Kapitel 22|| Farben

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Emilios Sicht.

"Hey Leute!", rief ich gespielt freudig als wir am Sportplatz ankamen. Die Freude war mir schon längst vergangen, doch ich hatte keine Lust so kurzfristig dieses Treffen abzusagen und letztendlich tat mir Abwechslung vielleicht doch ganz gut. James und Ebby konnten wir schon von weitem erkennen, doch eigentlich sollten noch 4 andere Jungs auftauchen. Ich nahm Kate an der Hand und zog sie hinter mir her. Sie war ganz blass und ich bereute sofort sie zu meiner Oma gelassen zu haben. Wir umarmten die Beiden und gingen dann Richtung Basketballplatz. Kates Hand ließ ich dabei nicht los. Nach einiger Zeit kamen dann Alessio, David, Caleb und Tate. Wobei David sehr selbstüberzeugt war und Jemand der sich nichts sagen ließ und Tate ein sehr süßer Typ war, der, wenn er jemanden mochte, alles für einen tun würde. Alessio war ein typischer Matcho und Caleb lebte in seiner eigenen Welt. Im Großen und Ganzen konnten wir uns alle sehr gut leiden. Wir begrüßten alle und stellten sie den Mädels vor. Tate ging, mit seinen blonden Locken und den Grübchen, als erste auf die Mädels zu, umarmte sie und wuchelte Beiden über den Kopf. Er tat das immer und den meisten Mädchen gefiel es, so auch Kate und Ebby. Alessio und Caleb gaben den Beiden die Hand und David küsste sie auf die Wangen. Ich konnte nicht verhindert, dass ich mich sofort anspannte. James ging es genauso und besonders Kate war diese Situation mehr als unangenehm. Man konnte es ihr ansehen, da sie steif da stand und ihre Wangen ein leichtes rosa annahmen.
"Süße Mädels habt ihr da mitgebracht!", meinte David und zwinkerte ihnen zu. "Vergiss es, Davidov", mischte ich mich ein, da ich genau wusste an was er dachte, "die Beiden sind Tabu." Er grinste mich jedoch bloß ,mit seinem 1Mio Dollar Smile, an, prellte den mitgebrachten Basketball ein paar Mal und warf ihn dann in den Korb. Er traf. "Leute ich bin ein Champion!", rief er und lachte.

Während ich und die Jungs Basketball spielten (wir waren am gewinnen), hatten die Mädels sich auf eine Bank gesetzt und unterhielten sich gespannt. Immer wieder schaute ich zu Kate und musste lächeln. Sie hatte wie immer ihre Beine angewinkelt und spielte mit ihren Fingern. Ich konnte nicht verhindern, dass mein Herz einen unregelmäßigen Takt annahm und ich alles ausblendete. Sie war so schön mit all ihren Farben... Wie sie lachte, wie sie weinte, wie sie ihr Haar langsam hinter ihr Ohr strich, wie sie alles mit anderen Augen sah, wie sie handelte.
"Lio man!", war das letzte das ich von Alessio hörte, bevor ich den harten Basketball an meinem Hinterkopf spürte. "Shit", fluchte ich und rieb mir den Hinterkopf. Die Jungs verfielen in Gelächter und von weitem konnte ich erkennen wie sogar Ebby mich auslachte. Nur Kate schenkte mir ein entschuldigendes und aufmunterntes Lächeln, bevor ich mich entgültig wieder umdrehte und die Jungs böse anfunkelte. Tate kam langsam und grinsend, mit dem Ball unter dem Arm, auf mich zu, währenddessen die anderen eine Pause machten und tranken. "Jetzt rück schon raus mit der Sprache! Was läuft da zwischen dir und der süßen, blonden?" Er strich sich eine Locke von der Stirn und prellte den Ball ein paar Mal. Ich schnappte ihn mir jedoch und warf ein paar Körbe. "Nichts", antwortete ich ihm letztendlich und strich mir durch die Haare und übers Gesicht. Er schnappte mir den Ball aus der Hand, als ich gerade zum nächsten Wurf ansetzte. Ich seufzte genervt. Tates Hand fand ihren Weg an meine Schulter. "Erzähl das wem anderst, du Vollidiot! Ich bin Tate, der charmante Typ, der immer etwas fragt obwohl er die Antwort insgeheim eigentlich schon kennt, schon vergessen? Also lüg mir nicht so billig ins Gesicht, du Opfer." Ich fing an zu lachen. Die Beschreibung zu ihm passte wirklich 1A. Ein Seufzen verließ erneut meinen trockenen Mund. War ich etwa nervös?
Inzwischen war es heiß und die Sonne brannte stark auf uns ein. Aus dem Augenwinkel bekam ich mit wie die Jungs sich die Shirts auszogen. "Ja gut... Sie ist mir eben verdammt wichtig, aber ich weiss nicht ob sie genauso für mich empfindet wie ich für sie", meinte ich und schaute auf meine schwarzen Vans. Tates Lachen drang in meine Ohren. "Sie beobachtet dich schon die ganze Zeit. Ich sehe doch, dass sie auf dich abfährt!" Er schlug mir gegen die Schulter, stand auf und ging. Meine Gedanken überschlugen sich.

Es war genau 16uhr, als die Sonne am höchsten stand. Ich hatte das Gefühl zu verbrennen und wir trieben noch Sport. Inzwischen hatten wir alle unsre Shirts ausgezogen und immer wieder spürte ich einen durchdringlichen Blick auf mir. Jeder einzelne von uns sah, auf seine eigene Weise, verdammt gut aus. Als ich einen kleinen Blick zu den Mädels wagte, saßen sie gelangweilt auf der Bank und schauten uns zu. "Ey Jungs!", unterbrach ich unser Spiel und winkte alle zu mir. "Was gibts?", kam es von allen. "Wollen wir nicht mal die Mädels mit einbeziehen? Ich glaube denen ist sau langweilig." Alle nickten und schon gleich hatte ich die Mädels zu uns geholt. Ebby hatte, wegen der stickigen Hitze, ihre Haare zu einem Zopf gebunden und Kate trug ihre Haare in einem lockeren Dutt. Ich konnte meinen Blick nur zwingend abwenden. Mir gefiel es, wenn man genau die Form ihres Gesichtes erkennen konnte und kein Zentimeter davon mit ihren Haaren verdeckt war.
"Ihr saht so gelangweilt aus, also wollten wir euch ein bisschen zeigen wie Basketball spielen so geht. Seit ihr dabei?", fragte ich. Ebby nickte sofort und sprang auf James Rücken (warum auch immer), doch Kate zögerte. "Komm schon... das wird nice! Emilio kann dir ja die Einzelheiten beibringen", versuchte Tate sie zu überreden, wofür er einen bösen Blick von mir erntete. "Okay." Sie gab nach. Nur dieses kleine Wort von ihrer Seite, löste so viel in mir aus. Ihre zierliche und sogleich schüchterne Stimme ließ meinen Körper verrückt spielen. "Super! Dann mal los!", rief Caleb das erste Mal an diesem Tag. Wie gesagt... er war oft in seiner eigenen Welt.

"Okay also du musst immer aus dem Unterarm heraus prellen und darfst nicht nur dein Handgelenk benutzen, verstanden?", erklärte ich Kate gerade und sie nickte. Sie war heute besonders leise und irgendwie bereitete mir das Sorgen. "Alles okay?", fragte ich sachte nach. Ich wollte ihr nicht zu nahe treten. Sie nickte bloß wieder. Ich gab ihr den Ball und sie fing an zu prellen, jedoch aus dem Handgelenk. "Darf ich dir helfen?" Sie lächelte mich an und bejahte. Den Ball nahm ich ihr wieder aus der Hand und stellte mich nah hinter sie. Sie versteifte sich sofort. "Soll ich lieber nicht-...", fragte ich und entfernte mich. "Es geht schon."
Erneut stellte ich mich hinter sie. Ich gab ihr den Ball und legte ihre Hand zurecht. Es war schön ihr so nahe zu sein. Uns trennten nur ein erbärmliches Kleiderstück. Als ihre Hand richtig lag, legte ich meine auf ihre drauf und drückte sie sachte nach unten, sodass wir anfingen zu prellen. Ich musste sie öfters verbessern, aber das machte mir nichts aus. Ich genoss einfach nur ihre Nähe. Meine Hand auf ihrer. Mein Körper nah an ihrem. Als ein Windstoß kam schloss sie ihre Augen und atmete tief ein. Sie lehnte sich sachte zurück und öffnete ihre Augen nicht. Eine Weile wusste ich nicht was ich machen sollte, doch dann konnte ich nicht anders, ließ den Ball aus meinen Händen gleiten und legte meine Arme um sie. Nun lag ihr zierlicher Körper in meinen Armen und ich könnte schwören, gespürt zu haben wie sie sich einfach fallen ließ. All ihre Sorgen und Ängste, alles was ihr so sehr zu schaffen machte. Ich hoffte sie beschützen zu können, zu jeder Tages- und Nachtzeit, aber ich wusste, dass ich das nicht konnte und sie es auch nicht zulassen würde. Ich habe keine Ahnung wie lange wir da standen und einfach nur die Nähe des anderen genossen, aber letztendlich löste sie sich und drehte sich um, sodass ich ihr genau in die Augen sehen konnte. Ihr Hände hielt ich trotzdem immernoch fest in meinen und ich hatte nicht vor sie loszulassen. "Danke",hauchte sie lächelnd und trotz der Hitze bekam ich eine Gänsehaut. "Für was?" "Für so vieles, aber besonders für diese Geste gerade. Es hat mir gut getan." Ich konnte mein Grinsen nicht unterdrücken und ich weiss nicht woher plötzlich mein Mut kam, aber ich fühlte mich so leicht, ohne Probleme, es fühlte sich perfekt an, denn ich küsste ihre Stirn. Für manch andere ist dies eine unbedeutende Geste, aber für mich war es, als würde die Welt mit einem anderen Planeten zusammentreffen oder als würde der Himmel sich öffnen und ganz neue Chancen offenbaren. In diesem Moment war ich glücklich. Glücklich weil ich sie hatte, obwohl ich sie nicht hatte und glücklich weil sie glücklich war. Ich konnte es sehen. Schon im nächsten Moment spürte ich ihre zierlichen Arme um mich und zuerst konnte ich es nicht fassen. Ihre Stirn lehnte an meine Brust und ich spürte genau wie schnell ihr Herz schlug. Mein Herzschlag passte sich ihrem an und schon waren wir eins. Ich wollte mit ihr eins sein, doch ich wusste es wäre noch ein steiliger, steiniger und vielleicht weiter Weg bis dahin, doch ich nahm jeden Kampf auf mich, denn ich wusste was mein Ziel war.
Ich hoffte so sehr, dass sie genauso fühlte wie ich, denn wenn es nicht so wäre, dann würde etwas entscheidendes fehlen. Mein Herz...

Als ich meinen Kopf hob, war der ganze Platz wie leer gefegt. Ich konnte mir nicht denken wo die anderen waren. Die Dunkelheit brach ein und als ich Kate losließ drang diese Dunkelheit auch in mein Herz. Sie machte so viel anders, so viel besonders. Sie war wie eine bunte Wand, auf der alle Farben vorhanden waren. Von dunkel zu hell. Von matt zu glänzend. Sie hatte so viele Farben. Nicht jeder konnte diese Farben sehen, doch ich sah es.

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