20. Romantik

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Romantik

Im Hotelzimmer angekommen machten sie sich fertig für die Nacht. Als sie beide im Bad standen und sich die Zähne putzten, sahen sie sich im Spiegel an. Marie musste grinsen und Felix ebenso. Sie wandte sich ab, weil sie sich so wirklich nicht auf ihre Zahnhygiene konzentrieren konnte und weil ihr eigentlich gar nicht nach Lachen zu Mute war.

Er verließ das Badezimmer, während sie sich noch die Haare neu flocht für die Nacht. Sie fixierte den Zopf mit einem Gummi und schaute wieder in den Spiegel. Heiraten. Sie glaubte nicht, dass Felix das Thema völlig random aufgegriffen hatte. Sie hatte blöd reagiert. Da war eine kleine Panik in ihr entstanden, die allerdings nichts mit den ausgewachsenen Attacken zu tun hatte, die sonst so zu ihrem Leben gehörten. Sie hatte lange keine mehr gehabt, wurde ihr klar. Nein, das hier war was völlig Anderes. Es fühlte sich anders an.

„Was hältst du eigentlich vom Heiraten?", fragte Felix sie, als sie gerade die untergehende Sonne betrachteten.

„Was?", fragte Marie und schaute ihn an.

Felix, der neben ihr auf dem Klippenweg gestanden hatte, ging vor ihr auf die Knie, hielt eine kleine, schwarze Schachtel mit einem funkelnden Etwas drin hoch und fragte: „Marie? Willst du mich heiraten?"

„Nicht, wenn es sich vermeiden lässt."

Fuck! Was sollte das? Marie schaute wieder in den Spiegel, versuchte die Bilder, die Tagträume aus ihrem Kopf zu verbannen.

„Was hältst du eigentlich vom Heiraten?", fragte Felix sie und ging am Strand vor ihr auf die Knie.

Marie sah die Flosse im spiegelglatten Meer, die sich mit atemberaubender Geschwindigkeit dem Ufer näherte. „Könnte ein Walhai sein. Aber ich kenne mich da nicht so aus."

„Was?" Felix sah sie irritiert an.

„Obacht, ein Hai", sagte Marie gleichgültig, aber da war es schon zu spät und ein riesiges Maul verschluckte Felix.

„Fuck!", fluchte Marie und kniff die Augen zusammen. Was war nur los mit ihr? „Du bist so ne dusselige Kuh!", schimpfte sie ihr Spiegelbild aus. „Reiß dich mal zusammen!"

„Marie?" Es klopfte an die Tür, die gleich darauf vorsichtig geöffnet wurde. „Alles in Ordnung?"

Marie drehte sich um. Felix steckte den Kopf zur Tür herein, sah sie aufmerksam an. „Ich komm gleich", sagte sie und drückte sich um die Beantwortung der Frage.

„Okay." Er nickte und schloss die Tür.

Marie schaute noch einmal in den Spiegel. Da war keine Albernheit mehr zu erkennen. Aber die Nervosität waberte noch in ihr und sie war sich sicher, dass ihr Herz zu schnell schlug. Einatmen, ausatmen. Es ist doch alles in Ordnung.

Sie verließ das Badezimmer. Das Licht war gedämpft. Nur die kleine Lichterkette über dem Kopfende des Bettes war an. Das hatten sie in den letzten Tagen oft so gemacht. Sie erschrak etwas, als Felix aus dem Nebenzimmer kam, zwei Gläser in den Händen. „Hey", sagte er und Marie war sich fast sicher, dass er ihr Zucken bemerkt hatte.

„Hey." Sie setzte sich zögernd aufs Bett, schob ihr Kissen weg und lehnte sich an das Kopfteil, zog die Beine an.

„Bist du noch nicht müde?", fragte er sie und setzte sich auf die andere Seite, reichte ihr das Wasserglas.

Marie schüttelte den Kopf und stellte das Glas ab. „Tut mir leid, wenn ich eben so blöd war", murmelte sie.

„Ist okay", versicherte er ihr.

„Nein. Ist es nicht", beharrte Marie. „Ich war völlig grundlos... albern und blöd."

„Na ja, ich kann mir schon vorstellen, dass die Frage oder so die Art dich etwas verwirrt hat. Oder verunsichert", räumte er ein. „Ich hätte das irgendwie anders anfangen sollen."

Grace Notes (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt