Das ist einfach nur schäbig und das weißt du auch!", Konterte Wagenknecht.

Am anderen Ende der Leitung war es plötzlich still bis Katja schließlich fragte:

"Und... was war davor los? Da bist du doch zu 'DENEN' an den Tisch gegangen. Das habe ich selbst gesehen!

"Das geht dich gar nichts an. Ich bin dir keinerlei Rechenschaft schuldig, bevor du nicht endlich mal ehrlich zu mir bist und mir sagst, was genau du an mir auszusetzen hast, ohne hintenherum um den heißen Brei zu reden. Das muss doch schließlich ein für allemal geklärt werden. Sonst sehe ich mich dazu gezwungen die Partei zu verlassen."

"Jetzt weiß ich was du vor hast Sahra. Du wolltest dich bei der AfD einschleimen, die Partei wechseln und uns Linken schließlich allen kaltblütig in den Rücken fallen!"

"Genau so ist es. Und dich werde ich als erstes stürzen!", Sagte Sahra sarkastisch und beendete das Gespräch mit einem frustrierten Seufzen.