Kapitel 21|| Unfair

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Ich wusste nicht ob das alles wirklich nur ein Traum war, als ich am nächsten Morgen aufwachte. Emilio lag neben mir, doch es störte mich nicht. Mir war klar, dass er, in dieser Nacht, für mich da gewesen sein musste und dafür war ich ihm mehr als dankbar. Er schlief noch und deshalb ließ ich mir sein schlafendes Gesicht nicht entgehen.  Während ich ihn mir so anschaute, fiel mir wieder mein Traum ein. Ich verstand nicht was für einen Zusammenhang es zwischen James und meinem kleinen Bruder gab und ehrlich gesagt gab es diesen kleinen Bruder nicht einmal. Ich konnte mich nicht erinnern einen kleinen Bruder gehabt zu haben. Es stieg mir zu Kopf. Irgendwas wahres musste es an diesem Traum geben. Ich träumte nicht einfach so. Bei mir gab es immer etwas mehr dahinter. 

Emilio öffnete seine Augen und augenblicklich fiel mir mein Atem schwerer. Wir starrten uns einfach nur an und seine Augen funkelten, doch plötzlich änderte sich dies und seine, so oder so schon dunklen Augen, verdunkelten sich. Ich runzelte meine Stirn. Niemand sagte etwas. Bevor er sich aufsetzen konnte, entwich mir ein gemurmeltes 'Danke'.  Er zeigte jedoch keine Regung, verließ das Zimmer und ließ eine verwirrte Kate zurück. Ich fuhr mir mit der Hand über das Gesicht und seufzte. Er machte mich noch verrückt. 

Nachdem ich mich fertig gemacht hatte, verließ ich ebenfalls das Zimmer und ging nach unten, wo mich schon alle erwarteten. Nur Emilio konnte ich nirgends entdecken. Komisch... "Guten Morgen Katelynn!", begrüßten mich Amalia und Ebby. Ich nickte ihnen zu und setzte ein Lächeln auf. Das ganze Frühstück verlief, für mich, sehr ruhig, da ich mit den Gedanken ganz wo anders war. Ich grübelte wo Emilio stecken könnte und warum er vorhin so abweisend gewesen war, doch mir fiel einfach nichts ein. Mein Traum ließ mir ebenso einfach keine Ruhe. Ich stöhnte genervt, doch dies lenkte die gesamte Aufmerksamkeit auf mich. "Alles okay mit dir, Kate?", fragte Ebby. "Ehm ja." Amalia schaute mich ungläubig an. "Lüg uns nicht an", brachte sie hervor und schüttelte ihren Zeigefinger drohend. "Ach ich bin überall, nur nicht hier. Wo ist Emilio überhaupt?", fragte ich unsicher. Ebby fing an zu Grinsen und Amalia schüttelte den Kopf, bis sie dann das Wort ergriff: " Ich weiß es nicht. Er ist vorhin einfach an uns vorbei gestürmt, ohne überhaupt irgendwas zu sagen. Er sah bedrückt aus. Ist denn was vorgefallen?" Ich schüttelte den Kopf. "Nicht das ich wüsste" Gerade kam James die Treppe hinunter und mein Herz begann zu stechen. Ich verstand es nicht. Ohne ihn weiter zu beachten, aß ich mein Brötchen zu ende. "Was machen wir heute?", fragte Ebby in die Runde und lächelte James an. Dieser erwiderte die Geste. " Ich und Lio wollten heute eigentlich kurz zu unseren jeweiligen Großeltern und danach auf den Sportplatz, aber wie es scheint ist Lio nicht da." Wir zuckten alle mit den Schultern. Wie aufs Stichwort hörte man die Terassentür  zugehen. "Ich geh mal schauen", schlug ich vor, da ich Emilio vermutete.

Auf der Terasse traf ich dann wirklich auf Emilio. Ich sah ihn nur von hinten. Seine Haare lagen ihm kreuz und quer auf dem Kopf und er trug eine Lederjacke. Mit schweren Schritten näherte ich mich ihm. Er bemerkte mich nicht, bis ich mich räusperte. Sein kalter Blick traf auf meinen und ließ mich erstarren. "Was ist los mit dir?", fragte ich zögernd und lehnte mich dann neben ihn am Terassengeländer an. Er antwortete mir jedoch nicht und blickte weiterhin starr nach vorne. Erst jetzt wurde mir klar, dass eine Zigarette zwischen seinen Lippen klemmte. Mein Herz zog sich bei diesem Anblick zusammen. Hatte er mir nicht versprochen aufzuhören?  Zwar hatte ich nie daran geglaubt, aber trotzdem tat es weh zu sehen wie er sein Versprechen bricht. Eine Wut stieg in mir auf. "Ach... schön zu wissen, dass man dir genauso wenig glauben kann wie all den andren! Brichst du denn gerne deine Versprechen?!", zischte ich und grinste ihn dann provozierend an. Anstatt mir jedoch zu antworten, zuckte er mit seinen Schultern und nahm einen Zug von der Zigarette. Den Rauch blies er mir dann genau ins Gesicht, sodass ich anfing zu husten. "Sag mal, hast du sie noch alle? Ich habe dir nichts getan also hör auf so mit mir umzugehen!" Sein, sonst so schönes Lachen, dringte in meine Ohren, ließ jedoch diesmal einen Schauer auf meinem Rücken zurück. "Verpiss dich zu James", murmelte er drohend. Ich runzelte meine Stirn. "Was hat James mit dem ganzen zutun?" Emilio machte seine Zigarette aus und blickte mich eindringlich an. "Er ist dir doch so wichtig." Wiedermal fing er an spöttisch zu lachen. "Was meinst du? Rede Klartext", forderte ich ihn auf. Er seufzte und fuhr sich durch die Haare, dann antwortete er: "Du träumst ständig von ihm. Jedes verdammte mal wenn ich bei dir bin und du schlecht träumst, kommt am Ende James in deinem Traum vor und dann bist du ruhig. Also sag mir, was ist da mit James?" Seine Augen zeigten mir nun nicht mehr die kalte Seite sondern ließen mich tief in seine Seele blicken und ja... er war verletzt. Verletzt von meinen Träumen. Schuldgefühle kamen in mir auf. Emilio wollte eine Antwort, doch soviel mir auch gerade im Kopf herum ging, ich konnte nichts sagen. "Vergiss es", sagte er nun enttäuscht und machte Anstand zu gehen, doch ich hielt ihn am Arm zurück. "Ich weiß selbst nicht warum ich ständig von ihm träume. Meine Träume verwirren mich einfach. Er ist mir deshalb aber nicht wichtiger als du es bist! Bitte verstehe mich, ich muss erstmal selber herausfinden, was meine Träume zu bedeuten haben." Er lächelte leicht: "Ist okay und es tut mir leid" Ich war verwirrt. "Was tut dir leid?" Er holte die Zigarettenschachtel aus seiner Hosentasche und wedelte damit vor meinem Gesicht herum. "Schon vergessen", murmelte ich. "Ich rauche nicht oft, Kate, aber manchmal brauche ich das." Ich zuckte mit den Schultern. "Ich kann's dir  nicht  verbieten." Dann verließ ich die Terasse. "EY!", rief er mir nach. Ich drehte mich um und sein breites Grinsen empfing mich. "Kommst du mit mir zu meinen Großeltern? Ebby geht nämlich mit James und ehm... du solltest nicht alleine zurück bleiben." "Wenn das denn okay ist, dann ja", erwiderte ich und setzte ein schiefes Lächeln auf. "Nice, dann in einer viertel Stunde an meinem Auto." Ich nickte und trampelte die Treppen zu Emilios Zimmer hoch. Ich war mehr als froh, dass er wieder normal war. Schuldgefühle hatte ich jedoch immer noch, doch meine jetzige Aufregung drängte sich in den Vordergrund. Ich würde schon wieder neue Menschen kennenlernen!

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