20. Kapitel

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„Wieso mach ich das eigentlich?", fragte er keuchend. Er konnte sich wirklich nur schwer kontrollieren. „Weil du weißt, dass ich recht habe", meinte ich, doch da packte er mich plötzlich unsanft, was mir etwas Angst einjagte. „Es ist mir aber egal! Ich will dein Blut!!", schrie er und biss mir kaltblütig in den Hals. „Kol, hör auf!", schrie ich verzweifelt und versuchte mich aus seinem festen Griff zu befreien.

Er hörte aber nicht auf. Ich schlug verzweifelt gegen seine Brust. „Lass mich los!" Ich fühlte, wie ich immer schwächer wurde. Geschwächt lehnte ich mich an die Wand, an welche mich Kol drückte. Er trank so gierig von mir. Es tat so weh, wie fest er seine Zähne in meinem Fleisch vergraben hatte. Ich wimmerte vor Schmerz leise, da ließ er von mir ab und ich rutschte kraftlos die Wand hinunter. Dort saß ich auf dem Boden und hielt mir meine blutende Halswunde. Geschockt blickte ich zu Kol auf, welcher blutschmiert war und genüsslich stöhnte.

Er blickte nun zu mir und hockte sich vor mich mit einem Psycho Lächeln hin. Der Psychopath war zurück. Ich schluckte, während sich mein Herzschlag langsam beschleunigte. „Wieso bist du nur so?", fragte ich verzweifelt. Meine Augen wurden feucht. „Du warst doch in letzter Zeit so normal. So nett zu mir..." Er lachte. „Das habe ich dir nur vorgegaukelt", sprach er und ich blickte ihn fassungslos an. „Hast du wirklich gar nichts in den letzten Wochen gefühlt? In all den romantischen Momenten? Beim Küssen? Beim Sex?", fragte ich ihn fassungslos.

„Ich habe keine Gefühle", antwortete er mir mit kalter Stimme. „Das glaube ich dir nicht!" „Solltest du aber!", entgegnete er und stand nun auf. „Vampire haben nämlich einen Menschlichkeitsschalter. Sie können ihre Gefühle einfach so abstellen", erklärte er mir und sofort entgegnete ich: „Das hast du aber nicht. Du hast deine Gefühle an. Du wärst sonst anders. Du fühlst, aber gibst es nicht zu. Du unterdrückst deine Gefühle. Hat dich noch nie jemand gefragt, wie es dir geht? Wie du dich fühlst?", fragte ich ihn und er blickte stumm zu Boden.

Geschockt blickte ich ihn an und stellte sprachlos fest: „Es hat sich wirklich noch nie jemand um deine Gefühle gescherrt." Er sah mit einem traurigen Blick weiter zu Boden, dann überspielte er dies schnell. Er wollte mir nicht recht geben. Er wollte nicht zu geben, dass er tief im inneren verletzt war. Kaltblütig erwiderte er: „Um deine Gefühle scherrt sich auch keiner mehr, denn alle die du liebst sind tot."

Ich schluckte. Seine Worte trafen mich wie ein harter Schlag und verletzten mich. Aber ich ließ es mir nicht anmerken und ging weiter auf ihn ein: „Du hattest noch nie jemanden, der dich so richtig geliebt hat. Oder du hast alle verloren. Es kommt nämlich niemand auf die Welt und ist einfach so böse. Man wird böse. Du bist gebrochen worden. Deine Gefühle wurden zu oft verletzt. Du..." Er fiel mir ins Wort: „Ich bin nicht gebrochen!" Sein Vampirgesicht zeigte sich dabei wieder.

Ich stand nun vom Boden auf. Ich lehnte mich zwar an der Wand an und presste eine Hand gegen die blutende Wunde, aber ich stand und erwiderte nun genauso laut: „Doch bist du!" „Und wieso kümmert dich das?! Wieso kümmert es dich, wie ich mich fühle? Ob es mir gut geht? Ob mich je jemand geliebt hat? Wieso schert dich das etwas? Du solltest mich eigentlich hassen!!" Ich zuckte zusammen, als er immer lauter wurde.

Ich erhob meine Stimme nicht, sondern erwiderte mit ruhiger Stimme: „Ich hasse dich aber nicht. Jeder braucht jemanden, der einen..." „Lass es!!! Du bist keine Psychologin!", schrie er mich an. „So eine bräuchtest du aber dringend mal", entgegnete ich und er funkelte mich wütend an. „Ich brauche niemanden!" Nun wurde auch ich laut: „Jeder braucht jemanden! Und du musst endlich einsehen, dass du nicht mehr alleine bist. Du kannst mich noch so von dir wegstoßen, aber ich bleib bei dir. Du bist mir nicht egal. Du bist es nämlich auch wert, geliebt zu werden. Auch du verdienst Liebe."

„Hör auf", fauchte er mich an, doch ich sah, wie Tränen in seinen Augen schimmerten. „Lass es, du weißt nicht was du da redest. Du solltest mich hassen...", murmelte er verzweifelt. Er blickte traurig zu Boden, dann fiel ihm plötzlich etwas ein. Er setzte wieder seine kaltblütige Maske auf und packte mich grob am Arm. „Komm mit", meinte er gefühlskalt und zog mich mit sich mit.

Der Moment war vorbei, indem ich es geschafft hatte, sein wahres Ich zu sehen. Hinter seine selbsterrichtete Mauer zu blicken. Ich stolperte nun geschwächt hinter ihm her. „Kol, ich..." Ich war zu erschöpft zum Laufen. Ich blutete ja immer noch und wenn es so weiterging würde ich noch an dem Blutverlust sterben. Er blieb nun stehen und wandte sich zu mir um. Genervt verdrehte er die Augen und biss sich in seinen Unterarm.

„Ihr Menschen haltet ja echt gar nichts aus", murmelte er und presste mir die Wunde an den Mund. Ich trank etwas von seinem Blut und spürte sofort, wie die Wunden verheilten. Die Biss- und die Schnittwunde. Er entzog mir schnell wieder seinen Arm und schleppte mich hinter sich weiter her. „Was hast du vor?", fragte ich ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht. Er zerdrückte meinen Arm regelrecht. Wenn er weiter so zupackte würde er mir noch etwas brechen.

„Wirst du noch früh genug sehen", meinte er mit einem psycho Lächeln. Unsanft schmiss er mich auf den Boden vor der Beifahrertür seines Autos. „Steig jetzt ein", meinte er noch mit gefühlskalter Stimme zu mir, eher er auf die andere Seite zur Fahrertür ging. Im Auto blickte ich ihn verwirrt an. Er war plötzlich vollkommen anders zu mir. „Gleich wirst du anders über mich denken", meinte er und ich blickte ihn verwirrt an. „Kol, du kannst mich nicht mehr dazu bringen, dass ich dich hasse", sprach ich auf ihn ein, doch er starrte nur stumm auf die Fahrbahn.

Nach einer Weile blieb er vor einer Lagerhalle stehen. „Was wollen wir hier?", fragte ich ihn ahnungslos. „Aussteigen", befahl er mir in einem groben Ton. Ich hasste es, wenn er so bestimmend über mich sprach. Da fühlte ich mich so klein. Wie eine Dienerin, als wäre er mein Herrscher. Ich tat aber was er mir sagte, denn er wirkte nicht so, als sollte ich ihm widersprechen. Ich wollte gar nicht wissen, was er dann mit mir machen würde.

Jetzt hatten wir uns gerade so gut verstanden und dann das. „Komm mit", befahl er mir und ich folgte ihm nach drinnen in die Halle. Was hatte er nur vor? Was wollte er mir zeigen? In der Halle war es finster und ich fühlte mich hier Unbehagen, weshalb ich mit etwas ängstlicher Stimme meinte: „Kol, mir gefällt das hier nicht. Was hast du vor?" Keine Antwort. Mein Atem sowie mein Herzschlag beschleunigten sich. „Kol?", fragte ich in die Finsternis, da ging plötzlich ein grelles Licht an.

Ich kniff die Augen zusammen und brauchte kurz bis sich meine Augen an die neue Helligkeit gewohnt hatten. Ich fühlte mich plötzlich wie in einem Horrorfilm. Ich konnte nicht anders als laut zu schreien. 

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