Die Vampirjäger waren gegangen und ich war nun ganz alleine. Ich hatte nun wirklich niemanden mehr. Meine Augen wurden feucht, während ich weiterhin Kol seinen Körper anstarrte. Ich wusste, dass es richtig gewesen war. Kol hatte sterben müssen. Ich hatte so viele Menschenleben damit gerettet. Aber es schmerzte in meiner Brust. Es war als würde mein Herz zerbrechen. Aber ich sollte ihn hassen! Ich sollte mich über seinen Tod freuen. Er hatte es doch verdient!
Ich durfte nicht für Kol weinen! Was war nur los mit mir? Er hatte mein Leben zerstört. Mir alles genommen, was es lebenswert gemacht hatte. Ich drehte mich schnell von ihm weg und wischte mir die Tränen weg. Ich würde keine weitere Träne für ihn vergeuden. Ich versuchte mich vergeblich auf etwas anderes zu konzentrieren. Ich konnte nicht glauben, dass Kol wirklich tot war...
Es sollte doch Erleichterung in mir sein, kein Kummer! Keine Trauer. Stumm weinte ich weiter vor mich hin, während ich die Spaghetti nun alleine fertig machte. Es hatte sich so schnell alles geändert. Es war das Richtige gewesen ihn zu töten, aber da waren diese Gefühle für ihn, die ich nicht ignorieren konnte. Ich liebte ihn tief im inneren, obwohl er ein Monster war. Ich hatte mich in ein Monster verliebt! In einen Psychopathen, welcher mein Leben zerstört hatte. Ich sollte echt mal zu einem Psychologen gehen... Aber es war zu spät dafür, denn ich wollte nicht länger leben. Ich hatte mich entschieden. Das hier würde mein letztes Mahl werden.
Neben dem Kochen der Spaghetti, aß ich etwas Gemüse, da ich schon so einen Hunger hatte. Als ich dann mit dem Kochen fertig war und die fertigen Spaghetti mit einer Tomatensoße auf einen Teller gab, entschied ich, dass ich in einem anderen Zimmer essen würde. Ich konnte mir nicht länger Kol seine Leiche ansehen. Ich hörte einfach nicht zum Weinen auf, was wirklich störend war. Ich weinte für einen Vampir, der alle die ich liebte getötet hatte! Ich durfte nicht weinen!
Ich nahm zitternd den Teller hoch und wollte gerade das Zimmer verlassen, da keuchte plötzlich jemand auf. Erschrocken drehte ich mich zu Kol seiner Leiche um. Das konnte doch nicht wahr sein... Ich ließ den Teller unbeabsichtigt zu Boden fallen. Er zerbrach, während ich Kol sprachlos ansah. Die grauen Adern zogen sich zurück. Er setzte sich auf und zog sich den Holzpflock heraus. Er lebte... „Wie...?", hauchte ich, während ich versteinert dastand. Kol funkelte mich wütend an. „Ich bin ein Ur-Vampir. Man kann mich nur mit einem bestimmten Holz töten und du wirst jetzt dafür büßen, dass du versucht hast mich zu töten!"
Ängstlich wich ich vor ihm zurück. „Wie konntest du nur?!", schrie er mich an. Ich schluckte, dann erwiderte ich genauso laut: „Wie konntest du nur?! Du hast jeden getötet, denn ich liebe! Meine Eltern! Meinen Bruder! Du hast mich manipuliert!" Er stand in Vampirgeschwindigkeit vor mir. Selbstsicher blickte ich zu ihm auf, auch wenn ich innerlich eine Heidenangst hatte. „Töte mich...", bat ich ihn. Diese Worte warfen ihn aus der Bahn. „Ich soll dich töten?", fragte er mich.
Ich nickte. „Beende das alles hier. Ich will nicht mehr. Ich will nicht länger dein Spielzeug sein! Ich will nicht mehr leben!" Doch da grinste er plötzlich wieder. „Dein Leid ist aber amüsant zum Ansehen", entgegnete er und lachte. „Ich bin noch nicht fertig mit dir und jetzt...", er blickte mir tief in die Augen und manipulierte mich: „Lauf." Ich tat was er mir sagte und lief so schnell ich nur konnte. Es war aber sinnlos. Er würde mich sowieso einholen. Im Laufen nahm ich eine Vase vom Regal. Ich drehte mich schnell um und warf sie nach ihm. Er wich aber geschickt aus und sie zerbrach laut. Ich zuckte bei dem Geräusch leicht zusammen und da stand er auch schon wieder vor mir.
„Ihr Menschen seid so langsam. Das macht echt keinen Spaß", meinte er. Ich versuchte weiter von ihm davon zu laufen, doch es gab kein Entkommen. Er stand dicht hinter mir. Ich drückte mich mit meinem Oberkörper dicht gegen die Wand und schloss meine Augen. Könnte er es nicht endlich beenden? Ich wollte doch nur mehr sterben. War das zu viel verlangt? Er strich nun mit seiner Hand über meinen Rücken und hauchte: „Du wirst leiden dafür, dass du mich versucht hast zu töten." Ein kalter Schauer lief mir hinab. „Bitte, tötete mich", wimmerte ich, doch er lachte nur. „Das wäre viel zu gnädig..."
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Bad Dreams
VampireWenn Albträume zur Wirklichkeit werden...Manipulation zum Alltag...und Angst dein Leben bestimmt... Was tut man, wenn man in den Fängen eines Psychos landet? Liebe verwandelt sich in Angst. Angst zu Hass. Wird sich der Hass auch wieder in Liebe umwa...