24. Kapitel - Linn's Vergangenheit

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„Ich bin der Überzeugung, dass Janine auf manche Schüler so einen Druck ausübt, dass die ihre Zughörigkeit der schwarzen Magie verstecken. Sie bleiben lieber hier und lernen falsche Magie. Sich schwarze Magie anzueignen, würde sie schließlich in ihren Augen zu schlechten Magiern machen", sagte Linn, nachdem ich mit diesem Thema doch wieder angefangen hatte. Eigentlich wollten wir schon längst mit dem Üben begonnen haben, aber ich hatte einfach nicht aufhören können wieder und wieder über Janines falsche Informationen zur schwarzen Magie nachzudenken, die sie durch Mundpropaganda in der Schule verbreitete.

„Aber das ist doch unfair. Es geht so viel Potential verloren."

„Stimmt, aber das interessiert Janine nicht."

„Wahrscheinlich, ist ja auch nicht ihr Verlust", antwortete ich.

„Ich bin mir nicht mal sicher, ob sie sich überhaupt bewusst ist, wie viel Druck sie ausübt."

„Ohh doch, das weiß sie ganz bestimmt! Es ist schon sehr auffällig wie panisch die Leute werden, wenn man nur die Worte schwarze Magie sagt", entgegnete ich aufgebracht. Wie konnte man nur so unfair sein? Wegen Macht? Das war doch krank. Dieser Orden brauchte dringend einen neuen Anführer. Es sah nur leider nicht danach aus, als würde Janine demnächst ihr Amt abtreten.

„So ist das eben, daran kann man nichts ändern."

„Das nimmst du einfach so hin?", fragte ich ungläubig, weil Linn doch eigentlich jemand war, der für alle nur das Beste wollte.

„Ich habe Schlimmeres hinter mir. Wenn wir von der Schule abgehen, haben wir alle Freiheiten zurück und dann können wir auch ohne Befürchtungen schwarze Magie sagen", antwortete sie und lächelte träumerisch.

„Das heißt außerhalb dieser Mauern gibt es keine Konkurrenz zwischen den Magiern?"

„Nein, das hält vielleicht noch ein bis zwei Jahre, nach Beendigung des Abschlusses, an, aber irgendwann merkt jeder, dass das übertrieben ist. Im Weißen Orden leben wir in unserer ganz eigenen Bubble und vielleicht leben die im Schwarzen Orden auch in ihrer eigenen Bubble und verteufeln die weiße Magie, wer weiß das schon."

„Das ist irgendwie eine lustige Vorstellung. Hat dir deine Mom nie erzählt was sie beim Schwarzen Orden so reden?"

„Nein, meine Mom hält nichts von Klatsch und Tratsch." Ich nickte verständnisvoll. Wahrscheinlich war es auch am klügsten sich aus Klatsch und Tratsch rauszuhalten.

Was hatte Linn wohl Schlimmeres hinter sich? Ich wusste nicht, ob unsere Freundschaft ausreichte, um sie das zu fragen, aber ich war auf der anderen Seite auch furchtbar neugierig. Ich meine sie war so ausgeglichen und freundlich, dass ich mich wirklich fragte, wie sie mit negativen Dingen umging und was sie durchgemacht hatte. Aber wie sollte ich sie das fragen? Eigentlich könnte sie es mir kaum verübeln, wenn ich nachhaken würde. Schließlich hatte sie das Thema in den Raum geworfen, dass ich das dann auch wissen wollte, war ja wohl irgendwie abzusehen gewesen oder?

„Hm, wenn du nicht drüber reden willst, ist das natürlich voll okay für mich, aber ich wollte trotzdem mal fragen, ... also was hast du denn Schlimmeres hinter dir?" Noch im gleichen Moment spürte ich, wie mich Scham überkam. Es war unangenehm das zu fragen, aber ich hatte es fragen müssen. Ich wollte es unbedingt wissen und hätte ich es nicht getan, hätte Linn möglicher Weise noch gedacht, dass ich gar nicht ernsthaft an ihrer Person interessiert war.

„Ach, na ja es blieb nicht lange ein Geheimnis, dass meine Mom schwarze Magie praktiziert und schon machten sie meinen Dad schlecht, weil er sie geheiratet hatte. Meine Mom verteufelten sie sowieso. Es wurden Vermutungen aufgestellt, dass ich beiden Magien angehören würde. Irgendwann einigten sie sich darauf, dass ich ganz sicher zur schwarzen Magie gehörte, weil meine Mom es tat und ich ja auch weiblich bin. Ab hier fingen die Gerüchte so richtig an. Es wurde erzählt, dass ich längst beim Schwarzen Orden bin und nur noch für meinen Ruf hier her käme. Daraus wurde, dass ich für den Schwarzen Orden spionierte, damit sie den Weißen Orden stürzen könnten. Irgendwann konnte meine Familie Janine vom Gegenteil überzeugen und sie glaubte mir, dass ich nie böse Absichten und auch überhaupt nichts mit schwarzer Magie am Hut hatte. Sie hat versucht das den Schülern klarzumachen, aber einige von ihnen haben das bis heute nicht begriffen."

Zufälle gibt es nicht! (2. Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt