Kreuzberg
Marie ging noch einmal durch die Wohnung. Sie war nicht leer, die Möbel hatten ja bereits vorher größtenteils darin gestanden. Aber alles, was Felix gehört hatte, alles, was ihr gehört hatte, war jetzt weg. Sie schaute auf die Dachterrasse, die kahl wirkte ohne die Pflanzen, das Sofa und den Tisch, und schloss die Tür. Vor zwei Tagen war der Möbelwagen abgefahren, beladen mit gar nicht so vielen Möbeln, aber etlichen Kartons. Marie war hier geblieben und Felix hatte in Berlin den anderen Teil des Umzugs gemanagt. Es klingelte. Ein letztes Mal das schrille Geräusch, das sie so sehr hasste. Sie betätigte den Türöffner und wartete darauf, dass die Verwalterin hochkam. Im Wohnungsflur stand nur noch ihr gepackter Rucksack. Sie schaute an die Wand, erinnerte sich an einen Tag vor über einem Jahr, als sie sich von Felix hatte verabschieden wollen. Und dann hatten sie sich geküsst, zum ersten Mal. Sie überkam diese Welle von Nostalgie. Sie hatte Fotos gemacht, aber diesen Erinnerungen würde sie nie mehr so nahe sein wie hier und jetzt. Sie würde diese Wohnung nie wieder sehen, sie würde dieses Haus nie wieder sehen. Aber doch, sie würde sich erinnern. Sie hatte ja Felix, sie hatten sich. Sie öffnete die Wohnungstür, gerade als jemand die letzten Stufen nahm.
In Kreuzberg stieg sie aus dem Bus. Die U-Bahn hatte irgendwelche Störungen, also hatte sie anders fahren müssen. Aber das war okay – es hatte zwar länger gedauert vom Hauptbahnhof hierher, aber dafür war die Haltestelle näher an der Wohnung als der U-Bahnhof. Es war später Nachmittag, es war kalt und windig. Marie war froh über ihre Kapuze und beeilte sich, zum Haus zu kommen, auch wenn ihre Füße müde waren. Sie nahm den Haustürschlüssel aus ihrer Hosentasche, drückte aber gleichzeitig schon gegen die Tür. Sie war offen. Nicht zum ersten Mal. Sie unterdrückte ein Seufzen. Entgegen ihrer Gewohnheit entschied sie sich für den Aufzug, um nach oben zu kommen. Er machte mehr Geräusche, als es ein Aufzug ihrer Meinung nach tun sollte und er hielt recht abrupt an. Aber immerhin in der richtigen Etage. Ganz oben.
Marie zögerte an der Wohnungstür. Aber sie hatte ja den Schlüssel. Dennoch klingelte sie kurz, nutzte aber gleichzeitig den Schlüssel. Sie hoffte, dass Felix sich nicht eingeschlossen hatte. Nein, die Tür ging auf. Sie trat ein.
„Hey!" Felix kam ihr freudestrahlend entgegen, umarmte sie kurz, gab ihr einen Kuss und nahm ihr dann den Rucksack ab, bevor er die Tür hinter ihr schloss. „Da bist du ja schon! Und ick warte hier auf ne Nachricht von dir. Dachte, du kommst erst so in zwei Stunden."
„Hab dich in die Irre geführt", gab Marie zu. „Wollte dich überraschen."
Er grinste, ging zur Garderobe, lehnte den Rucksack an die Wand, kam dann wieder zu Marie, lief zurück zum Schuhschrank. Seine Nervosität ließ Marie fast ihre eigene Aufregung vergessen. „Willst du was essen oder trinken, oder...?"
Marie nahm ihre Jacke ab. „Muss erst mal wohin", sagte sie lächelnd.
Felix lächelte zurück. „Klar."
Erfrischt ging Marie in den Wohnbereich, wo sie Felix vermutete. Tatsächlich kam er gerade aus der Küche. Sie stockten beide, als sie sich sahen, grinsten sich an. Marie fühlte das Flattern in sich, pures Adrenalin, das durch ihre Adern schoss. Scheiße, warum war das so? Sie war schon so oft bei ihm gewesen. Ach ja, jetzt war sie nicht mehr bei ihm, sondern... Fuck.
„Fuck", sagte Felix, machte dann zwei Schritte auf sie zu und küsste sie heftig, während sie sich in einer innigen Umarmung wiederfanden. „Fuck, du wohnst jetzt bei mir. In Berlin", murmelte er schließlich leise, als sich ihre Lippen voneinander gelöst hatten.
„Du meintest doch, wir wohnen hier zusammen, nur dass mir halt eher so die Ferienwohnung zusteht und dir der Rest." Sie lachte. Über das Finanzielle zu reden war nicht ganz so leicht gewesen, aber Marie hatte darauf bestanden, einen Teil zur Miete beizutragen. Die Hälfte war Felix zu hoch vorgekommen. Laut seiner Aussage war es ja seine Schuld, dass er sich vor Jahren für so eine teure Wohnung entschieden hatte. Aber sie waren sich dann doch noch einig geworden.
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Grace Notes (Felix Lobrecht FF)
Fanfic...und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende. Na ja, ihr wisst schon. Felix und Marie, das große Happy (na hoffentlich! Daumen drücken!) End, das sich bei mir natürlich nicht in ein Kapitel packen lässt. Das hier ist der Nachschlag, der Nachhal...