Was bildet sich dieser Kerl nur ein? Aber was soll man von diesen reichen Typen auch erwarten? Eigentlich hatte ich vor vollkommen unvoreingenommen den Leuten auf dieser Party entgegen zu treten, aber nach Allem, was ich heute Abend so erlebt habe und wie sich dieser aufgeblasene Corey aufgeführt hat, fällt es mir zunehmend schwerer. Ursprünglich hatte ich geplant hier meine Fotografien abzuladen und dann in das Hotel zu fahren, das Ben für mich gebucht hat, aber jetzt liege ich hier in dieser absolut umwerfenden Villa direkt am Wasser in Malibu und frage mich, wie ich zwischen all diesen Prominenten landen konnte...
Ich möchte mich gar nicht beschweren, weil es sich sicher viele wünschen würden einmal im Leben auf einer solchen Feier dabei sein zu dürfen, aber es ist einfach nicht meine Welt. Ich gehöre hinter meinen Stuhl im Friseur Salon meiner Freundin und zu meinen Freunden, mit denen ich über Bücher und Kunst sinnieren kann.
Das leise Klopfen an der Tür reißt mich aus meinen Gedanken. Ben tritt ein und sieht mich nachdenklich und entschuldigend an. „Es tut mir wirklich sehr leid, dass es so ein Chaos gibt und ich weiß auch nicht, was heute mit Corey los ist. Er ist eigentlich echt umgänglich und immer freundlich und zuvorkommend. Keine Ahnung, warum ihr zwei so aneinandergeratet. Geht es dir gut?" Ich lächle ihn dankbar an und weiß seinen Erklärungsversuch zu schätzen. „Ja, es geht mir gut und ich bin sehr froh, dass du mir das Zimmer für die Nacht zur Verfügung stellst. Das wäre aber wirklich nicht nötig gewesen. Ich wäre auch direkt ins Hotel gefahren." „Naja, ich habe leider vergessen das Hotel zu buchen. Besser gesagt ich habe vergessen es meiner Assistentin zu sagen." Gibt er kleinlaut zu und grinst verschmitzt.
Warum ist mir bisher noch nie aufgefallen, wie gut er aussieht. Das spärliche Licht lässt sein Gesicht noch ein wenig kantiger wirken und die Augen glänzen im Schein der Glühbirne.
Stopp Clara! Was sind denn das für Gedanken? Ich schüttle kurz den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben...
„Das heißt, dass ich auch für die nächsten Tage noch kein gebuchtes Zimmer habe?" frage ich ihn, nachdem mir klar wird, was das zu bedeuten hat.
Sein Kopfschütteln bestätigt meine Befürchtung und er versucht sich zu rechtfertigen. „Oh man, Clara... Ich weiß auch nicht wie das passieren konnte, aber in den letzten Wochen war so viel los, dass ich es einfach verschwitzt habe und deshalb kann ich dir jetzt nur anbieten, dass du die Tage hier bei mir verbringen kannst oder wir versuchen morgen noch ein Zimmer zu buchen. Allerdings ist hier gerade sowohl eine große Messe als auch eine Preisverleihung und es ist eben auch mitten in der Hochsaison. Ich glaube das wird ziemlich schwer."
Ernüchtert lässt er mich zurück und ich seufze entnervt auf. So hatte ich mir meine Reise nicht vorgestellt.
Jetzt liege ich schon seit einer halben Ewigkeit wach und der Durst treibt mich aus meinem Zimmer, also gehe ich leise die Treppe hinunter und mache mich auf die Suche nach etwas Trinkbarem. Ich gehe in die große Wohnküche, lasse mir ein Glas Wasser aus dem Wasserhahn und setze mich an den Tresen. Gedankenverloren scrolle ich durch Instagram und lasse mich dazu verleiten ein Foto von den Flaschen und Gläser Ansammlung auf der Arbeitsplatte zu machen und es hochzuladen. Es ist in schwarz-weiß und ich mag das Chaos, das es darstellen soll.
Ich bin wohl so in Gedanken, dass ich nicht bemerkt habe, dass noch jemand den raum betreten hat und zucke erschrocken zusammen, als sich hinter mir jemand räuspert.
„Wow. Das sieht wirklich richtig gut aus!" sagt eine rauchige Stimme hinter mir. Also ich mich zu der dazugehörigen Person umdrehe steht Corey hinter mir und nickt mir anerkennend zu. Was ist denn mit dem los? Warum ist er plötzlich so nett zu mir?
„Ähm, Danke?!" gebe ich zurück und meine es vollkommen ehrlich, auch wenn es eher wie eine Frage klingt.
Corey nimmt auf dem Stuhl neben mir Platz und sieht mich erwartungsvoll an. „Darf ich?" er hält mir auffordern die Hand hin und ich bin kurz verwirrt, was genau er von mir erwartet. „Das Handy..." schiebt er hinterher, als er bemerkt, dass ich es nicht verstanden habe.
Etwas widerwillig reiche ich ihm mein Smartphone und er schaut nachdenklich meinen Feed an. „Du bist scheinbar wirklich so talentiert, wie Ben dich beschrieben hat. Wo hast du gelernt so zu fotografieren?" neugierig blickt er mich an und ich sehe das erste Mal einen ganz normalen Mann vor mir und nicht diesen arroganten Kerl, den er mir seither von sich gezeigt hat. „Um ehrlich zu sein... Gar nicht! Ich habe einfach schon immer gern die Welt durch die Kamera gesehen. Einfach die wundervollen Details zu erkenne, die einem so oft nicht auffallen. Man geht mir einer anderen Sichtweise durch die Welt, wenn man sie durch eine Linse betrachtet." Versuche ich zu erklären, was mich daran so fasziniert.
Er lächelt mich an und ich kann Neugier und Anerkennung in seinen Augen erkennen. Wieder fällt mir auf, was er für tolle Augen hat. Sie leuchten wie kleine Smaragde. Die Grübchen, die entstehen, wenn er lächelt sind eigentlich auch echt süß. Eins muss man Corey Miles lassen... Er ist wirklich ein verdammt attraktiver Mann!
„Also hast du schon immer fotografiert und das nicht gelernt, sondern dir selbst angeeignet?" das Thema scheint ihn wirklich zu interessieren und ich bin froh, dass wir endlich einmal nicht aneinandergeraten, also lasse ich mich dazu hinreißen ihm meine Geschichte zu erzählen.
Als ich zum Ende meiner Erzählung komme wirkt er beeindruckt, aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. „Ich habe auch schon immer gern fotografiert, aber in den letzten Jahren bin ich leider viel zu selten dazu gekommen. Das ständige touren und die Menschen, die einen dann doch immer wieder selbst an den abgeschiedenen Orten finden machen es fast unmöglich sich die Zeit dafür zu nehmen." Seine Stimme klingt bedrückt, als es mir das gesteht und ich habe fast das Gefühl, dass er sich ein kleinwenig nach einem anderen Leben sehnt.
„Wann hattest du denn zuletzt eine Kamera in der Hand?" frage ich vorsichtig nach. „Manchmal schnappe ich mir die von meinem Tour Fotografen, aber der bekommt immer die Krise, weil er Angst hat, dass ich sie zerstöre." Kichert er. „Leider ist der mir jetzt abhandengekommen, weil er geheiratet hat und seine Frau schwanger ist und da möchte er mehr zuhause sein. Ich kann das ja verstehen, aber weißt du wie schwer es ist jemand Neues zu finden? Die Meisten verstehen meine Visionen nicht oder halten sie für zu ungewöhnlich." Das schiefe Grinsen lässt ihn jünger wirken. Irgendwie auch ein wenig verloren.
„So schwer kann es doch für einen Mega-Star wie dich nicht sein, oder? Die müssen sich doch um die Stelle reißen. Oder sind deine Ansprüche so hoch?" versuche ich die Stimmung aufzulockern indem ich ihn necke. „Haha." Lacht er „Du hast ja keine Ahnung WIE schwer es ist. Gerade WEIL so viele den Job wollen. Ben sucht schon seit Wochen nach einem Nachfolger, aber bisher hatte keiner das gewisse Etwas, wenn du weißt was ich meine?" lacht er, aber ich kann erkennen, dass es ihn bedrückt.
„Ich werde mich jetzt noch ein paar Stunden hinlegen und das solltest du auch machen. So ein Jetlag kann echt übel sein und so wie ich Ben kenne steht er früh auf und lässt das Chaos hier beseitigen und dann ist an Schlaf nicht mehr zu denken." Sagt er und steht von seinem Hocker auf, um sein Vorhaben zu unterstreichen.
„Schlaf gut Clara und danke, dass du mir nochmal eine Chance gegeben hast mich von einer besseren Seite zu zeigen."
„Gute Nacht, Corey und danke, dass du mir auch diese Chance gegeben hast."
Ich lächle noch immer, als er schon längst nicht mehr im Raum ist.
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She
RomanceSo lange war es nur ein Hobby und plötzlich bekommt Clara den Auftrag ein paar ihrer Fotografien persöhnlich nach Los Angeles zu liefern. Dass ihr Auftraggeber ein bekannter Musikmanager ist wird ihr erst klar, als sie versehentlich in eine Party pl...