Kapitel 20|| Dream

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*Es war Mitte April und die Sonne schien trüb auf uns herab. Wir liefen am Straßenrand entlang, da wir zu den Maisfeldern gelangen wollten. In meinen Armen hielt ich einen Korb und meine Haare verzierten zwei rosa Schleifchen, die an meinen Zöpfchen angebracht waren. Singend hüpften wir an der Straße entlang. Immer wieder fuhr ein Auto an uns vorbei, dem wir dann zuwinkten und kicherten. Es war ein unbeschwerter Tag und wir dachten uns nichts böses. Wir waren Kinder. "Siehst du...",ich zeigte mit meinen kleinen Fingern gerade aus, "bald sind wir da!"
Ich strich ihm über seine blonden Haare und zeigte ihm mein allerschönstes Lächeln. Er bedeutete mir alles und ich wusste nicht, was ich ohne ihn tun sollte. Er rannte los und lachte. Ich ebenfalls.
"Jackson!",rief ich als er dabei war die Straße zu überqueren um ins Maisfeld zu gelangen, "warte auf mich!"
Doch er hörte nicht, er rannte weiter.
Er schaute nicht nach rechts und nicht nach links. "Jackson!", rief ich erneut als ich sah, dass ein Auto angerast kam. "Pass auf!!!"
Er hörte mich nicht. Voller Eifer sauste er über die Straße. Das Auto kam. Immer näher. Mein Herz raste. Ich hielt die Luft an. "Jackson!",brüllte ich nun mit ganzer Kraft. Ruckartig blieb er auf der Straße stehen. Nein. Dann ein Knall. Ein Schrei entwich meiner Kehle. Das war nicht wahr. Ich blieb stehen und konnte mich nicht vom Fleck bewegen. Alles in mir zog sich zusammen. Ich sah Blut. Und mittendrin er. Mein ein und alles. Mein ganzer Stolz. Plötzlich brach alles zusammen. Ich schrie wie am Spieß und schluchzte. Es fühlte sich an als müsste ich ersticken. Als ich realisierte was passiert war, rannte ich los. Hin zu ihm. Er lag mitten auf der Straße. Das Auto war weitergefahren. Einfach so. "Jacki...", entwich es mir leise. Meine Tränen hörten nicht auf. Ich hockte mich zu ihm und nahm ihn in meine Arme. Der Stoff meines Kleidchens war nun Blut verschmiert. Ich konnte nicht begreifen was passiert war. Das war nur ein böser Traum, aus dem mich Mami gleich herausholen würde. Doch ich war wirklich hier, mitten auf der Straße, in meinen zierlichen Händen hielt ich ihn. Mein Herz war taub. Ich nahm garnichtsmehr wahr. Meine Sicht war verschwommen, doch ich sah ihn und sein süßes Lächeln, das mir immer Freunde bereitet hatte. "Bitte wach auf Jacki", murmelte ich und tätschelte seine Wange. Ich saß noch eine Weile so da und wartete darauf, dass irgend Jemand kam oder Jackson aufwachen würde, doch das passierte alles nicht.
In meinen Armen hielt ich meinen kleinen Bruder und er war tod.
Aufeinmal sah ich nurnoch schwarz vor mir und dann wieder das Bild indem ich meinen Bruder in den Armen hielt. Doch ich war kein Kind mehr, ich war nun älter und in meinen Armen lag nicht Jackson, sondern James.*

Emilios Sicht.
Nachdem Kate eingeschlafen war, trug ich sie behutsam in mein Zimmer und legte sie auf mein Bett. Müde zog ich mir etwas anderes an und legte mich dann zu ihr. Ich ließ Abstand, da ich sie aufkeinenfall irgendwie bedrängen wollte, obwohl sie hätte es zwar nicht mitbekommen aber egal.
Sie sah so süß aus wenn sie schlief und ich musste mich zusammenreissen um sie nicht an mich zu ziehen. Alles in mir und alles was ich war, wollte sie. Und als ich ihr gesagt hatte, dass ich sie niemals beabsichtigt verletzen würde, meinte ich das auch so. Ich kannte ihr Geheimniss nicht, aber ich wollte es noch herausfinden. Sie war etwas besonderes und das konnte sogar ein Blinder erkennen. Ich wollte ihr Geheimniss nicht aus reiner Neugier herausfinden, sondern auch, weil sie mir wichtig war und ich ihr helfen wollte. Ihr war etwas schlimmes widerfahren und das bereitete mir Sorgen. Ich konnte sie nicht leiden sehen.
Eine ganze Weile betrachtete ich sie dann noch und strich immer wieder über ihre Narbe in ihrem Gesicht. Ihre Narbe war sehr sichtbar und man spürte sie, wenn man darüber fuhr. Es sah so schlimm aus und ich wollte mir garnicht ausmalen wie viel sie gelitten hatte. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter.

Aufeinmal fing sie an zu lächeln und ich dachte sie schliefe nicht, doch das tat sie. Ihr Lächeln gefiel mir und eines Tages wollte ich der Grund dafür sein. Ich würde ihr Glück immer vor meines stellen, egal um was es ging.
Es war inzwischen 3uhr nachts und ich entschloss mich langsam zu schlafen. Ich nahm mir also meine Decke und deckte uns zu. 'Leider' war die Decke zu klein für uns Beide und so zog ich sie vorsichtig an mich. Ihr Geruch umgab mich, sodass ich automatisch Grinsen musste. Wenn ich nur daran dachte, dass ich sie einmal für mich alleine haben könnte, klopfte mein Herz wie verrückt. Plötzlich wimmerte sie vor sich hin. Sie drehte sich nach rechts und nach links. Dann ein Schluchzen. Ein Schrei. "Nein!"
Ich war verwirrt. Was war los?
Ich streichelte ihr langsam über den Kopf und flüsterte ihr zu, dass ich da sei. Ihr erste Träne floss und immer mehr folgten darauf. Ich drückte sie fest an mich. Ihre Schreie sagten alles. Es konnte kein Traum sein. Irgendetwas musste daran wahr sein. Meine Gedanken wurden unterbrochen, indem sie anfing heftig zu Zittern. Ich hüllte die Decke fester um sie, doch es hörte nicht auf. Sie hatte nicht aus Kälte gezittert, sondern aus Angst. Ich fühlte ihr rasendes Herz, das gegen meine Brust schlug. Ein Schluchzen verließ erneut ihren Mund, sie schrie, drehte sich von der einen auf die andere Seite und zitterte als wären wir in der Polarregion gewesen. Ich versuchte alles was ich konnte, doch sie war wie gefangen. Es war ein Traum, wie auf der Lichtung.
Als ich merkte wie viel Hysteri in ihr steckte, konnte ich nicht mehr. Ich nahm ihren zierlichen Körper und klammerte mich an ihm fest. Sie wehrte sich, sie weinte, doch ich gab nicht auf. Und dann tatsächlich... ihre angespannten Muskeln lösten sich, ihr Zittern verringerte sich und ihre Atmung verlangsamte sich, nur ihr Herz schlug noch wie wild. "Ich bin da Kate, alles wird gut", flüsterte ich in ihr Haar. Sie seufzte. Als sie dann letzendlich ganz ruhig war, war ich bereit endlich zu schlafen.
"James...",murmelte sie.
Und mein Herzschlag setzte aus.

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