Sonne
„Ja, weiß nicht, Mann, dann sollen die halt sehen, dass die da noch ne Reihe..."
Marie atmete durch und steckte sich die Kopfhörer in die Ohren, ehe sie sich wieder voll auf das Tablet auf dem Tisch vor sich konzentrieren konnte. Sie scrollte die Mails durch, fand die richtige und schrieb die Antwort neu. Es dauerte eine ganze Weile, sie begann Sätze mehrmals von vorn, musste nachlesen, was genau gefragt worden war. Letztlich war sie aber zufrieden mit ihrer Mail und schickte sie ab. Sie blickte auf. Felix stand mit Fabian, Filiz und irgendeinem Typen von der Location am Zelteingang, rieb sich über die Stirn und sah gestresst aus. Alles nicht so einfach. Aber Marie hatte ziemlich schnell herausgefunden, dass sich solche Situationen meist dann doch lösen ließen. Manchmal machte Felix zu viel Drama wegen irgendwas. Öfter hatte er allerdings recht damit und schaffte es dann, dass aufgrund seiner Beharrlichkeit und seines angestrebten Perfektionismus etwas doch noch abgeändert wurde. Beim Ton war er wenig kompromissbereit. Er hatte auch schon einen Getränkeausschank im Seitenbereich abbauen lassen, weil er der Meinung gewesen war, dass sonst die Leute während der Show ständig aufstehen würden. Heute war das Problem offenbar in der Bestuhlung zu finden. Marie beobachtete die vier noch eine Weile, besonders Felix. Sie konnte ihm einfach ewig dabei zusehen, wie er was auch immer machte. Selbst wenn er, wie jetzt, deutlich angefressen aussah. Fuck, sie liebte ihn einfach so sehr. Sie zwang sich, ihn nicht weiter anzustarren und suchte stattdessen ein Lied aus ihrer Playlist aus.
You got a fast car
I want a ticket to anywhere
Maybe we make a deal
Maybe together we can get somewhere...Sie stand auf, legte ihr Tablet zu Felix' Sachen, schnappte sich ihre Sonnenbrille und verließ das Zelt. Sie blinzelte, und schaute nach oben über den Bretterzaun hinweg auf die Bäume, ehe sie die Brille aufsetzte. Ein wenig fühlte sie sich hier wie in einem Gehege im Zoo. Wobei niemand von außen hineinschauen konnte. Aber sie eben auch nicht richtig hinaus. Was schade war, denn die Stadt und die Gegend waren sehr schön. Sie waren in Naumburg. Vor ein paar Wochen hatte sie Felix mal gefragt, nach welchen Kriterien sie die Orte für die Tour ausgesucht hatten. Freie Kapazitäten, eine gewisse Größe der Städte, gute Kombination mit anderen Städten in der Gegend, damit sie ein paar Locations nacheinander, in einer Rutsche, wie Felix es nannte, abarbeiten konnten. Diese Woche waren sie in Bamberg, Gera und Leipzig gewesen. Und jetzt eben Naumburg. Davor waren Baden-Württemberg und das südliche Bayern dran gewesen, mit einem kleinen Abstecher nach Österreich. Da hatte Marie leider keine Zeit gehabt. Aber jetzt war sie ja hier.
Sie lief am Zaun entlang. Am liebsten würde sie rausgehen, allerdings dauerte es nicht mehr lange bis zum Einlass. Aber sie musste sich bewegen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, wippte auf und ab. Dann sah sie jemanden auf sich zukommen, von der Bühne her. Kinan. Marie nahm die Kopfhörer raus.
„Weißt du, wo Felix ist?", fragte er.
„Noch da drin." Marie deutete Richtung Zelt. Kinan nickte nur und verschwand. Sie hoffte, dass nicht noch ein neues Problem aufgetaucht war. Ein paar Sekunden später kamen sie alle wieder raus, liefen an dem zweiten Zelt und dem Container vorbei zum Bühnenaufgang. Kurz trafen sich Maries und Felix' Blicke und er deutete ein entnervtes Augenrollen an. Marie sah ihnen hinterher. Sie fühlte sich ein wenig überflüssig, aber so war das eben. Sie hatte hier keine Aufgabe, hatte sich damit arrangiert, dass sie wie zu Besuch war und nebenbei wenn möglich etwas für ihren Job tat. Einmal hatte sie Nadja am Merchstand ausgeholfen und natürlich übernahm sie mal irgendeinen Anruf oder machte Botengänge, wenn was anstand. Aber es war nie viel zu tun für sie. Immerhin hatte sich herausgestellt, dass es ziemlich inspirierend sein konnte, so viele verschiedene Orte kennenzulernen. Sie erkundete die Städte gerne, mal mit, mal ohne Felix, manchmal auch mit jemand anderem aus der Crew. Sie machte Fotos und Notizen und hatte schon viele neue Handlungsorte für ihren nächsten Roman entdeckt. Und ein paar Ideen für ganz neue Projekte waren ihr auch gekommen.
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Grace Notes (Felix Lobrecht FF)
Fanfiction...und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende. Na ja, ihr wisst schon. Felix und Marie, das große Happy (na hoffentlich! Daumen drücken!) End, das sich bei mir natürlich nicht in ein Kapitel packen lässt. Das hier ist der Nachschlag, der Nachhal...