Erklärungsnot

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"Na dann viel Glück dabei!" Grinste Alice etwas schadenfroh.

"Er hat geschrieben, daß er gar nicht beim Kegeln gewesen ist. Stattdessen hat er etwas für mich gekocht und darauf gewartet das ich nach Hause komme." Meinte Sahra Betrübt, als sie die Nachrichten von ihm überflog.

"Oh, wie süß." Meine Alice mit Sarkasmus in ihrer Stimme und setzte sich auf, um Sahra anzusehen. Wie ernst sie jetzt auf einmal aussah.

„Was ist... was ist, wenn er schon längst dahinter gekommen ist und es mir nur nicht sagt?" Fragte Sahra unsicher.

"Ach Sahra, du traust diesem senilen alten Sack zu viel zu." Sagte die jüngere halb lachend. „Und selbst wenn er etwas vermutet, bin ich mir sicher, dass ihm niemals in den Sinn kommen wird, dass wir beide miteinander f*cken.“

„Jetzr hör doch mal damit auf das andauernd zu sagen!" Beschwerte sich die ältere.

"Was meinst du jetzt genau? Das er alt und senil ist oder das wir beide-"

"Alice!" Warnte Sahra und wünschte sich plötzlich das sie vorhin im Bundestag doch zugeschlagen hätte.

"Entschuldigung..." Gab Alice etwas kleinlaut von sich.

"Er ist weder dumm, noch senil. Er ist mein Mann und ich liebe ihn, okay?"

"Ja klar, verstehe und weil du ihn so sehr liebst steigst du andauernd mit mir ins Bett?" Meinte Alice tadelnd und fühlte sich etwas ausgenutzt.

"Alice! Früher oder später wird er es rausfinden.“ bemerkte Sahra, als sie gerade ihre Jacke zumachte. "Deshalb muss ich unbedingt mit ihm reden!"

Alice seufzte geschlagen. „Gut Sahra, geh und rede mit ihm. Ich will dich nicht aufhalten und werde erstmal das Bett neu beziehen, was deinetwegen mehr als notwendig ist. Ich will ja nicht das SARAH sich nachher noch in ein klatschnasses Bett legen muss.“ Entgegnete Alice und betonte dabei besonders den Namen ihrer Frau.

"Du warst genauso an der Sache beteiligt!" Rechtfertigte sich Sahra grummelnd und ignorierte dabei die kleine verbale Giftspritze der jüngeren.

...

„In Ordnung. Bis bald, Alice.“ Sagte Sahra, als sie sich die Haare inzwischen wieder hochgesteckt hatte und bereits in der Tür stand. Irgendwie wünschte sie sich, dass sie noch ein bisschen länger zusammen sein könnte; und sie fragte sich, was Alice in der Zwischenzeit wohl tun würde, sobald ihre Frau wieder bei ihr ist...

"Das war's? Noch nicht mal ein Abschiedskuss?" Schmollte Alice enttäuscht.

Sahra seufzte und hauchte ihr nun doch noch einen Kuss auf die Lippen, ehe sie sich auf den Weg zu Oskar machte.

...

"Sahra! Da bist du ja endlich!" rief Oskar und rannte auf sie zu, sobald sie die Wohnung betreten hatte. 

"Wieso bist du denn nicht nach Hause gekommen, nachdem du mir berichtet hast, das es dir so schlecht geht?" Fragte Oskar, als er seine Frau in die Arme schloss und seine Hände sanft auf ihre Schultern legte.

„Es geht mir inzwischen wieder etwas besser, Oskar. Tut mir leid, das du dir meinetwegen Sorgen gemacht hast aber es war heute wirklich ziemlich stressig, also musste einfach erstmal den Kopf frei bekommen, habe ich mein Handy auf lautlos geschaltet und bin spazieren gegangen… um meinen Kopf frei bekommen, verstehst du?“ Erklärte Sahra mit einem tiefen Seufzer.

"Du hättest mir doch wenigstens vorher kurz Bescheid geben können. Ich dachte du kommst gleich nach Hause und deshalb bin ich auch nicht zum Kegeln gefahren." Erklärte Oskar sachlich.

"Du bist doch vor einigen Tagen auch im Wald joggen gewesen, ohne mir vorher Bescheid zu geben." Rutschte es Sahra unbemerkt heraus.

Oskar sah sie skeptisch an. "Woher wusstest du denn, daß ich im Wald joggen war?" Wollte er nun wissen.

Vereinzelte Schweißperlen sammelten sich sogleich auf Sahras Stirn und auch ihre Hände wurden ganz feucht als sie nach einer plausiblen Antwort suchte.

"Na, dein... dein Trainingsanzug lag in der Dreckwäsche und unter deinen Schuhen hat noch Laub geklebt. Also bin ich davon ausgegangen, daß du im Wald gewesen und da gelaufen bist und naja, du bist nicht mehr der Jüngste... Was wäre passiert, wenn du gestützt wärst und dich niemand gefunden hätte?" Meinte Sahra mitfühlend und lenkte somit gekonnt vom Thema ab.

Oskar musste schmunzeln als er das hörte und antwortete:

"Ach Sahra Mäuschen, darüber musst du dir doch nicht den hübschen Kopf zerbrechen. Wie du weißt bin ich für mein Alter noch sehr gut in Form und meine Kondition ist ebenfalls sehr vielversprechend."

Sahra zuckte mit den Schultern und wünschte sich, dass das auch für andere Aktivitäten, als das Laufen gelten würde.

„Ich wollte dir keine Vorwurf machen, Sahra. Ich war nur besorgt um dich, weil ich vorhin von deiner Auseinandersetzung mit Frau Weidel erfahren habe."

Sahra schluckte. Das hatte ihr gerade noch gefehlt.

"Mir ist zu Ohren gekommen, das ihr euch beinahe geschlagen hättet. So kenne ich dich gar nicht. Du bist doch sonst immer so vernünftig." Meinte Oskar besorgt.

"Ja, es stimmt. Dieser Streit mit ihr war maßlos übertrieben und unnötig aber sie hat mich immer weiter provoziert und dann ist mir irgendwann der Geduldsfaden gerissen." Gab Sahra etwas beschämt von sich.

"Diese Faschistin hat sie doch nicht mehr alle. Aber irgendwie ist es schon seltsam, oder? Ich meine letzte Woche hat sie dich noch nach Hause gefahren... und nur ein paar Tage später, ist sie wieder so rücksichtslos zu dir." Sagte Oskar.

Sahra zuckte zusammen. Das Oskar sie so nannte, versetzte ihrem Herz einen Stich, obwohl sie wusste das er damit Recht hatte. Sie ist nunmal eine Faschistin und Mitglied in einer N*zipartei. 

Nach ihren Annäherungsversuchen hatte sie jedoch das seltsame Bedürfnis, diese Blondine verteidigen zu wollen. Stattdessen sie biss sich auf die Zunge und zog die Schultern hoch.

"Naja, vielleicht hat sie momentan Stress mit ihrer Frau und hat ihre Wut dann einfach an dir rausgelassen?“ Mutmaßte Oskar schließlich.

Sahra nahm an, dass es technisch gesehen sogar stimmte; Alice schien die ganze Woche über irgendwas frustriert zu sein... aber andererseits hatte der Mangel an Sex auch Sahra frustriert.

"Ja, so wird es wohl sein..." Stimmte Sahra ihm zu. 

Die Tatsache, dass sie und Alice vorhin einen Streit vorgetäuscht haben, machte sie nun stutzig und sie wünschte sich, das dieses Ereignis nie stattgefunden hätte.

"Ich merke das hat dich alles sehr aufgewühlt hat. Komm mit, lass uns erstmal etwas essen. Ich habe französisch für dich gekocht mein Liebes. Das magst du doch so sehr."

Sahra nickte lächelnd und folgte ihrem Mann ins Esszimmer. Während sie gemeinsam speisten hatte Sahra ein ganz flaues Gefühl im Magen. Sie verdiente es nicht, das er sich die Mühe machte für sie zu kochen. Sie verdiente überhaupt nichts, dachte Sahra betrübt.

Als Oskar sich nach dem Essen auf den Weg in sein Arbeitszimmer begab, bemerkte er seinen Trainingsanzug, welcher noch ungewaschen auf einem Stuhl lag. Er erinnerte sich daran, ihn nach dem Laufen selbst dorthin gelegt zu haben anstatt ihn, wie Sahra vorhin erwähnte in die Dreckwäsche zu tun.

Vielleicht sollte ich Frau Weidel mal einen Besuch abstatten und sie zur Rede stellen? Dachte Oskar.

Die Kunst der VerführungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt