Wir hatten Freitag und die Schulwoche war fast um. Im zweiten und dritten Block hatte ich planmäßig mit Mrs. Rutherford Therapie. Im Gegensatz zu den ersten Malen, freute ich mich heute sogar auf sie. Ich wollte ihr von meinen neuen Erkenntnissen erzählen und ich wollte ihr unbedingt berichten, dass ich die letzten Tage etwa zehn Prozent weniger an Jayden gedacht hatte. Ich fand für den Anfang war das eine gute Steigerung. Denn das bedeutete zehn Prozent meiner Gedanken hatte ich nicht mehr an ihn verschwendet.
Da Connor gleich nach unserem Weiße-Magie-Kurs zu seinem nächsten Unterricht hatte gehen müssen und ich weder Linn, noch Michelle finden konnte, hatte ich mich gleich auf den Weg zu Mrs. Rutherford gemacht. Als ich dort ankam und lautstarke Stimmen hörte, wurde ich neugierig. Ich schlich näher an die Tür von Mrs. Rutherford heran und lauschte. Ich brauchte einen Moment, bis ich die andere Stimme hinter der Tür erkannte. Es war Janine, die heftig mit Mrs. Rutherford zu streiten schien. Dass Janine unangenehm werden konnte, war keine Frage, aber Mrs. Rutherford? Sie hatte immer ausgeglichen gewirkt und nicht den Eindruck auf mich gemacht, als würde sie sich häufig in Konflikte stürzen.
„Das können Sie nicht von mir verlangen", sagte Mrs. Rutherford energisch.
„Ich bitte Sie lediglich um etwas", erinnerte Janine sie mit sanfter Stimme. Ich kannte diesen Tonfall von Janine und ich konnte mir bildlich vorstellen welchen Gesichtsausdruck sie gerade hatte. Sie stand Mrs. Rutherford sicherlich mit diesem aufgesetztem Lächeln gegenüber und versuchte ihr unterschwellig klarzumachen, dass sie sowieso keine andere Wahl hatte. Noch hatte Janine diesen sanften, fast beruhigenden Ton. Aber gleichzeitig sollte jedem klar sein, dass sie bestimmend und vorwurfsvoll werden würde, wenn sich Mrs. Rutherford nicht gleich ihren Forderungen beugte.
„Das ist nichts worum Sie mich bitten können."
„So ein Unsinn, natürlich kann ich Sie darum bitten. Es geht hier um etwas und Sie sorgen mit Ihrer Verschwiegenheit dafür, dass wir unsere Forschung nicht optimieren können." Forschung? Es ging um Janines Forschung? Was hatte Mrs. Rutherford mit dieser Forschung zu tun?
„Ich habe meine Prinzipien", antwortete die Therapeutin überzeugt und es sah nicht so aus, als würde sie demnächst von ihrem Standpunkt abweichen wollen.
„Ich bin Ihre Vorgesetzte, glauben Sie bloß nicht, dass wir niemand Anderes für Ihre Stelle finden", drohte Janine und ein dumpfer Schlag ertönte, als hätte sie soeben die flache Hand auf den Schreibtisch geschlagen. Was wollte Janine wissen und warum weigerte sich Mrs. Rutherford davon zu erzählen? Es musste wirklich wichtig sein, wenn Janine sogar indirekt mit einer Kündigung drohte. Ich hielt die Spannung nicht mehr aus und konnte die Antwort meiner Therapeutin kaum noch abwarten. Bevor ich aber auch nur den Ansatz einer Antwort zu hören bekam, sah ich plötzlich zwei Füße vor mir und zuckte zusammen. Reflexartig machte ich einen großen Schritt nach hinten und sah erschrocken in böse funkelnde, grüne Augen.
„Was machst du da?", fragt Jayden ernst und kam bedrohlich einen Schritt auf mich zu. Die Aufregung, die sich bereits durch mein Lauschen gesammelt hatte, schoss nun mit vereinten Kräften durch meinen Körper und ließ mich zittrig werden. Beim Anblick von Jayden begann mein Herz zu rasen und mir wurde heiß. Ich kam ins Stocken und wagte es keinen Moment länger ihm in die Augen zu sehen. Stattdessen gab ich ihm eine weniger überzeugende Antwort:
„Ähm... ich ich warte nur... auf Mrs. Rutherford. Ich äh wollte sie was fragen. Aber ich glaube ...ähm sie ist noch im Gespräch?" Jayden's Miene wurde finster. Sein Blick kalt und wütend. Er schien nichts Gutes mehr für mich übrig zu haben und das machte mir Angst. Das Gefühl war erdrückend. Er war eine kurze Zeit Alles für mich gewesen und jetzt stand er eiskalt starrend vor mir und jagte mir eine Heidenangst ein. Ich wich noch einen Schritt zurück, spürte aber noch im selben Augenblick die kalte Wand an meinem Rücken.
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Zufälle gibt es nicht! (2. Teil)
EspiritualErster Teil: Zufall oder Magie? Endlich bekommt Sam die große Chance den richtigen Umgang mit ihrer Magie zu lernen. Wäre sie doch nur nicht so sehr damit beschäftigt sich aus dem tiefen Loch herauszugraben, in das sie Jayden geworfen hat. Während s...