Wie versteinert stehe ich da und schaue mit großen Augen zu Ben auf, der wiederum mich verunsichert anblickt. Ich weiche nicht vor ihm zurück. Es fühlte sich gut an seine Lippen auf meinen zu spüren und ich will mehr davon. Also bin es jetzt ich, die eine Hand an seinen Nacken legt und ihn zaghaft zu mir herunterziehe. Ben überragt mich um einen Kopf und muss seinen Kopf nach unten senken, aber als sich unsere Münder dieses Mal treffen ist es weniger schüchtern.
Es ist fordernder und voller Leidenschaft. Und trotzdem habe ich das Gefühl, dass etwas fehlt. Dennoch kann ich nicht aufhören. Unsere Zungen tanzen miteinander und Bens Hand wandert an meinem Rücken auf und ab und zeichnet kleine Kreise durch das Handtuch auf meine Haut.
Plötzlich lässt er mich los und fasst mich zart an den Schultern, um mich ein Stück von sich zu schieben. „Clara, wir müssen langsam machen. Ich möchte nicht, dass du etwas tust, was du später bereust." Ich will schon den Kopf schütteln, als er weiterspricht. „Ich mag dich und ich möchte es nicht übereilen und es langsam angehen lassen."
Sein Lächeln ist umwerfend und ich grinse erleichtert zurück.
„Dann gib mir ein paar Minuten und ich komme zum Essen. Was hältst du davon, wenn wir uns danach einen Film anschauen oder eine Runde an den Strand gehen?"
Ben nickt nur und will sich gerade umdrehen, um wieder nach unten zugehen, bleibt aber mit dem Arm an meinem Handtuch hängen und reißt es mit sich.
Völlig entblößt stehe ich vor ihm und vor lauter Schock halte ich mir die Augen zu, statt mich zu bedecken. Sofort flackert wieder Begierde in seinen Augen auf und sie werden dunkler. Bevor sich auch nur einer von uns regen kann nehme ich im Augenwinkel eine Bewegung wahr und zucke erschrocken zusammen. Auf der gläsernen Treppe steht Corey und sieht entgeistert von Ben zu mir und wieder zurück. Kann es noch Peinlicher werden?
Diese Situation lässt eigentlich kaum Raum für Spekulationen. Immerhin stehe ich nackt und ziemlich dicht mit Ben in meinem Zimmer. Aber wie gesagt... eben nur kaum.
Auch Ben hat ihn mittlerweile entdeckt und dreht sich zu seinem Kumpel um. „Corey... was machst du denn hier?" Ich nutze meine Chance und flüchte zurück in den hinteren Teil meines Zimmers und zieh mir schnell ein paar bequeme Klamotten an.
„Nichts, nichts... Ach... Ich wollte nochmal nach Clara sehen, weil ich das Gefühl habe, dass ich etwas gesagt habe, das sie verärgert hat, aber wie ich sehe störe ich hier nur..." stottert er und für einen kurzen Augenblick habe ich das Gefühl, dass Verärgerung in seiner Stimme mitschwingt. Aber weshalb sollte er verärgert sein?
Ich höre nur noch das Poltern auf der Treppe von Corey und wie Ben ihm hinterher sprintet. Als ich dann nach unten komme stehen die Beiden an der Eingangstür und Flüstern energisch miteinander. Was ist denn jetzt los?
Ich will sie nicht belauschen und gehe deshalb direkt ins Wohnzimmer und lasse mich dort mit dem Gesicht nach unten auf die Couch fallen.
Nach ein paar Minuten spüre ich, wie sich das Polster neben mir senkt und sich eine Hand auf meine Schulter legt. Langsam drehe mich um und schaue Ben an, dessen Blick Bände spricht. „Es tut mir leid!" offenbart er und senkt seine Lider. „Du konntest ja nicht wissen, dass er zurückkommen würde." Merke ich an. Doch er schüttelt den Kopf. „Das meinte ich nicht, aber auch das war nicht besonders toll. Eigentlich meinte ich eher, dass ich dir das Handtuch vom Körper gerissen habe..."
Wegwerfend hebe ich die Hand und lächle ihn aufbauend an. „Auch das war doch keine Absicht, oder?" „Nein... Sicher nicht!" „Na siehst du. Ich hätte es ja auch einfach besser festhalten können, aber ich war in dem Moment einfach ein bisschen abgelenkt." Sage ich mit einem spielerischen Unterton und grinse ihn frech an.
Sofort werden seine Augen wieder dunkler und er beugt sich über mich. Er kommt immer näher doch kurz bevor sich unsere Lippen berühren lehnt er sich wieder zurück, steht auf und greift nach meiner Hand. „Komm schon, lass uns was essen, damit wir schneller zum gemütlichen Teil des Abends kommen können."
Lachend gehen wir in die Küche und ich bin überrascht was ich dort sehe. Ben hat kein großes Menü gezaubert, sondern schlicht ein paar Burger gebraten. Glücklich strahle ich ihn an. „Woher wusstest du...?" „Naja, du wirkst nicht wie eine Frau, die großen Wert auf Austern oder so legt und Burger sind nun mal ein Muss, wenn man in den Staaten ist." Grinst er mich an und schlingt von hinten die Arme um mich.
Ist es nicht komisch, dass ich mich überhaupt nicht unwohl fühle, obwohl wir uns im Grunde gar nicht kennen? Es fühlt sich einfach nicht so an.
Die Burger schmecken fantastisch und ich sitze vollgefressen, aber glücklich auf der großen Sofalandschaft im Wohnzimmer. „Jetzt suchen wir uns einen Film aus und dann gibt es noch Nachtisch... Was für ein Genre bevorzugst du denn?" „Hmm... was hältst du von einem Aktion Komödie? Wie wäre es mit 'The Kingsman- The Golden Circle'? Ich steh auf Taron Egerton!" spielerisch schlägt er mir auf die Schulter und schaut mich gespielt entrüstet an.
„Okay, aber nicht, dass du dich nicht mehr auf mich konzentrieren kannst, wenn du sabbernd vor dem Fernseher sitzt." Wir lachen herzlich und kuscheln uns nebeneinander in die Kissen währen der Film beginnt.
Eigentlich könnte es so schön sein, aber irgendwas fühlt sich nicht hundertprozentig richtig an... Als würde etwas fehlen.
„Ich habe ja noch was vergessen..." Ben springt von der Couch und verschwindet für ein paar Augenblicke, bis er wieder mit zwei Packungen Eis vor mir steht. „Welches möchtest du?" „Am Liebsten beide..." lache ich und nehme ihm die Packung mit den Peanutbutter Cups aus der Hand. Er reicht mir noch den Löffel und lässt sich wieder neben mich fallen.
„Na dann... Los geht's!"
Knapp zweieinhalb Stunden später übermannt mich schon fast die Müdigkeit und Ben ist schon eingeschlafen. Die letzten Tage waren anstrengend und der Jetlag macht mir schwer zu schaffen und Ihm wird vermutlich noch die letzte Nacht in den Knochen stecken.
Sanft streiche ich ihm über den Kopf, der auf meiner Schulter ruht, um ihn zu wecken. „Komm schon, Schlafmütze! Es ist spät. Lass uns ins Bett gehen."
Verschlafen lächelt er mich an und lässt sich von mir von der Couch ziehen. „Wolltest du nicht noch ein wenig raus an den Strand?" erkundigt er sich, doch ich schüttle nur leicht den Kopf. „Heute nicht mehr. Das heben wir uns für Morgen auf!"
Wir stehen so nah voreinander und keiner weiß so genau, wie er sich verhalten soll. Wir haben uns den ganzen Abend kein einziges Mal mehr geküsst und jetzt ist es so, als wäre es nicht der richtige Moment.
So sollte sich das nicht anfühlen, oder?
Es sollte leicht sein und wie von selbst geschehen. Aber die Leichtigkeit von heute Nachmittag ist wie weggewischt und wir nesteln beide schüchtern an unseren Klamotten herum. Meine Güte, wie sind doch keine Kinder mehr...
„Ähm, ja also... Ich geh dann mal ins Bett..." versuche ich aus dieser komischen Situation zu entkommen und Ben unternimmt nichts, um mich aufzuhalten. Also gehe ich aus dem Raum und auf direktem Weg in mein Zimmer.
Ich sitze auf meinem Bett und atme die Luft aus,die ich seit meinem Verlassen des Wohnzimmers angehalten habe. Wieder spüre ich, dass sich etwas hier nicht richtig anfühlt und doch kann ich nicht sagen,was es ist.
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She
RomanceSo lange war es nur ein Hobby und plötzlich bekommt Clara den Auftrag ein paar ihrer Fotografien persöhnlich nach Los Angeles zu liefern. Dass ihr Auftraggeber ein bekannter Musikmanager ist wird ihr erst klar, als sie versehentlich in eine Party pl...