68. Kapitel - Der Plan

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Ich schreckte zusammen, als ich das Umblättern von Seiten hörte. Ich konnte meinen Augen kaum glauben, als ich sah wie sich das Tagebuch meiner Grandma von alleine aufgeschlagen hatte. Seite, für Seite wurde das Buch umgeblättert, als hätte es jemand in der Hand, der für mich unsichtbar war. Als nur noch etwa 15 Seiten zum Umschlagen übrig blieben, wurde das Buch still. Ich starrte es einen Augenblick fassungslos an und wartete ab, ob es sich möglicherweise doch weiter bewegen wollte. Als nach einiger Zeit jedoch nichts geschah, nahm ich es vorsichtig in die Hände und stellte fest, dass sich mir nun die restlichen Seite offenbart hatten. Gespannt begann ich zu lesen:

22. 06. 1965

„Heute habe ich eine unglaubliche Entdeckung gemacht. Es ist gefährlich darüber zu schreiben und es könnte mich mein Leben kosten, aber ich muss meine Entdeckung mit der Welt teilen. Mr. Steel, der Schulleiter des Weißen Ordens, hat weitere Tests an mir durchgeführt. Ich bin der Überzeugung er weiß nun, dass ich es bin, die sein Medium aus meinen Träumen fernhält. Seitdem er davon weiß, ist die Stimmung zwischen uns zum zerreißen gespannt. Er hat mich angeschrien und er wollte von mir hören, wie ich sein Medium aus meinen Träumen fernhalte. Aber ich blieb schweigsam. Durch eine geschickte Ausrede konnte ich sein Labor verlassen. Doch ich bin noch einige Minuten da geblieben und habe ihn bei einem Gespräch mit einem seiner Laborpartnern belauscht. Er beschwerte sich, dass er ohne Zugriff auf meine Träume niemals die Kontrolle über sie erlangen könnte. Erst dachte ich er sprach davon, dass er mir nie über die Schulter schauen könnte, wie ich die Kontrolle über meine Träume erlangte, aber dann..."

Ich hörte einen Moment lang auf zu lesen und atmete tief durch. Ich hatte eine Vermutung und wenn sich diese Vermutung in den nächsten Sekunden bestätigen sollte, dann waren wir alle dem Untergang geweiht. Ängstlich las ich weiter und begriff worum es in dieser Forschung wirklich ging. Es lag fast auf der Hand, doch niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass Janine oder sonst jemand wirklich auf die Idee kam diese Art der Macht erreichen zu wollen.

Janine und auch Mr. Steel, war es nie um ihre Schüler gegangen. Sie hatten nie ernsthaft vorgehabt ihnen bei der Kontrolle ihrer Träume zu helfen. Alles was sie je wollten, war selbst die Kontrolle zu gewinnen. Janine wollte die Kontrolle über meine Träume. Sie wollte meine Träume kontrollieren! Meine und wahrscheinlich die all ihrer Versuchskaninchen. Das war irre, das war geisteskrank! Sie wollte meine Träume kontrollieren, um die Realität zu beeinflussen. Wenn meine Träume irgendwann real werden würden, dann würde sie durch mich ihre Ziele und ihre Wünsche durchsetzen. Und was wünschte sich Janine nichts sehnlicher? Richtig, die Vernichtung des Schwarzen Ordens. Sie würde dafür sorgen, dass nur noch weiße Magie unterrichtet wird. Sie würde alles kontrollieren, es würde keine Freiheiten mehr geben, keine Individualität und womöglich würde sie irgendwann so übergeschnappt werden, dass sie die absolute Kontrolle haben wollte. Sie würde den Obersten Rat stürzen, sie würde die gesamte Macht an sich reißen. Sie würde über alle Magier bestimmen, irgendwann sogar über die gesamte Menschheit. Das war katastrophal! Connor und ich mussten hier weg! So schnell es ging und wir mussten zum Schwarzen Orden, um sie zu warnen. Wir mussten uns ihnen anschließen und mit ihnen einen Plan schmieden, wie wir Janine aufhalten könnten. Egal was wir tun würden, wir mussten Janine aufhalten, daran gab es keine Zweifel mehr.

Hektisch las ich den Eintrag zu Ende und erfuhr, dass meine Grandma noch am gleichen Tag geflohen ist. Ein Blick auf das Datum des Eintrages brachte mein Herz zum rasen. Sie war am 22. 06. 1965 geflohen, genau am heutigen Tag, vor 51 Jahren. Das war ein Zeichen. Heute musste ich fliehen, wie sie vor 51 Jahren!

Ich sprang von meinem Bett auf und stürmte zur Tür. Ich musste sicher gehen, dass Janine Connor auch wieder wohlbehalten freiließ und dann müsste ich ihn abfangen, um mit ihm einen Plan zu machen. Von Adrenalin durchströmt wollte ich durch die Tür stürmen, doch noch bevor ich den Türknauf zu fassen bekam, wurde die Tür energisch aufgeschlagen und Linn und Connor kamen in das Zimmer gestürmt. Verdutzt blieb ich stehen und sah sie fragend an, während sie keuchend und erschrocken vor mir stehen blieben.

Zufälle gibt es nicht! (2. Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt