22. Kapitel

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Zu meinem Leidwesen wachte ich wieder auf. Ich setzte mich langsam in meinem Bett auf und blickte mich um. Kol war nicht hier. Ich könnte mich also vielleicht umbringen. Irgendwo würde ich doch ein Messer finden. Ich stand leise vom Bett auf und schlich mich zu einem Regal hinüber. Ich durchsuchte die Schubladen nach irgendetwas mit dem man sich töten konnte. Ich hatte nämlich genug von diesem Leben. Ich wollte nicht länger leiden.

Doch dann kam mir ein Gedanke. Wenn ich tot wäre, würde sich Kol dann nicht irgendein anders Mädchen schnappen? Würde er dann jemand anderen quälen? Ich musste irgendwas gegen ihn unternehmen. Er durfte nicht weiter andere Mädchen quälen. Denn niemand hatte ein solches Leid verdient! Aber was konnte ich schon gegen einen Vampir ausrichten? Er war viel zu stark, viel zu schnell. Da kam mir eine Idee. Vielleicht war sie töricht und kindisch, aber ich nahm mein Handy heraus und googelte: Vampirjäger.

Wenn es Vampire gab, dann müsste es auch Jäger geben. Als erstes wurde mir der Film Vampirjäger von Abraham Lincoln vorgeschlagen. Auch ein paar andere Filme wurden mir empfohlen. Ich musste schon etwas mehr hineingegraben bis ich etwas Brauchbares fand. Eine Telefonnummer. Ich gab die Nummer schnell in mein Handy ein und ließ es dann klingeln. Ich betete im Stillen darum, dass jemand dran ging und dann erklang wirklich eine Stimme.

Wo können wir behilflich sein?", fragte eine männliche Stimme. Vorsicht und möglichst leise fragte ich: „Sind sie wirklich ein...Jäger?" Ich hatte Angst, dass Kol dieses Telefonat hören konnte. „Ja. Kennen sie einen Vampir?", fragte er nun auch in gedämpften ernstem Tonfall. Er wusste also von dem ausgeprägten Gehörsinn der Vampire. „Ja", flüsterte ich. „Hält er sie gefangen?" „Ja." „Ist er gerade bei ihnen?" „Nein, aber ich weiß nicht ob..." Ich verstummte, als unten ein Geräusch erklang. Die Tür. Kol war also zurück.

„Er ist wieder da", hauchte ich. „Schreiben sie mir ihre Adresse. Wir kommen so..." Kol stand plötzlich im Zimmer und ich legte schnell auf. „Mit wem hast du telefoniert?", fragte er misstrauisch. Ich hoffte, dass er nichts vom Gespräch gehört hatte. „Mit meiner Schule. Ich habe nämlich die letzten Tage gefehlt und sie machen sich sorgen. Ich bekomm einen Verweis, wenn ich weiterhin unentschuldigt vom Unterricht fernbleibe", log ich, wobei es ziemlich sicher sogar der Wahrheit entsprach. Aber die Schule wusste, welche Verluste ich durchmachen muss.

„Du vermutlich auch", fügte ich nun hinzu und Kol zuckte die Schulter. „Ich habe alle manipuliert, also kann ich auch tun was ich will. Ich bin nur in die Schule gegangen, wegen dir. Damit ich dir dein Leben auch dort zur Hölle machen kann. Aber da kommt mir eine Idee. Wie wäre es, wenn wir auch noch deine restlichen Klassenkameraden umbringen?", fragte er und ich schüttelte sofort den Kopf. „Kol, bitte nicht... Sie sind doch alle Unschuldig." „Wenn man nach dem gehen würde, dann könnte man niemanden mehr töten", erwiderte er.

„Man sollte auch niemanden töten!", schrie ich ihn an. Er grinste und entgegnete: „Es macht aber Spaß." „Du bist so ein Psychopath!" Ich wollte an ihm vorbei gehen, doch da packte er mich am Arm und blickte mich durchdringend an. Vermutete er, dass ich etwas vorhatte? Kurz musterte er mich noch stumm, dann ließ er mich los und ich verließ mein Zimmer. Ich ging ins Bad und sperrte mich dort ein. Ich setzte mich auf die Badewannen Kante und schrieb dem Vampirjäger meine Adresse. Ich hoffte, dass sie bald kommen würden. Dass sie Kol töten könnten. Dass dieser Horror endlich enden würde...

Nach einer Weile betätigte ich die Klospülung, damit Kol dachte, ich wäre am WC gewesen und nichts vermutete. Ich wusch mir sinnlos die Hände und verließ das Bad. Nun ging ich nach unten in die Küche, um mir etwas zu Essen zu machen, da ich Hunger hatte. Aber als ich die Küche betrat, verharrte ich in meiner Bewegung, da noch alles unberührt vom Spaghetti Kochen da lag. Mein Magen knurrte sofort. Aber ich starrte einfach nur auf die Töpfe und den Knoblauch. Es war vor ein paar Stunden noch alles normal gewesen.

Hätte ich doch nicht mit diesen Gefühlsduseligen Gesprächen angefangen, aber andererseits hätte ich sonst nie die Wahrheit erfahren. Naja, Kol hätte mir sonst auch irgendwann die Lagerhalle gezeigt. Das gehörte ja alles zu seinem Spielchen. Aber es wäre halt noch etwas hinausgezögert worden. Ich betrachtete das etwas blutige Messer neben dem Knoblauch. Hätte ich mich nicht geschnitten, dann hätte ich auch nicht damit angefangen, dass Kol Kontrolle lernen müsste. Er hätte mich nicht gebissen und ich hätte nicht so hinter seine verletzte Fassade geblickt.

Ich hätte mir wirklich ein Leben mit ihm vorstellen können. Ich war ein hilfloser Fall. Ich liebte diesen Psycho! Aber es musste endliche in Ende nehmen, denn er würde nach meinem Tod andere quälen. Er würde damit nie aufhören. Eine Träne stahl sich aus meinem Auge. Wie hatte er nur so werden können? Wie viel Schmerz musste dafür notwendig sein? Keiner hatte so viel Leid verdient. Er war so verletzt und tat mir so leid, aber ich konnte ihm nicht helfen, wenn er sich nicht helfen ließ.

Das Klingeln an der Haustür riss mich aus meinen Gedanken. Sie waren da. Ich schluckte, während mein Magen immer noch knurrte. Gott, ich musste endlich was essen. Aber jetzt würde es gleich blutig werden. Genervt ging Kol die Treppen runter. „Erwartest du jemanden?", fragte er mich und ich schüttelte stumm den Kopf. Ich wandte meinen Blick von ihm ab, er sollte nicht sehen, dass ich geweint hatte. Wegen ihm geweint habe...

Er öffnete die Tür nun und wollte gerade etwas Unfreundliches sagen, da stöhnte er vor Schmerz auf. Erschrocken blickte ich zu ihm auf. Die Vampirjäger hatten ihm einen Holzpflock in den Bauch gejagt. „Deine Spielchen enden hiermit, Vampir", fauchte einer der Jäger. Es waren mehrere. Somit würde es also enden. Es war nun soweit. „Tut mir leid. Ich musste das tun", flüsterte ich und wusste, dass Kol mich hören konnte.

Kol war kurz überrumpelt gewesen, doch jetzt fing er sich wieder. Er zog sich den Holzpflock aus dem Bauch und riss dem nächsten Vampirjäger das Herz heraus. Erschrocken atmete ich auf. Ein anderer schoss nun einen Holzpfeil auf ihn, doch Kol fing ihn geschickt auf, ebenso wie den zweiten Pfeil. „Ihr habt keine Chance gegen mich", knurrte Kol und plötzlich ging alles ganz schnell. Ich konnte von hier aus, kaum was sehen, außer das fiel Blut spritzte und ich hörte die Schreie der Jäger.

Das waren doch Vampirjäger, wieso konnten sie nichts gegen ihn bewirken? Sie waren ausgebildet dafür. Trainierten darauf Vampire zu töten. Kol war aber so unendlich schnell. Ich konnte nicht einfach zu sehen, wie er sie alle tötete. Als ich mich nun dem Kampf näherte und nur wenige Meter hinter Kol war, verharrte ich augenblicklich in meiner Bewegung, als ich sah wie Kol einem der Jäger den Kopf abriss.

Mein Blick fiel auf einen Holzpflock, welcher am Boden neben einem toten Jäger lag. Ich handelte schneller als ich denken konnte. Während ich mir den Pflock vom Boden schnappte, schmiss einer der Jäger eine Art Rauchbombe auf Kol, welche ihn kurz zum Husten brachte und ihn, wie es aussah, etwas schwächte. Das musste wohl Eisenkraut sein. Anscheinend schwächte auch der Duft vom Kraut Vampire. Es passierte nun alles ganz schnell. Ich dachte nicht nach und nutzte meine Gelegenheit. Ich rammte Kol von hinten den Pfahl ins Herz.

Kol stöhnte noch kurz auf, dann fiel er leblos zu Boden. Erst in dem Moment realisierte ich, was ich getan hatte. Ich hatte Kol Mikaelson umgebracht. Seine Haut wurde grau und ich keuchte erschrocken auf. „Gut gemacht, Miss...?", fing einer der letzten Überlebenden Jäger an. Zwei lebten noch von den acht Jägern. Als ich dem Jäger nun meinen Namen nicht nannte und ihn nur sprachlos ansah, ergriff der andere Überlebende das Wort: „Ohne sie hätten wir das nicht geschafft. Er war anscheinend ein sehr alter Vampir."

Ich nickte nur stumm. Ich konnte nicht mehr sprechen. Ich stand unter Schock. Ich starrte nun fassungslos Kol seinen leblosen Körper an. Es war alles so schnell passiert. Ich hatte... Ich hatte ihn getötet! Ob ich es bereute? Ich wusste es nicht. Es brach mir jedenfalls das Herz, ihn nun auch tot zu sehen. Nun hatte ich wirklich alle verloren...

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