Nervös ging ich vor dem Haupteingang des Weißen Ordens auf und ab. Ich hatte nicht anders, als mit Ja, auf Jaydens Frage antworten können und wartete nun ungeduldig auf ihn. Immer noch rätselte ich was er mit mir bereden wollten. Mir fielen tausend Dinge ein und trotzdem hatte ich nicht die geringste Ahnung in welche Richtung dieses Gespräch gehen würde. Meine Unwissenheit verschlimmerte meine steigende Nervosität. Bei unserem ersten Date und unserer ersten Begegnung war ich auch aufgeregt gewesen, aber das hier übertraf alles. Jede Prüfung, die ich je hatte machen müssen, jede ungewisse, unangenehme Situation in meinem Leben. Noch nie war ich so furchtbar aufgeregt gewesen. Ich spürte, wie ich zunehmend unsicher wurde und ich begann es zu hassen. Ich hatte klare Vorstellungen, wie dieses Gespräch ablaufen sollte. Ich wäre kalt, distanziert und er würde mir sagen, was auch immer er mir sagen wollte. Ich wäre stark, würde mir nicht anmerken lassen, wie weh er mir getan hatte, wie sehr er mich in die Verzweiflung getrieben hatte. Aber angesichts meiner immer schlimmer werdenden Aufregung, bekam ich Angst meine Vorstellungen nicht in die Tat umsetzen zu können.
Weit entfernt entdeckte ich endlich eine männliche Gestalt, die Jayden ähnlich sah. Ich fuhr mir aufgeregt durch die Haare und hörte auf so bescheuert hin und her zu laufen. Als die Gestalt näher kam, war ich mir sicher, dass er es war. Ich erkanntes es an seinem Gang, der eigentlich ganz normal war und trotzdem so spezifisch, dass es nur Jayden sein konnte. Ein Engegefühl breitete sich in meiner Brust aus.
„Hey", begrüßte er mich lässig und blieb etwas zu dicht vor mir stehen, als spielte er mit dem Gedanken mich umarmen zu wollen. Ich trat jedoch schnell einen Schritt nach hinten und mied den Blickkontakt, um es gar nicht erst dazu kommen zu lassen. Umso mehr Abstand ich hatte, umso leichter würde es mir fallen jegliche Annäherungs- und Manipulationsversuche von ihm abzuweisen. Ich erwiderte sein Hey und konzentrierte mich darauf jegliches Lächeln zu vermeiden, was mir sogar gut gelang. Die erste Herausforderung hatte ich also gut gemeistert.
„Wollen wir ein Stück gehen?", fragte Jayden und zeigte in die Richtung des Gartens.
„Okay, aber ich muss in einer halben Stunde wieder hier sein."
„Warum?", fragte er stirnrunzelnd und steuerte zum Tor, das den Weißen Orden von der Außenwelt abgrenzte.
„Ich bin noch verabredet", entgegnete ich kühl und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, was für eine starke Aufregung seine Anwesenheit in mir auslöste. Er musste ja nicht wissen, dass meine Verabredung Linn war, die mich nur vor zu viel Kontakt mit ihm bewahren wollte. Jayden nahm meine Aussage zwar verwirrt an, konnte sich jedoch nicht dazu durchringen nachzufragen wer meine Verabredung war.
„Worüber wolltest du mit mir reden?", fragte ich, nachdem wir schon einige Zeit schweigend nebeneinander hergelaufen und dem Tor dabei näher gekommen waren. Ich wusste nicht so recht warum, aber je näher wir dem Tor kamen, desto unwohler fühlte ich mich. Während Jayden sein Tempo beschleunigt hatte, war er nicht dazu bereit gewesen, mir eine Antwort auf meine Frage zu geben. Schließlich kamen wir vor dem Tor an, wo er angestrengt versuchte Blickkontakt zu mir herzustellen.
„Wollen wir nicht weiter gehen?", fragte ich leicht verunsichert und starrte zum Kasten, in dem für gewöhnlich ein Sicherheitsmann saß. Doch um diese Uhrzeit schien die Pforte nicht mehr besetzt zu sein. Was mich noch unwohler fühlen ließ.
„Wir könnten einen kleinen Spaziergang nach draußen machen? Dir tut es bestimmt gut diese Mauern mal zu verlassen." Alle meine Alarmglocken schalteten sich ein. Niemals würde ich einen Spaziergang, alleine mit Jayden im Wald, machen. Dazu noch bei Nacht! Das hätte er sich doch denken können. Oder hielt er mich für so naiv? Gut, ich war naiv gewesen und, dass ich einem Treffen überhaupt zugesagt hatte, ließ vermuten, dass ich immer noch zu Naivität neigte, aber diesem Spaziergang zuzustimmen, grenzte beinahe schon an Wahnsinn.
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Zufälle gibt es nicht! (2. Teil)
SpiritualeErster Teil: Zufall oder Magie? Endlich bekommt Sam die große Chance den richtigen Umgang mit ihrer Magie zu lernen. Wäre sie doch nur nicht so sehr damit beschäftigt sich aus dem tiefen Loch herauszugraben, in das sie Jayden geworfen hat. Während s...