Katja seufzte. „Ach Sahra, ich möchte doch bloß nicht, dass du von ihr verletzt wirst." Dabei legte sie ihre Hand erneut auf ihre Schulter und tätschelte sie sanft.Sahra runzelte die Stirn. Und dachte nach. Katja hatte recht, oder? Ihre Beziehung bestand doch ausschließlich aus Lust...
Im nächsten Moment spürte Sahra wie Katjas Griff mit einem mal etwas kräftiger wurde und zusätzlich bildete sich nun ein strahlendes Lächeln auf ihrem sonst so strengem Gesicht.
„Ich finde es ehrlich gesagt überhaupt nicht schlimm das du jetzt neuerdings auch auf Frauen stehst. Ich finde es nur schlimm das es nun ausgerechnet Frau Weidel sein muss." Meinte Katja mit Bedauern in ihrer Stimme.
Die Angesprochene starrte erneut beschämt zu Boden. Plötzlich hielt Katja inne und schien über irgendwas nachzudenken.
"Sag mal Sahra, wie fühlt sich das eigentlich an, eine Frau zu küssen? Ist bestimmt nicht viel anders als bei einen Mann, oder?" Lachte die Rothaarige unbeholfen.
"Nein, da irrst du dich! Es ist völlig anders! Es ist einfach viel sanfter und inniger!" Platzte Sahra heraus, denn ihrer Erfahrung nach fühlte es sich komplett anders an. Bei Alice fühlte sie so viel mehr als bei jedem Mann den sie bisher geküsst hatte. Und erneut fragte sich Sahra: War es tatsächlich nur Lust?
Katja sah ihr nun ziemlich geplättet entgegen. Dabei hatte sie ein seltsames Funken in ihren Augen, welches Sahra als sehr beunruhigend empfand.
"Auch wenn ich diese Person zutiefst verachte und es mehr als fragwürdig finde, das du gerade ihr verfallen bist, kann ich nur sagen das Frau Weidel riesiges Glück und einen sehr guten Geschmack hat." Meinte Katja trocken und starrte sogleich verlegen zu Boden.
Sahra fühlte sich nun komplett wie im falschen Film und konnte sich auf einmal nicht mehr von der Stelle rühren. Was sollte das bitteschön werden? Die Frau die ihr gegenüber stand führte schon monatelang Intrigen gegen sie. Dieses Kompliment war ja nun völlig fehl am Platz, wie Sahra empfand und noch bevor die Schwarzhaarige auch nur einen weiteren Gedanken fassen konnte, lehnte sich Katja auch schon dicht an Sahra heran. Das Herz der älteren begann vor Schreck zu rasen.
Im nächsten Moment presste Katja auch schon zögernd ihre Lippen auf die der älteren und legte anschließend ihre Hände auf ihre Schultern.
Zunächst erwiderte Sahra den Kuss hilflos, da sie vor lauter Überforderung nicht wusste, was sie tun sollte. Spüren tat sie rein gar nichts. Die Aufregung und das Glück, das damit einherging als sie Alice geküsst hatte... es war nicht da.
Als Katja den Kuss schließlich beendet hatte, sah sie Sahra erwartungsvoll an. Diese fühlte sich auf einmal ziemlich leer. Als wäre das eben nicht einmal ein Kuss gewesen. Ihre Lippen hatten sich lediglich berührt, ohne jegliches Gefühl.
Plötzlich verkrampfte sich Sahras Magen. Mit einem Mal verspürte sie entsetzliche Übelkeit.
"...Geht es dir nicht gut?" fragte Katja leise.
Sahra schüttelte den Kopf unter antwortete: „Ich... ich... Mir ist schlecht..."
Katja seufzte. „Tut mir leid. Ich hätte das nicht tun dürfen, Sahra." Meinte sie mit Reue und schüttelte mit dem Kopf.
"Was zur Hölle sollte das?!" Fragte Sahra ziemlich aufgebracht. Dabei hatte sie ein wütendes Funkeln in den Augen.
"Naja... wie soll ich es dir erklären? Ich bewundere dich und aus diesem Grund war ich auch immer so neidisch auf dich und gehässig zu dir." Nuschelte Katja immer noch verlegen.
Das hatte Sahra gerade noch gefehlt! Zuerst Alice und dann auch noch Katja! Sie konnte und wollte einfach nicht glauben was sie da hörte.
"Ich erzähle niemandem was zwischen Alice und dir vorgeht und dafür darfst du niemanden von diesem Kuss erzählen!" Forderte Katja schließlich aus dem Nichts heraus.
"Solange du nichts erzählst, ist dein Geheimnis bei mir sicher." Versicherte ihr Katja mit einem unschuldigen Augenaufschlag.
Sahra gab sich geschlagen und willigte ein. Sie konnte noch immer nicht ganz registrieren was gerade eben passiert war.
Sichtlich verwirrt taumelte sie in Richtung Saal zurück. Ihr war inzwischen nicht mehr nur übel, sie fühlte sich einfach verdammt schrecklich. Als ob sich ihr Kopf gleich anfangen würde, zu drehen.
Sie wusste, dass Katja hinter ihr herlief, und wollte sie nicht unnötig aus der Fassung bringen, also beschleunigte sie ihr Tempo etwas.
Sahras Tunnelblick richtete sich auf ihr Ziel, als sie sich ihren Weg zurück auf ihren Platz neben Alice bahnte.
Sie konnte ein anhaltendes Gefühl der Angst in sich spüren und setzte sich wieder neben die Blondine hin.
Beim Hinsetzen schien das Gefühl der Benommenheit zu verschwinden. Die Tatsache, dass sie nun wieder neben Alice saß, war in gewisser Weise tröstlich für die ältere.
Jetzt schienen die Dinge langsam klarer zu werden. Warum sich das Gespräch und dieser Kuss mit Katja so falsch anfühlte und warum sie sich in der Nähe von Alice so viel besser fühlte.
Es war ganz offensichtlich. Sie war Alice tatsächlich verfallen... Bei diesem Gedanken begann ihr Herz zu rasen.
Obwohl sie sich noch vor wenigen Minuten eingeredet hatte, daß ihre Beziehung lediglich aus Lust bestand und sie Alice nicht wirklich lieben durfte, tat sie es denoch. Sehr sogar. Mehr als alles andere. Wohlmöglich sogar mehr als ihren Mann.
Bei diesem Gedanken erschrak Sahra zutiefst und die Angst machte sich langsam aber Sicher in ihr breit.
Sie hatte nun keine Angst mehr davor, von Oskar abgewiesen zu werden aber sie hatte Angst davor, dass Alice nicht dasselbe für sie empfindet.
Zwar hatte Alice ihr das schonmal bestätigt, als sie ihr davon berichtet hatte, ihre Biographie gelesen zu haben aber so richtig glauben konnte Sahra es ihr zu diesem Zeitpunkt nicht, da es ihr zutiefst utopisch vorkam, daß diese Frau sie tatsächlich lieben könnte.
Aber am schlimmsten war es, das Gefühl der Freiheit zu verlieren, das sie so sehr liebte, wenn sie mit Alice zusammen war...
Sie hatte Angst, dass dieses Gefühl verschwinden würde, sobald sie Alice die Wahrheit erzählen würde.
Gedankenverloren und regungslos blieb Sahra zunächst auf ihrem Platz sitzen. Sie war mehr als verärgert darüber, daß Katja sie dazu gebracht hat, alles zu gestehen. Und sie war wütend über Katjas Geständnis. Was sollte sie Alice denn jetzt nur sagen?
„Also, was wollte die alte Giftnatter von dir?" Flüsterte Alice sogleich neugierig und lehnte sich dabei lässig auf ihrem Platz zurück.
Sahra zuckte zusammen, als sie Alices Stimme hörte. Als sie ihren Blick auf die Blondine richtete, wurde ihr bewusst, dass Alice sie direkt mit ihren Augen fokussierte.
Sie hatte ihr gerade eine Frage gestellt, oder?
„... Äh... sie hat..." Sahra konnte fühlen, wie ihr Gesicht rot anlief. Zu Sahras Glück war der Saal noch immer dunkel.
Alice hatte sie schon oft so direkt angesehen, warum war es jetzt so anders?
„... Sie... hat mit mir... über den... den... den Wahlkampf gesprochen..." Stammelte Sahra sich hilflos zusammen.
Na toll, jetzt konnte Sahra nicht einmal mehr zusammenhängende Sätze formulieren ohne dabei zu stottern.
Noch mehr zu ihrem Entsetzen starrte sie jetzt auch noch Janine von der anderen Seite an.
„Geht es dir nicht gut, Sahra?" fragte Janine mitfühlend.
Sahra drehte sich zu ihr um, um den fragenden Blick von Alice auszuweichen, begann zu nicken, hielt dann aber inne und antwortete: "Ich glaube ich bekomme Migräne." Antwortete sie schnell.
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Die Kunst der Verführung
FanfictionEine frei erfundene Story über Sahra Wagenknecht und Alice Weidel...