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Sechs Wochen später bin ich gerade dabei, als mein Handy klingelt. Lächelnd hebe ich ab, als ich sehe, dass Corey über Facetime anruft. Bestimmt will er wissen, wie weit ich bin. Ich fliege morgen Abend zu ihm nach Kalifornien und bin echt schon ganz schön aufgeregt, weil ich dort auch zum ersten Mal auf Ben treffen werde. Seit er mich damals am Ragged Point stehen lassen hat bin ich ihm erfolgreich aus dem Weg gegangen. Doch jetzt geht das nicht mehr, weil die Tour bald startet und es vorher noch so einiges zu klären gibt.

Ich stelle das Handy auf der Kommode ab und packe weiter meine Sachen. „Babe, ich habe keine Ahnung was ich so brauche... Wir reisen ja so viel, dass ich komplett überfordert bin. Und ich muss langsam fertig werden, weil ich heute Abend noch auf eine Party gehe, die mir die Mädels zum Abschied geben."

„Ganz langsam! Warum bist du denn so nervös?" höre ich sein wundervolles Lachen. Ich drehe mich zu ihm um und hebe die Arme. „Keine Ahnung... Man kündigt ja nicht jeden Tag seinen sicheren Job, um mir einem Megastar um die Welt zu reisen und ihn auf seiner Tour zu fotografieren." Ich versuche fröhlich zu wirken doch er erkennt sofort, dass ich gerade kurz vor einem Nervenzusammenbruch stehe.

„Ich weiß, dass es ziemlich einschüchternd auf dich wirken muss, aber sieh es doch mal aus der Perspektive... Du kannst die Welt sehen, die ganze Zeit mit diesem unglaublich tollen Kerl zusammen sein, der dein Freund ist und das ganze mit deiner Leidenschaft verbinden. Deine Kamera wird dein ständiger Begleiter sein und wir haben ja zwischendurch auch immer mal wieder ein paar freie Tage, an denen wir uns die einzelnen Ländern anschauen können. Sieh es doch einfach als eine Art sehr langen Urlaub an."

Sein Blick ist so liebevoll, dass es mir sofort besser geht und sich die Sorgen fast komplett in Luft auflösen.

Er hat ja recht. Wann bietet sich einem schon eine solche Chance und wenn ich mir vorstelle, dass ich ansonsten die ganze Zeit von ihm getrennt wäre und wir uns erst in ein paar Monaten wieder sehen könnten... Die Zeit, die wir zusammen in Deutschland verbracht haben war viel zu kurz und mein Urlaub viel zu schnell vorüber. Danach haben wir uns nur noch einmal kurz gesehen, als Corey wieder von London aus zurück in die Staaten geflogen ist, um dort einige Termine wahrzunehmen. Danach mussten wir uns mit Nachrichten und Videocalls zufriedengeben. Es war wirklich hart und wir haben uns unzählige Male verpasst. Mir ist klar, dass Careys Job viel Zeit in Anspruch nimmt und wer weiß... Wenn ich nicht die Chance hätte ihn als seine Fotografin zu begleiten... Ich denke nicht, dass wir es dann schaffen würden.

Aber daran will ich jetzt gar nicht erst denken. Vor allem, weil wir es zum Glück gar nicht so weit kommen lassen. Corey hat bei Ben zwar echt ziemlich viel Überzeugungsarbeit leisten müssen doch am Ende war es auch der Vertrag, der das ganze Vorhaben abgesichert hat. Ben ist allerdings noch immer nicht begeistert. Ich denke er hat aber einfach nur Angst, dass ich seinen Star zu sehr von der Arbeit ablenken werde.

„Hast du dein Equipment schon eingepackt? Alles andere können wir kaufen, aber deine Kamera, die Objektive und dein Laptop solltest du schon dabeihaben, sonst wird das mit dem Job nämlich echt schwierig." Lachend zeigt er hinter mich aufs Bett, auf dem sich zwar eine ganze Menge Klamotten stapeln, aber er hat recht. An das Wichtigste habe ich noch nicht gedacht.

Ich hole die Kameratasche aus dem kleinen Schrank unter dem Schreibtisch und sehe nach, ob noch alles drin ist, was ich auf meinem großen Trip so brauche. Das Notebook stopfe ich in das Fach hinten in meinem Rucksack und lege gerade das Ladegerät dazu, als es an der Tür klingelt.

„Ich geh kurz an die Tür. Wartest du?" frage ich Corey, warte seine Antwort jedoch nicht mehr ab, während ich schon aus dem Zimmer renne und auf den Türöffner drücke. Meine Freundin Theresa wollte noch vorbeikommen, um mir ein wenig unter die Arme zu greifen. Ohne auf sie zu warten gehe ich zurück ins Schlafzimmer und widme mich wieder meiner Aufgabe. „Bin wieder da!" rufe ich meinem Freund zu. Es fühlt sich immer noch so merkwürdig an ihn so zu bezeichnen.

SheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt