Offensichtlich
Der Abend war gut gelaufen, auch wenn nicht alle auf der Bühne restlos überzeugt hatten, nicht jeder Joke gezündet hatte. Das Publikum war dennoch begeistert gewesen – sicher wegen der grundsätzlich positiven Stimmung und einfach, weil sich alle freuten, dabei zu sein, wenn etwas Neues entstand. Felix mischte sich danach unter die Leute, machte Selfies, holte Kritik und Lob ein. Ab und an bekam Marie davon etwas mit, wenn er in relativer Nähe zu ihrem Tisch stand. Sie konnte es kaum erwarten, mit ihm zu reden, aber irgendwas hemmte sie auch. Es war ja schlecht möglich, dass sie ihm um den Hals fiel und ihn beglückwünschte vor all diesen Leuten.
„Na?" Felix zog einen Stuhl vom verwaisten Nachbartisch heran und zwängte sich zwischen Marie und Sarah. „Und? Hat sich gelohnt, die Anreise aus Brüssel?" Er lächelte Lucia an. „War'n bisschen billig, so die Crowd Work, aber ick hatte dit Gefühl, ick muss erst mal einfach interagieren."
„War völlig in Ordnung." Lux nickte gnädig. „Und ich hab ja nichts bezahlt, also keine Sorge, ich verlange hier gar nichts zurück."
„War wirklich gut", fand Mila. „Hätte länger sein können. Und wer war das noch mal, der als Dritter aufgetreten ist? Der Dicke mit der Brille? Den hab ich noch nie gesehen. Stark."
„Harry", sagte Felix. „Ja, der ist stark. Hat früher Kabarett gemacht. Aber ist ja nie zu spät, noch was Anständiges zu lernen." Er lachte. „Und was meinst du?" Jetzt sah er Marie an.
Sie lächelte. Es war seltsam, hier so zu sitzen. Sie hatte ihre Hände auf ihren Oberschenkeln und war kurz davor, sie zwischen Oberschenkel und Stuhl zu schieben, damit sie nicht in Versuchung geriet, Felix irgendwie näher zu kommen. „Ist für mich immer ein Highlight, dich auf ner Bühne zu sehen. Ob groß oder klein. Bin ein richtiges Fangirl geworden. Aber vermutlich bin ich da nicht zu einhundert Prozent unparteiisch. Jedenfalls fand ich dich am besten, natürlich."
„Oooh", war neben ihr zu hören. Marie drehte sich kurz zu Lucia und grinste sie an. Als sie sich wieder Felix zuwenden wollte, nahm sie etwas im Hintergrund wahr. Jemand beobachtete sie. Oder wohl eher Felix. Eine junge Frau, die ihr vorher noch nicht aufgefallen war. Blond, klein, fast zierlich. Marie schaute nicht lange hin, wollte nicht ihre Aufmerksamkeit erregen. Oder noch mehr erregen. Sie ließ sich langsam wieder zurücksinken, Richtung Rückenlehne, verlor ihr Lächeln und baute innerlich eine Distanz auf. „Pilar war auch richtig gut, oder?", fragte sie in die Runde. „Die macht das auch erst seit nem halben Jahr oder so."
Felix räusperte sich, schien sie einen Moment etwas fragend zu mustern, ehe er sich aber wieder mehr dem ganzen Tisch als nur Marie zuwandte.
Das Gespräch lief noch eine Weile weiter. Dann stand Felix auf, weil einer der Comedians noch mit ihm sprechen wollte. Julian nahm seinen Platz ein. Marie schaute sich um, sah die Leute. Es war noch immer recht voll. Vermutlich würden in Zukunft viele, zumindest an den Wochenendtagen, nach dem Open Mic noch weiterziehen, in die umliegenden Clubs und Bars. Eine Tanzfläche war hier nicht vorgesehen und die Musik war auch jetzt, nach den Auftritten, eher dezent, sodass man sich gut unterhalten konnte.
„Ich muss morgen ziemlich früh raus eigentlich", sagte Lucia wenig später neben ihr und verzog das Gesicht. „Schade. Aber ist ja mitten in der Woche. Da ist eh nichts mit Party, oder?"
„Eher nicht", sagte Marie. „Ich bring dich gleich auf jeden Fall." Sie nahm ihr Handy, schaute sich noch einmal um. Felix redete an der Bar mit Harry.
Marie: Lux und ich würden gleich fahren, wenn das okay ist. Nimmst du nachher ein Taxi?
Felix: Ich komm mit. Oder geht schon mal vor. Ick schleich mich dann hinterher.
Marie: Gute Idee. Und gar nicht creepy.
Felix: Ick pass doch nur auf meine Frau auf. Hab dich immer im Blick.
Marie: Wie gesagt: creepy. Aber süß. Wir trinken noch aus, dann gehen wir.
Felix: Ok.
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Grace Notes (Felix Lobrecht FF)
Fiksi Penggemar...und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende. Na ja, ihr wisst schon. Felix und Marie, das große Happy (na hoffentlich! Daumen drücken!) End, das sich bei mir natürlich nicht in ein Kapitel packen lässt. Das hier ist der Nachschlag, der Nachhal...