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Es fühlte sich real an, also musste es sich wohl um die Realität handeln.


Ich hatte mich dazu entschieden, die Stadt ein wenig unter die Lupe zu nehmen, in der Hoffnung, dass ich vielleicht doch noch auf irgendjemanden treffen würde. Seit gefühlten Stunden durchquerte ich selbst die kleinsten Gassen der einst prächtigsten Stadt Japans, jedoch ohne Erfolg. Wirklich jede einzelne Straße war komplett verlassen und mit jedem Schritt, den ich tätigte, verließ mich die Hoffnung immer mehr.

Supermärkte, Einkaufszentren, selbst Polizeistationen waren unbesetzt und teils komplett leergeräumt und verwüstet. Es wirkte wie ein schlechter Scherz und erinnerte mich beinahe schon an den Dystopie Roman, den ich mir letzten aus der Bibliothek geliehen hatte.

Ich musste einen Moment stehenbleiben, als meine Muskeln unter der Anstrengung der vergangenen Stunden protestierten und ich bemerkte, dass meine Lippen bereits trocken und rissig geworden waren. In der Aufregung hatte ich nicht daran gedacht, Wasser und Essen zu mir zu nehmen, weshalb mir erst jetzt bewusst wurde, wie schlecht mir nun vom Hunger und Durst geworden war.

Ich schluckte das Gefühl dennoch erst einmal wieder hinunter und setzte mich in Bewegung, während ich mir meinen Weg über den Highway bahnte, der sich still durch die Stadt zog. Als ich an einem Auto vorbeikam, bemerkte ich im Augenwinkel ein Telefon, welches achtlos auf dem Beifahrersitz lag.

Ein Funke an Hoffnung entflammte in mir und ich blieb ruckartig stehen, bevor ich die bereits entriegelte Autotür aufriss und mit zittrigen Händen nach dem Gerät griff. Im ersten Moment fühlte ich mich schuldig, einfach so das Eigentum anderer zu benutzen, doch ich durfte in einem Moment wie diesem nicht wählerisch sein.

Mit etwas mehr Druck als beabsichtigt versuchte ich das Handy anzuschalten, doch der Bildschirm blieb schwarz. Immer und immer wieder betätigte ich den Einschaltknopf, doch als das Telefon nach drei Minuten noch immer keinen Mucks von sich gegeben hatte, warf ich es achtlos zurück in das Auto und knallte frustriert die Tür zu. Der Akku musste wohl leer sein, dieses Pech konnte auch nur jemand wie ich haben.

Ich wandte mich von dem Auto ab und setzte meinen Weg vor, wobei ich nun darauf achtete, ob ich weitere Telefone finden konnte. Erst schien ich nicht wirklich Glück zu haben, doch als dann ein kleiner LKW in Sicht kam, probierte ich mein Glück erneut und versuchte die Beifahrertür zu öffnen. Wie auch beim Auto stand diese offen und ich kletterte in die Kabine hinein, auch wenn ich beinahe sofort wieder rückwärts hinausgetaumelt wäre. Ein unangenehm saurer Geruch stieg mir entgegen und ich musste würgen, als ich das verfaulte Fleischbrötchen auf dem Armaturenbrett liegen sah. Da ich allerdings kein Handy entdecken konnte, kletterte ich wieder aus dem LKW hinaus und knallte angeekelt die Tür hinter mir zu, auch wenn ich den Geruch noch immer penetrant wahrnehmen konnte, so sehr hatte er meine Nasenhaare versenkt.

Beim nächsten Auto hatte ich dann wieder mehr Glück, denn dort lag das Telefon auf dem Armaturenbrett neben dem Fahrersitz. Wieder einmal öffnete ich die Autotür, wobei mir erst jetzt bewusst auffiel, dass ich bis jetzt alle Türen ohne Mühe und Schlüssel hatte öffnen können, bevor ich mich auf den Fahrersitz fallen ließ und das Gerät schnappte. Als der Bildschirm auch hier schwarz blieb, wurde mir langsam bewusst, dass es wohl kein Zufall gewesen war. Meine Pläne, den Notruf zu verständigen, wurden also erneut durchkreuzt.

Wütend pfefferte ich das Handy auf den Beifahrersitz, wobei ich entdeckte, dass der Autoschlüssel noch im Zündschloss steckte. Sofort drückte ich die Bremse und versuchte diesen zu drehen, doch der Motor gab kein Geräusch von sich. Das Auto blieb stumm und machte keine Anstalten, auch nur ein einziges Lebenszeichen von sich zu geben.

Das sorgte dazu, dass meine aufgestaute Wut zum Überkochen gebracht wurde. Ich ließ einen frustrierten Schrei heraus, bevor ich mit voller Wucht gegen das Lenkrad schlug, wobei meine Fingerknochen dabei gefährlich knackten. Die Wirkung brachte allerdings ein wenig Ruhe in mein aufgebrachtes Gemüt und half mir dabei, endlich wieder ein wenig klarer denken zu können.

Down The Rabbit Hole | ChishiyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt