8. Kapitel - Die Gefahr des weißen Ordens

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„Ich kann es dir nicht sagen."

„Warum? Hast du Angst uns hört jemand?"

„Nein, ich weiß es einfach nicht genau. Deine Großmutter hat nie viel erzählt. Ich weiß nur, dass sie große Angst vor dem Weißen Orden hatte." Ich schwieg und schüttelte den Kopf. Ich konnte es einfach nicht fassen. Ich war mir so sicher gewesen endlich Antworten zu bekommen und jetzt hatte sie Keine. Sie hatten nie einen triftigen Grund gehabt mich von hier fernzuhalten? Außer die Angst meiner Grandma? Aber wie zurechnungsfähig war sie letztendlich überhaupt noch gewesen? Vielleicht hatten die Träume sie verrückt gemacht, vielleicht hatte sie nur deshalb so schlecht vom Weißen Orden gesprochen. Ehrlich gesagt hatte ich ein komisches Gefühl, wenn ich an Janine und den Weißen Orden dachte. Aber kam dieses Gefühl wirklich von mir oder hatte ich es nur, weil ich es haben sollte? Vielleicht resultierte mein Unbehagen nur aus den Erzählungen meiner Mom.

Plötzlich schoss mir wieder die Erinnerung an das Tagebuch meiner Grandma in den Kopf. Ob sie es gefunden hatten? Als sie meine Sachen durchwühlt und einige davon hier hergebracht hatten? Oder lag es noch bei meinem Großvater?

„Ich denke es hat mit den Träumen zu tun. Irgendetwas wollen sie da vertuschen", fügte meine Mom hinzu.

„Mit den Träumen? Du meinst, dass sie einem helfen die Träume zu kontrollieren?"

„Ja, deine Großmutter hat dem Weißen Orden nie vertraut."

„Und warum? Hast du irgendeinen Beweis oder eine Tatsache warum ICH dem Weißen Orden auch nicht trauen sollte? Vielleicht war Grandma auch nur so paranoid, wie du." Meine Mutter schwieg.

„Hätte sie sich vom Weißen Orden helfen lassen, würde sie vielleicht noch leben. Dann hätte sie dieser blöde Traum nie umgebracht." Meine Mutter seufzte. Es war dieses angespannte, genervte Seufzen, was sie von sich gab, wenn sie versuchte ihre Wut zurückzuhalten.

„Deine Großmutter hätte alles getan, um ihre Träume zu kontrollieren. Sie hatte große Angst vor diesem Fluch und wenn der Weiße Orden ein vertrauensvoller Ort gewesen wäre, hätte sie sich helfen lassen", antwortete meine Mom entschlossen, mit dieser gewissen Strenge, dass ich ihr nicht widersprach. Was hätten Widerworte auch gebracht? Ich hatte keine Kraft, um mich mit ihr zu streiten und am Ende würde es mich nicht weiterbringen. Ich war immer noch unschlüssig was ich von Janine und dem Weißen Orden halten sollte. Vielleicht sollte ich meiner Mutter einfach glauben, aber sie hatte nun mal keine Begründungen für ihre Warnungen. Janine machte nicht den Eindruck auf mich, als würde sie mich zu etwas drängen. Sie hatte mir gleich von meinen Freiheiten erzählt und auch sonst hatte ich hier noch niemanden schlecht über sie reden hören. Vielleicht aber war es auch zu früh, um schon ein Urteil zu fällen. In einem ruhigen Moment könnte ich Linn nach ihr fragen. Ich kannte sie zwar nicht besonders gut, aber mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich ihr vertrauen konnte.

„Wie sieht es mit den Zufällen aus?", fragte meine Mutter besorgt. Ich musste mir ein lautes Seufzen verkneifen. Ihre ständige Besorgnis um meine Sicherheit ging mir langsam auf die Nerven. Sie wusste nicht was hier wirklich vor sich ging, was bei mir abging und trotzdem führte sie sich so auf, als hätte sie von allem eine Ahnung. Als wüsste sie genau was das Beste für mich war. Aber das wusste sie nicht. Das Beste wäre gewesen, sie hätte mich von Anfang an eingeweiht und mich aus freien Stücken zum Weißen Orden gelassen. Dann hätte ich mich nicht in Jayden verlieben müssen und wäre ich nicht so ahnungslos was meine Magie anging.

„Sam? Wie viele Zufälle hattest du in den letzten Tagen?"

„Keine Ahnung", entgegnete ich genervt und versuchte mich an vergangene Zufälle zu erinnern. Aber meine Erinnerung musste entweder verdammt schlecht sein oder ich hatte in den letzten Tagen keinen einzigen Zufall erlebt. Vielleicht war ich einfach nur mit anderen Dingen beschäftigt gewesen und hatte die Zufälle nicht wahrgenommen. Aber eigentlich war das unmöglich. Ich war mein ganzes Leben darauf trainiert worden, den noch so kleinsten Zufall zu bemerken, dass sie eigentlich nicht unbemerkt an mir vorbeigingen. Jetzt stellte sich mir die Frage was das schon wieder zu bedeuten hatte. War meine Magie verschwunden? Konnte sie denn verschwinden? Oder war ich einfach nur abgelenkt gewesen? Brauchte ich hier überhaupt die Zufälle? Obwohl ich mich schon so lange mit ihnen auseinandergesetzt hatte, wusste ich immer noch nicht so richtig welche Bedeutung sie hatten. Ja schon klar, sie sollten irgendwas über meine Magie aussagen. Aber was war das?

Zufälle gibt es nicht! (2. Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt