Kapitel 23|| Under the mask

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Emilios Sicht.
Inzwischen hatten Kate und ich uns einfach mitten auf den Sportplatz gesetzt und schauten der Sonne zu, wie sie langsam unterging und irgendwo anders aufging. Die Wolken färbten sich Lila und tauchten die ganze Umgebung in wunderschönes Licht. Ich genießte es sie an meiner Seite zu haben.
"Was war das schlimmste, dass dir je passiert ist?", ihre klare Stimme ließ mich aus meinen Gedanken aufwachen. Ich überlegte und beobachtete wie die letzten Vögel zurück in ihr Nest flogen. Ich fragte mich, wie sie darauf kam mich soetwas zu fragen, denn jeder normale Menschenverstand müsste wissen, dass die andere Person die Gegenfrage stellen würde.
Dann holte ich tief Luft. "Ich glaube Tessa war das schlimmste" Sie runzelte die Stirn. "Tessa?" Ich stützte meine Arme hinter mir ab und streckte meine Beine aus. Mein Blick war starr nach vorne gerichtet und mein Herzschlag verschnellerte sich. "Ich habe dir schon von ihr erzählt, weisst du noch? Das Mädchen, das ich im Waisenhaus kennengelernt habe und jetzt in einer Pflegefamilie ist, ich aber Angst habe, dass sie in ihr altes Verhaltensmuster zurückkehrt." Ich sah wie sie mich von der Seite anstarrte und nickte. "Erzähl mir mehr darüber",bat sie mich und strich sich eine blonde Strähne hinter das Ohr. Ich blickte einen Moment zu ihr herüber, aber wendete meinen Blick sofort wieder ab. Ich wusste, dass ich sonst nicht mehr hätte wegschauen können. Die kühle,aber stickige Luft bahnte sich ihren Weg in meine Lunge und ließ mich lebendig fühlen. Mit einem Mal wollte ich ihr die ganze Geschichte erzählen, alles was es darüber zu wissen gab und alles über meine Gefühle. "Sie ist immer nachts aus dem Waisenhaus verschwunden, keiner wusste wo sie war, doch eines Tages bin ich ihr gefolgt. Ihr Ziel war eine Bar. Eine Bar mit lauter schmierigen Typen. Es roch nach altem Schweiß, Alkohol und Toilette. Natürlich war mir nicht klar was sie dort wollte und so beobachtete ich sie. In der ganzen Zeit in der ich sie kennengelernt hatte, hatte ich sowas wie einen Beschützerinstinkt entwickelt, also konnte ich nicht anderst. Zuerst geschah nichts, doch dann setzte sie sich neben einen Typen an die Bar und fing an Vodka zu trinken. Sie war doch gerade 15 geworden! Ich war geschockt von ihrem Anblick. Mit der Vodkaflasche hing sie nun dem viel zu alten Typen an den Lippen. Der Anblick war widerlich und jeder einzelne Muskel in meinem Körper spannte sich an. Ich begriff, wieso sie jeden Morgen so tiefe Augenringe hatte und wieso sie immer so komisch roch. Am liebsten hätte ich dem Typen einen Kinnhaken verpasst! Doch plötzlich änderte sich alles, der Typ packte sie an den Haaren und knallte ihren Kopf auf die Theke. Sie schrie und er lachte. Tessas Augen füllten sich mit Tränen und letzendlich riss sie sich los. Ich konnte nicht mehr einfach zuschauen und zeigte mich. In diesem Moment rannte sie auf die Toiletten und ich schlug dem Mann kräftig ins Gesicht, bevor ich ihr hinterherrannte. Ich klopfte an die Toilettentür und rief verzweifelt ihren Namen, doch das einzigste was ich hörte waren dumpfe Schläge und Schluchzer. Sie wollte die Tür einfach nicht öffnen. Meine Angst wuchs. Ich wollte einfach nur zu ihr, ihr sagen das alles gut wird und das sie keine Angst haben musste. Als ich es letzendlich nicht mehr aushielt, nahm ich Anlauf und trat die Tür ein. Was ich da sah, war einfach nur ein riesen Schock",ich schluckte und wagte einen kurzen Blick zu Kate, diese hatte die Augen weit aufgerissen, dann fuhr ich fort: " Sie lag weinend und zitternd in einer Ecke. Ihre Handknöchel waren aufgerissen und ihr Blick zutiefst verletzt. Ohne ein Wort lief ich auf sie zu und drückte sie fest an mich und als sie sich beruhigt hatte, erzählte sie mir, dass sie im Alkohol Ruhe fand, dass sie kaputt war, sich alleine fühlte und dass die Männer ihr wenigstens ein bisschen das Gefühl gaben etwas wert zu sein. Es war einfach nur krank. Sie war krank und das wusste ich. Jetzt ist sie woanders. Ich weiss nicht was sie macht, wie es ihr geht und wie sie sich fühlt. Immer schon wollte ich für sie da sein und jetzt kann ich es nicht mehr." Mein ganzer Körper überzog sich mit Gänsehaut als ich daran zurück dachte. Immer wieder sah ich ihren verletzten Blick, ihre Knöchel, wie sie den Mann küsste und wie dieser ihr weh tat.
Ich wartete und wartete bis Kate endlich was sagte, doch genau das tat sie nicht. Und vielleicht war das ja besser so. Das einzigste was zählte war, dass sie es wusste und mir war mehr als klar, dass sie in dem Moment darüber nachdachte.
"Und du? Was war das Schlimmste, dass dir je passiert ist?", meine Stimme klang unsicher. Ich wusste nicht, ob es okay war dies zu fragen, denn es war klar, dass ihre Erlebnisse viel schlimmer waren als meine. Jedoch antwortete sie. Zwar langsam und überlegt, aber sie tat es. "Das Schlimmste, dass mir je passiert ist sind meine Träume. Meine Träume sind Erlebnisse. Ich weiss das jeder einzelne etwas wahres an sich hat und das Schlimmste daran ist, dass es für mich wirklich nur Träume sind. Ich kann mich an manche Situationen nicht erinnern, sie je erlebt zu haben, jedoch weiss ich das ich sie erlebt haben muss, denn sie verlassen niemals meine Gedanken und sie fühlen sich so echt an, als würde ich alles im selben Moment erleben." Ihre Stirn legte sich in Falten. Ihre Träume intressierten mich wirklich sehr. "Erzählst du mir von einem?"
Wieder sah ich ihr Nicken in meinem Augenwinkel. "Ich träume davon, wie mein kleiner Bruder überfahren wird, dabei kann ich mich nicht erinnern je einen kleinen Bruder gehabt zu haben. Jedoch ist es einfach nur furchtbar, seine Schreie, meine Schreie, das Blut... oh gott so viel Blut und Schmerz..." Sie senkte ihren Kopf und atmete tief ein. "Ich will, dass es aufhört." Sie drehte ihren Kopf in meine Richtung und ich tat es ihr gleich. Genau in diesem Moment wollte ich sie küssen, ihr sagen, dass ich sie liebte, doch ich konnte nicht. Nicht jetzt und nicht hier. "Weisst du Emilio, letzendlich müssen wir doch nur an das Leben glauben, verstehst du? Wenn wir glauben, dass das Leben schön sein kann, dann ist es das auch. Aber es ist schwer, besonders wenn man nichts hat, dass einen so glauben lässt. Träume können schön sein, du kannst dir aufbauen was du willst, du kannst dir Zenarien (?) ausdenken, die niemals passieren werden, aber das ist okay, denn du träumst. Und dann gibt es diese Träume, die dich täuschen, denn letzendlich enden sie in nichts ausser einem Albtraum von dem du nicht weisst, was daran wahr und was falsch ist." Ich blickte ihr tief in die Augen und überlegte was sie mir damit sagen wollte. Jedes ihrer Worte war so genau ausgewählt und so wahr. Wenn ich sie jetzt schon nicht küssen konnte, wollte ich sie wenigstens berühren und so legte ich meine Hand sanft an ihre Wange. Sie schmiegte ihren Kopf daran und schloss die Augen. Ich wusste nicht was sie fühlte und das zeriss mich. Es weare das schlimmste gewesen, heatte sie nicht gefühlt wie ich, doch genau in dieser Nacht hatte ich schon mehr über ihre Gefühle erfahren als jeder andere und genau in dieser Nacht war mir das noch nicht klar.

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