Die Kunst der Verführung

Risiko

In den nächsten Tagen konnten sich Sahra und Alice im Bundestag nur aus der Ferne sehen und gingen dort auch kein weiteres Risiko ein, aus Angst davor, zu laut zu sein oder einfach mit heruntergelassenen Hosen auf der Damentoilette erwischt zu werden.

Zwischen den beiden Frauen baute sich somit eine beträchtliche sexuelle Spannung auf. Es frustrierte sie, ihre Gefühle füreinander nicht zeigen zu dürfen. 

Sie mussten die Finger voneinander lassen, und das war alles andere als einfach. Ein Ablenkungsmanöver musste her.

...

Es war gerade Mittagspause und Sahra wollte sich den letzten Joghurt von der Theke nehmen. Doch bevor sie das tun konnte griff eine filligrane Hand mit langen Fingern danach, kam ihr zuvor und stellte das Schüsselchen auf ihr eigenes Tablett.

"Tja, Frau Wagenknecht. Da hätten Sie wohl etwas schneller sein müssen." Spottete die Blondine, welche direkt hinter ihr in der Schlange stand.

"Das Sie nicht einmal den Anstand besitzen, eine einfache Norm, wie das Warten in einer Schlange zu befolgen, wundert mich nicht im Geringsten!" Entgegnete Sahra mit gespielter Empörung.

"Nun, dann dürften Sie ja wohl auch nichts dagegen haben, das ich mich vorgedrängelt habe." Stichelte Alice weiter. Es gefiel ihr, daß Sahra dieses Spiel mitmachte und lächelte stumm.

"Sie könnten sich wenigstens für ihre Rücksichtslosigkeit entschuldigen." Forderte Sahra.

Tino und Katja, welche hinter ihnen in der Schlange standen beobachteten die beiden, hielten sich aber zurück, denn es war üblich, dass Sahra und Alice plötzlich anfingen sich zu streiten, auch wenn es übertrieben lächerlich war, sich wegen eines Joghurts in den Haaren zu haben.

„Warum sollte ich? Damit Sie sich besser fühlen? Was kommt als nächstes? Erwarten Sie von mir, dass ich ihnen einen Entschuldigungskuchen backe?“ verhönte Alice und kam dabei unnötig nahe an Sahras Gesicht heran, um sie gespielt einzuschüchtern.

Künstliche Wut blitzte in Sahras Augen auf, als sie beide Arme dazu benutzte, um Alice entschieden von sich wegzuschubsen. 

"Kommen Sie mir bloß nicht zu nah, Frau Weidel!" Drohte Sahra ihr nun.

"Oh! Macht Sie das etwa wütend?!" spottete Alice weiter, als sie Sahra plötzlich an ihrem Blazer packte und sie auf ihre Augenhöhe zog. 

Tino und Katja entschieden sich nun doch dazu, einzugreifen, um die beiden auseinander zu bringen, bevor sie sich noch gegenseitig verletzten.

Tino packte Alice an den Schultern und Katja hielt Sahras Handgelenke fest und funkelte sie dabei wütend an.

"Sie fangen sich gleich eine, wenn Sie so weiter machen!" Drohte Sahra um ihren Standpunkt zu untermalen.

"Das würde ich gerne sehen! Versuchen Sie es doch mal!" Entgegnete Alice und bewegte sich grob in Tinos Griff. Dieser drehte Alice nun entschieden zu sich herum und blickte seine Kollegin ernst an.

„Jetzt hör doch endlich mal auf! Was zum Teufel ist denn nur in dich gefahren, Alice!?“ Knurrte Tino in einem sehr aufgebrachten Ton. 

Die Intensität in Alices Augen ließ sichtlich nach, als sie Tinos wütendem Ausdruck entgegenblickte, obwohl sie immer noch sehr präsent war.

"Ach, halt du dich doch da raus!" Sagte Alice wütend und versuchte ihn von sich abzuschüzteln. Doch Tino dachte gar nicht daran, seinen Griff zu lockern.