Diese Welt war ein Käfig, aber nicht aus Gold, sondern aus glühendem Metall, welchem man nicht zu nah kommen wollte.
Unsere Blicke kreuzten sich wieder und keiner von uns wagte es, den Blickkontakt abzubrechen. Ich konnte beobachteten, wie sich ihr Gesicht verhärtete, während sie ihre Arme vor ihrem Oberkörper verschränkte.
"Wenn du jetzt noch immer nach einem Weg nach Hause suchen willst, werde ich dich nicht aufhalten", meinte sie nach einer Weile, "Aber ich kann dir nur sagen, dass du dich totsuchen wirst, wenn du dich trotzdem dafür entscheidest. Sei dir gesagt sein, dass es keinen Rückweg gibt. Viele haben danach gesucht - ich habe auch schon Spieler getroffen, die sich freiwillig haben töten lassen, da sie der Meinung waren, so zurückzukommen." Sie setzte sich wieder in Bewegung und schritt anmutig an mir vorbei. "Aber dieses Risiko werde ich nicht eingehen. Niemand weiß, was nach dem Tod kommt."
Ich drehte meinen Kopf, um ihr nachzusehen, bevor ich mich dazu entschied, ihr zu folgen. Schnell wurde mir bewusst, dass sie sich auf dem Weg zum Parkeingang gemacht hatte und mir schoss es wie schon so oft an diesem Abend erneut sauer den Rachen hoch. "Wo gehst du hin?", fragte ich sie misstrauisch und sie schnaubte belustigt.
"Zu meiner Unterkunft, was denkst du denn?", erwiderte sie, während sie sich mit ihren Fingern durch ihre schwarzbraunen Locken fuhr, "Glaube ja nicht, dass ich hier verweilen werde, bis der Geruch des Todes durch die Luft zieht. Außerdem habe ich hunger - und ich will endlich schlafen."
Alleine bei dem Gedanken an Essen drehte sich mein Magen um und ich musste mich konzentrieren, damit ich die Butterkekse vom Nachmittag nicht der Umwelt zurückgab. "Wir können diesen Ort doch nicht verlassen", wollte ich mit einem unterdrückten Atemzug wissen, "Du hast es mir doch erst persönlich gezeigt!" Ich beschleunigte mein Tempo, um sie zu überholen, bevor ich mich in ihren Weg stellte. "Bitte Heiya - ich verstehe gerade rein gar nichts mehr."
Sie stöhnte genervt auf, bevor sie mich eindringlich musterte. "Du erinnerst mich gerade daran, warum ich es vermeide, Neulingen wie dir die helfende Hand hinzuhalten", beschwerte sie sich, "Aber gut - ich werde dir erzählen, was ich weiß. Lass uns aber vorher zurück zum weißen Tisch gehen, damit wir die Spielkarte einsammeln können, bevor uns die anderen Spieler zuvorkommen." Sie setzte sich augenblicklich wieder in Bewegung und umrundete mich einfach, während ich ihr schon fast fassungslos hinterher sah, dann folgte ich ihr erneut.
Sie hatte mit ihrer Aussage nicht gelogen, denn innerhalb weniger Minuten hatten wir das Schaukelgerüst erreicht, wo der ganze Spuk begonnen hatte. Sie ging schnurstracks auf den weißen Tisch zu, der noch immer an seinem Platz verweilte, doch die restlichen Telefone und das Schild am Pfosten waren verschwunden. Stattdessen sah ich eine weiße Karte, als ich näher herantrat, die mittig auf der Oberfläche platziert worden war.
Es war die Kreuz 5.
Heiya nahm die Karte hoch und hielt sie mir dann auffordernd hin. Etwas perplex starrte ich die Pokerkarte an, doch nahm sie dann schließlich selbst in die Hand, nachdem sie etwas ungeduldig wurde.
Langsam begann ich, die Spielkarte von beiden Seiten zu betrachten, während die Teenagerin mich genau dabei beobachtete. "Eine normale Pokerkarte?", wollte ich schließlich wissen, nachdem ich meine Musterung abgeschlossen hatte und ihr die Karte zurückgeben wollte. Allerdings hob sie nur abwehrend ihre Hände und nahm sie nicht wieder an sich.
"Behalte sie - sie sollte dich immer an dein erstes Spiel erinnern", meinte sie, "Und ja, es ist nur eine stinknormale Pokerkarte. Ich habe auch noch nicht ganz herausgefunden, welchen Nutzen sie hat, aber ich weiß, dass mehrere von ihnen in den Umlauf gebracht wurden." Sie strich sich wieder eine widerspenstige Strähne aus dem Gesicht. "Von Pik bis Karo ist wirklich jede dabei und es gibt auch unterschiedliche Zahlen."
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Down The Rabbit Hole | Chishiya
Fanfiction„Würdest du mir bitte sagen, welchen Weg ich von hier aus nehmen soll?" „Das hängt sehr davon ab, wo du hinwillst." „Es ist mir ziemlich egal, wohin." „Dann ist es auch nicht so wichtig, welchen Weg du nimmst." „Aber ich werde an meinem Ziel ankomme...