Kapitel 16|| lost

152 17 3
                                    

Katelynns Sicht.
Ich weiss nicht wie lange ich gerannt war, doch es war viel zu lange. Meine Beine konnten mich nicht mehr tragen und so viel ich auf den feuchten Waldboden. Meine Wangen waren nass. Ich zitterte am ganzen Körper und atmete schwach. Es war zu viel, zu viel für meine Seele. Da die Sonne schon untergegangen war, sah ich fast nichts mehr vor mir. Eine Weile lag ich einfach nur zusammengekrümmt auf dem Waldboden und weinte vor mich hin. Ich versuchte die Ereignisse, die mein Leben so prägten zu verdrängen, doch es gelang mir nicht mehr. Ich war einfach zu schwach um nur ein paar Wörter auszuhalten, denn Menschen konnten schlimmer als alles andere sein. Man sollte Niemandem vertrauen und genau davor hatte ich Angst.
Als der Waldboden mir zu unbequem war, tastete ich um mich und als ich einen Baum fühlte, zog ich mich an ihm hoch. Ich lehnte meinen Rücken am Stamm an, zog meine Beine an mich ran und legte meinen Kopf auf meine Knie. Immer wieder verließ ein Angstschrei meinen Mund und immer mehr Tränen bahnten sich meine Wange hinunter. Am liebsten wäre ich in diesem Wald gestorben, dann wäre alles vorbei gewesen. Ich war alleine. Verloren in meinen Erinnerungen...

* Ich war 14 als ich eines Nachmittags durch die Straßen lief. Ich fühlte mich alleine und mir war kalt. Es war Herbst. Der Wind bließ mir um die Ohren und ließ mich erschaudern. Ich beobachtete die Menschen, die mich mit weit aufgerissenen Augen anstarrten. Ich hatte Kratzer im ganzen Gesicht. Die vorherige Nacht wurde ich von Albträumen geplagt. Ich schlug im Schlaf um mich und kratze mich.
Wie immer versuchte ich die Blicke zu ignorieren, doch es gelang mir nicht. Ich fing an zu schreien und fiel auf den Boden. Niemand half mir. Alle gingen weiter. Bestimmt waren sie zu beschäftigt, dachte ich mir, doch so waren Menschen nun mal. Rücksichtslos. Die Straßen wurden leerer und leerer, genauso wie mein Herz. Still und leise weinte ich, bis meine Traurigkeit sich plötzlich in Wut auf alles und Jeden umwandelte. Fest entschlossen stand ich auf, wischte mir meine Tränen weg und lief in einen abgelegenen Teil der Stadt. Nun wollte ich alleine sein.
Niemand war dort.
Plötzlich hörte ich Schreie. So schnell ich konnte lief ich in die Richtung in der ich die Schreie vernahm. Ich wollte helfen, nicht so wie die egoistischen Wesen die sich 'Menschen' nannten. Ich hatte Angst, verdammte Angst. Als ich um die Ecke blickte, erschrack ich. Dort stand ein Mann Anfang 20 und in seinen Händen hielt er die Haare eines vielleicht ebenfalls 14 jährigen Mädchens. Der Mann zog ihr mehrmals an den Haaren und schrie sie an. "Verdammt nochmal, tue endlich was ich sage du Nichtsnutz!!!" Das Mädchen fing an zu weinen. "Halt deine Klappe, sonst hört uns noch Jemand!"
Ich wusste nicht was ich tun sollte...
Das Mädchen schlug wild um sich und schrie dass er sie loslassen solle, doch er holte aus und schlug ihr ins Gesicht. Ihre Nase begann zu bluten. SCHEISSE,dachte ich mir. Der Mann drängte das Mädchen an die Mauer der Gasse und brüllte : "Ich habe dir schon Mal gesagt was passiert wenn du kein braves Mädchen bist!" Er fing an dreckig zu grinsen. Ich war wie erstarrt. Wusste nicht was ich tun sollte. Jede einzelne meiner Zellen erstarrte zu Eis. Ich konnte nichts tun, ich wusste nicht was zutun war.
Das Mädchen spuckte dem Mann ins Gesicht und schrie mit erstickender Stimme: "Ich werde niemals das tun was du willst, du Bastard!"
Doch der Mann lachte nur. Plötzlich hörte er auf und holte seine Waffe heraus. "Wie hast du mich gerade genannt?",fragte er durch zusammengepresste Zähne und hielt ihr die Waffe an den Kopf. Das Mädchen fing an zu zittern und zu schluchzen. "B-bitt-bitte tue mir nichts!!" Er grinste erneut und rief : "Zu spät, Kleines." Und dann drückte er ab.
Ein Schuss. Ein letzer Schrei. Blut. Ein Aufprall.
Ich erwachte aus meiner Starre. Nein, nein das konnte nicht wahr sein! Das war nicht passiert!!! Überall Blut. Ich schrie und weinte. Als der Mann mich entdeckte, schaute er mich mit einem Blick an, der das Blut in meinen Adern gefrieren ließ. Er hatte sie getötet. Vor meinen Augen und ich hatte nichts dagegen getan. Rein garnichts.
Der Mann kam auf mich zu, packte mich ebenfalls an den Haaren, sodass ich schmerzerfüllt aufschrie. "Traue dich nicht zur Polizei zu gehen. Ich werde dich finden und töten, genauso wie meinen kleinen Nichtsnutz." Er ließ mich los, schenkte mir ein widerliches Grinsen und verschwand.
Ich weinte, so wie ich noch nie geweint hatte. Dort lag es, das Mädchen, dass eben noch gelebt hatte. Ich krabbelte zu ihr und strich ihr über den Kopf. Das war alles nur einer meiner Alpträume, redete ich mir ein, doch das war es nicht. Das Mädchen war Tod und meine Hände voller Blut. "Alles wird gut", flüsterte ich ihr weinerlich zu und alles wurde schwarz.*

Ebbys Sicht.
So schnell wie Kate, schluchzend, an mir vorbeirannte, konnte ich garnicht reagieren. Das einzige was ich sehen konnte, war ihr mit Tränen überströmtes Gesicht und dann verschwand sie im Wald. Aufeinmal kam Emilio einen kleinen Weg hinuntergerannt. "Was ist passiert?", fragte ich panisch. "Ich weiss es nicht verdammt! Aber wo ist sie?", antwortete er niedergeschlagen. James lief zu Emilio und legte ihm eine Hand auf die Schulter: "Bruder was hast du gemacht?" Bevor er antworten konnte, hörten wir Schreie... Kates Schreie.
"Wir müssen sie suchen, verdammte Scheiße!", brüllte Emilio nun und rannte in den Wald. Ich schnappte mir schnell zwei Taschenlampen und gab eine davon James. Er nahm meine Hand und dann liefen wir Emilio hinterher.
"Kate!! Wo bist du?", schrien wir drei immer abwechselnd, doch nichts kam. Keine Schreie mehr, kein Schluchzen. Jetzt hatte ich große Angst. "James... w-was w-wenn ihr was passiert ist?" Tränen bahnten sich meine Wangen hinunter. "Pschht, alles wird gut, wir finden sie. Ich verspreche es dir!" , flüsterte James mir zu und drückte mich fest an sich. Meine Tränen versiegelten und wir rannten weiter.
Emilio konnten wir schon garnicht mehr erkennen, da er so schnell rannte. Was war nur passiert?!
Plöttzlich tauchte er wieder in unserem Blickfeld auf. Schweratmend blieb er vor uns stehen. "I-ich... Es ist alles meine Schuld!",seufzte er und fuhr sich durch die Haare. Seine Augen waren glasig, doch es könnte auch nur die Spiegelung des Mondes gewesen sein. "Es ist nicht deine Schuld, Emilio. Kate ist nur sehr, sehr empfindlich und ängstlich", versuchte ich ihn aufzumuntern. Er nickte zögerlich. "Kate... wo bist du bloß?", flüsterte ich und drehte mich im Kreis, sodass ich alles ableuchten konnte. Und dann sah ich sie. Zusammengekrümmt, angeleht an einen Stamm. Ihr ganzes Gesicht voller Dreck und Tränen. Ihre Augen geschlossen. Sie sah schrecklich aus. "Kate!", schrie ich mit erstickender Stimme und rannte zu ihr. Ich kniete mich neben sie und weinte. Die Jungs kamen dazu. "Oh mein Gott Kate!", rief Emilio. "Sie zittert", stellte James fest. "Wir sollten sie so schnell wie möglich ins Warme bringen, bevor sie unterkühlt", meinte Emilio. Er hob sie hoch, strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lief beachtsam los. Er schaute nur auf sie, alles andere war ihm egal. Ich und James liefen schnell vor ihn, damit er in die richtige Richtung lief. Zwei Stunden war sie jetzt alleine im Wald gewesen. Sie tat mir so unfassbar leid.

Als wir nach weiteren 30 Minuten den Weg aus dem Wald fanden, fiel uns allen ein Stein vom Herzen. "Ihr Atem geht flach...",flüsterte Emilio. James machte das, inzwischen ausgegangene, Lagerfeuer wieder an und ich holte ein paar Warme decken, dann krabbelte ich in das Zelt, indass Emilio Kate abgelegt hatte. Sie schlief immernoch tief und fest. Ich gab Emilio schnell die Decken, drückte Kate einen Kuss auf die Wange und verschwand aus dem Zelt. Die Beiden sollten alleine sein...

Emilios Sicht.
"Es tut mir so leid, Kate",flüsterte ich ihr zu. Sie konnte mich nicht hören, aber das war mir egal. Nachdem Ebby die Decken gebracht hatte, deckte ich Kate damit behutsam zu. Ich legte mich neben sie und betrachtete ihr schmutziges Gesicht. Ich hatte große Schuldgefühle. Langsam strich ich ihr den Dreck aus ihrem schlafenden Gesicht. Aufeinmal entdeckte ich eine große Narbe, die von ihrem Ohr bis zu ihrem Kinn verlief. Ich strich darüber, bedacht ihr nicht wehzutun. Diese Narbe sah wirklich schlimm aus und ich wusste nicht warum sie mir noch nie aufgefallen war. Was war nur passiert mit ihr? Sie zitterte ,trotz zwei Wolldecken ,immernoch und so schmiegte ich mich näher an sie heran und drückte sie fest an mich.
Ich wollte unbedingt erfahren warum sie solche Angst hatte. Noch nie hatte ich Jemanden so ängstlich gesehen. Es steckte viel mehr hinter ihr als ich anfangs dachte und ich wollte es herausfinden. Nicht weil ich neugierig war, sondern weil ich ihr helfen wollte ein normales Leben zu führen. Ich wollte immer für sie da sein und sie nie im Stich lassen. Sie brauchte Jemanden der sie stützt, das wusste ich und derjenige wollte ich sein.

Langsam erlosch die Flamme des Lagerfeuers, doch ich blickte nicht weg von ihr. Ich wollte nicht verpassen, wenn sie ihre Augen wieder öffnete. Bevor Ebby und James schlafen gingen, erkundigten sie sich noch einmal über Kates befinden und verließen dann wieder das Zelt.
Inzwischen hatte Kate aufgehört zu zittern, doch aufgewacht war sie noch nicht. Ich drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und strich ihr über die Wange. Sie war so schön, trotz ihrer Narbe oder trotz all dem das sie durchgemacht hatte und sie so sehr prägte.
Ich blieb die ganze Nacht wach, denn Kate schrie immer mal wieder im Schlaf. Sie war wie gefangen in ihrem eigenen Körper, denn sie öffnete nie die Augen. Ich versuchte sie zu beruhigen, was mir dann auch gelang, doch ihre Schreie würde ich nie vergessen. Letzendlich schlief ich dann bei Sonnenaufgang auch ein.
---------
Hey, hoffe es hat euch gefallen! Schreibt mir bitte eure Meinung oder Verbesserungsvorschläge in die Kommentare, würde mich echt freuen!❤
xx eure Romina

The One I adore♡ *slow Updates*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt