Ich hatte zu lange gezögert.
Sie waren bereits auf der Treppe als ich in einen der Trainingsräume abtauchte. Ich hätte zum Notausgang, der an der Feuertreppe mündete, am anderen Ende des Flurs rennen können, aber ich wollte nicht riskieren, doch noch gesehen zu werden.
Jetzt konnte ich nur hoffen, dass sie nicht auf eine Entdeckungstour gehen würden.
Die Schritte wurden mit jeder Sekunde lauter und ich zog mich zu den Fenstern auf der anderen Seite des Raumes zurück, während ich nervös hörte, wie die Gespräche langsam aber sicher verständlich wurden.
"Hey! Niragi! Wir haben hier einen offenen Raum gefunden!", rief plötzlich eine weibliche Stimme durch den Flur, "Die Schränke sind prall gefüllt, genau wie es Aguni vermutet hatte!" Schritte hallten an meinem Versteck vorbei und ich hielt den Atem an, während ich mich dafür verfluchte, dass ich die Tür zum Schießstand nicht geschlossen hatte. Selbst die Schlüssel steckten noch auf dem Schloss, was geradezu dazu einlud, auch noch die anderen Räume abzusuchen!
Ein weiteres Paar Schritte trabte über den Flur, bevor dieses penetrante, teuflische Lachen durch die Stille schallte und mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte.
"Hey, das ist ja wirklich eine wahre Fundgrube!", hörte ich ihn ausrufen und im nächsten Moment hallte ein Schuss durch die Flure, der mich wie Blätter in der Herbstbrise erzittern ließ. Dies war meine letzte Warnung oder vielleicht sogar mein Weckruf, endlich die Flucht zu ergreifen. Ich hatte nicht viele Optionen, also musste ich schnell denken, um den schnellsten Fluchtweg zu finden.
Die Gänge? Ich könnte versuchen, die Treppe zu erreichen. Vielleicht gelang es mir sogar, den Notausgang zu benutzen!
Ich schüttelte den Kopf und verwarf diese Idee sofort wieder. Nach der Anzahl der Füße zu urteilen, die ich gehört hatte, konnten sie mich im Nu überwältigen, wenn sie mich entdeckten. Und natürlich hatten sie Waffen mit einem endlosen Vorrat, der in naher Zukunft nicht schwinden würde, solange sie in der Nähe der Lagerschränke der Schießstände blieben. Ich hingegen würde mich auf die Kugeln in meinem Rucksack und meiner Pistole verlassen müssen - wenn ich überhaupt Zeit hatte, die Munition auf der Flucht zu wechseln.
Und was, wenn es noch mehr gab, die sich außerhalb des Gebäudes befanden? Wenn ich einen Aufruhr verursachte, würden sie ihnen sofort zu Hilfe kommen oder mich gefangen nehmen, wenn es mir gelänge, das Gebäude zu verlassen.
Ich konnte es nicht riskieren, vor allem nicht, wenn ich Recht hatte und dieser schwarzhaarige Verrückte zu der Gruppe gehörte. Im letzten Spiel hatte er nicht einmal gezögert, eine andere lebende Seele zu erschießen, also musste ich damit rechnen, dass auch ich nicht verschont bleiben würde. Und es hatte mir nicht gefallen, wie er mich angeschaut hatte, wie er mich musterte und mir Blicke zuwarf, die ich aus tiefstem Herzen gehasst hatte. Er hatte mit Sicherheit Hintergedanken, und ich war nicht bereit, herauszufinden, was er für mich auf Lager haben würde, wenn wir uns das nächste Mal außerhalb von Spielorten treffen würden.
Wenn ich den Raum nicht durch die Tür verlassen konnte, gab es nur noch einen Weg.
Mein Blick schweifte zu den Fenstern hinter mir, und fast augenblicklich schob ich die schweren Vorhänge zur Seite, bevor ich mich daran machte, das Linke weit zu öffnen.
Vorsichtig lehnte ich mich über die Fensterbank, um nach draußen zu schauen und meine Chancen abzuwägen. Ich war nicht sehr weit oben, aber es war immer noch der zweite Stock - ein Stockwerk zu hoch, um bei einem Sturz nicht ernsthaft verletzt zu werden.
Ich schaute zuerst nach rechts, bevor ich meinen Kopf drehte und auf die linke Seite blickte, wo ich das Stahlregenrohr entdeckte, welches vom Dach aus in Richtung Boden führte. Ich könnte es zu meinem Vorteil nutzen, wenn ich meine Chancen richtig nutze. Um sie zu erreichen, musste ich fast einen Meter weit springen, was mir anfangs gar nicht so weit vorkam, aber wenn ich nicht vorsichtig genug war, konnte ich den richtigen Zeitpunkt verpassen, um nach dem Rohr zu greifen.
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Down The Rabbit Hole | Chishiya
Fanfic„Würdest du mir bitte sagen, welchen Weg ich von hier aus nehmen soll?" „Das hängt sehr davon ab, wo du hinwillst." „Es ist mir ziemlich egal, wohin." „Dann ist es auch nicht so wichtig, welchen Weg du nimmst." „Aber ich werde an meinem Ziel ankomme...