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Keine Ahnung warum, aber nach dem nächtlichen Aufeinandertreffen von Corey und mir in der Küche, schlafe ich deutlich besser. Und werde erst wach, als eine Frau des Personals von Ben an meine Tür klopft und mich fragt, ob ich Wünsche fürs Frühstück habe. Verschlafen strecke ich mich und sage, dass ich nehme was es gibt. Ich möchte auf keinen Fall zu viele Umstände machen. Die junge Frau schließt dir wieder und ich lass mich zurück in die Kissen fallen. Bevor ich aufstehe muss ich erstmal meine Gedanken ordnen. Seit ich hier angekommen bin ist einfach so viel passiert und gerad die Nacht hat mich ein wenig verunsichert. Einerseits war da Ben, der, wenn ich es nicht falsch interpretiert habe, schon ein wenig mit mir geflirtet hat. Andererseits ist da ja auch noch Corey, der sich in der Küche als gar nicht so ein großer Arsch entpuppt hat, wie ich anfangs vermutet hatte.

Vielleicht hatte ich auch bei Beiden etwas hineininterpretiert, aber es kam mir zumindest bei Ben schon so vor, dass er versucht hat bei mir zu landen. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum ich noch nicht wirklich nach unten will. Wie soll ich mich denn verhalten? Schließlich hatte er ganz schön tief ins Glas geschaut und wer weiß, ob er seine Flirterei heute schon bereut.

Aber es hilft ja alles nichts und früher oder später muss ich das Zimmer ja so oder so verlassen. Also schnappe ich mir meinen Kulturbeutel und die Handtücher, die auf der Kommode liegen und gehe ins Badezimmer, um zu duschen. Das ist genau, was ich gebraucht habe. Das warme Wasser lässt mich erstmal vergessen, was mich so beschäftigt und ich bin gewappnet für den Tag. Ich hoffe sehr, dass ich heute ein bisschen dir Gegend erkunden kann und stecke den Akku meiner Kamera ein bevor ich einen Stock tiefer zum Frühstück gehe.

Mit nackten Füßen tapse ich in die Küche, um dort festzustellen, dass niemand da ist. Also mache ich mich auf die Suche und werde auf der großen Terrasse fündig. Der große Tisch ist reich eingedeckt und ich bin etwas sprachlos. „Guten Morgen. Na gut geschlafen?" fragt Ben und reißt mich aus meinen Gedanken. Ich lächle ihn freundlich an „Ja, Danke! Wow... du hast ja aufgetischt." „Ja, ich dachte, dass ich euch ja was bieten muss." Er grinst frech. Und ich blicke mich fragend um. „Euch?" „Ja, Corey ist gerade noch am Telefon und klärt ein paar Dinge, aber er kommt auch gleich dazu." Na das kann ja lustig werden, denke ich und versuche ein Pokerface aufzusetzen. Das gelingt mir scheinbar nicht besonders gut, weil Ben sofort einlenkt. „Ich weiß, dass ihr einen eher holprigen Start hattet, aber er ist eigentlich wirklich nicht so, wie du ihn gestern erlebt hast. Ich habe ihm schon eine Standpauke gehalten und er hat mir heute Morgen versichert, dass er sich in Zukunft mehr Mühe gibt."

Das hört sich irgendwie nicht so an, als hätte Corey ihm von unserem Gespräch in der Küche erzählt. Aber was hat ihn davon abgehalten?

„Ich möchte nachher sowieso etwas mit euch besprechen und hoffe, dass ihr Zwei offen dafür seid." Lässt er nebenbei geheimnisvoll einfließen. Sowas kann doch nie etwas Gutes heißen oder?

„Guten Morgen Clara. Na wie war die Nacht in meinem Bett?" Corey kommt gerade aus dem Wohnzimmer zu uns und lässt sich lässig auf einen der eingedeckten Plätze fallen. „Morgen, das Bett war ein Traum, danke der Nachfrage." Foppe ich ihn und strecke die Zunge raus. Innerlich klatsche ich mir die Hand vor die Stirn... Habe ich gerade ernsthaft einem Megastar die Zunge rausgestreckt? Wie kindisch kann ich denn sein? Aber er lacht nur und streckt mir seine auch entgegen.

Die Stimmung am Tisch ist ausgelassen und wir lassen uns gerade das super leckere Frühstück schmecken, als Ben sich räuspert. „Hört mal zu ihr Zwei. Ich habe mir was überlegt und hoffe, dass ihr offen für die Idee seid. Und bevor ihr etwas sagt... Lasst mich ausreden!" Das hört sich ja schon fast ernst an. „Clara, du weißt ja, dass Corey momentan keinen Tour-Fotografen mehr hat... Und jetzt zu meiner Idee. Was haltet ihr davon, wenn wir mal ein Probeshooting machen und schauen, wie gut ihr Beiden in der Hinsicht harmoniert. Und wenn das gut klappt und eure Visionen übereinstimmen, dann würde ich dir gern das Angebot machen diesen Job zu übernehmen."

Erstmal herrscht Schweigen. Corey durchbricht es dann aber relativ schnell und sieht eigentlich ziemlich überzeugt aus. „Mir gefällt der Gedanke! Ich habe heute Nacht noch deine Bilder angeschaut und ich glaube, dass wir sehr ähnliche Vorstellungen haben könnten." Ich dagegen bin alles andere als begeistert von der Idee. „Ähm... Ben, du weißt aber schon, dass ich einen Job in Deutschland habe und den mache ich auch wirklich sehr, sehr gerne." Melde ich mich zögerlich zu Wort.

„Mir ist klar, dass du mir nicht sofort vor Freude in die Arme springen würdest und deshalb habe ich mir etwas überlegt. Wie wäre es, wenn ihr euch heute mal ein wenig besser kennenlernt und den Tag zusammen verbringt. Geht raus und unterhaltet euch. Nimm deine Kamera mit und mach ein paar Schnappschüsse. Lasst die Seele baumeln und schaut euch die Umgebung an. Und wenn ihr dann heute Abend zurück seid sprechen wir noch Mal. Außerdem würde ich dich heute Abend gern zum Essen einladen, Clara."

„Aber..." will ich schon protestieren, aber Corey unterbricht mich, bevor ich weitersprechen kann. „Jetzt lass uns das heute doch machen und dann schauen wir einfach weiter. Was hast du denn zu verlieren?" Sei Blick ist offen und ich erkenne ein kleines bisschen Verzweiflung und eine stumme Bitte darin. Seine Not, einen passenden Kandidaten zu finden, muss ja wirklich enorm sein. „Okay, Okay!" ich gebe mich geschlagen und hebe die Hände ergeben. „Aber ich verspreche euch nichts. Wir schauen einfach, wie der Tag so läuft und vor Allem, wie wir miteinander auskommen!?" Ich formuliere es wie eine Frage, aber eigentlich meine ich es ernst. „Super, dann ab mit dir... Zieh dir was an und schnapp dir deine Ausrüstung. Wir treffen es in 15 Minuten vor dem Haus." Kommt er aufgekratzt von ihm und ich muss herzlich lachen.

Zehn Minuten später hüpfe ich fröhlich dir Treppen hinunter. Ich habe mir vorgenommen den Tag zu genießen und einfach Spaß zu haben. Wer weiß, möglicherweise ist es ja sogar von Vorteil, dass mich Corey begleitet. Er kennt sich hier ja immerhin besser aus als ich.

Besagter steht schon in der Auffahrt an seinem Auto und grinst mir fröhlich entgegen. Da sind sie wieder. Diese süßen Grübchen, die ihn um einiges jünger wirklichen lassen. Schnell hebe ich dir Kamera und mache das erste Foto des Tages. Das auffallende Outfit und der Oldtimer passen einfach perfekt in die Szenerie mit all den Palmen. Das Motiv ist mir super gelungen und jetzt fühle ich mich wirklich bereit für den Tag.

Lachend lasse ich mich neben Corey auf die Beifahrerseite seines Cabrios fallen und schnalle mich an.

„Und Herr Reiseleiter... Wo geht's zuerst hin?" frage ich aufgedreht und schaue ihn erwartungsvoll an. „Lass dich überraschen..." gibt er sich geheimnisvoll und lacht über meine Ungeduld. „Jetzt bist du ja schon viel enthusiastischer, als vorhin. Was hat sich geändert?" Soll ich ihm die Wahrheit sagen oder mich erst einmal noch ein wenig bedeckt halten?

Ich entscheide mich für Zweiteres. „Du bist echt ein gar nicht schlechtes Motiv. Oder mit anderen Worten: Du bist ziemlich fotogen und machst es mir mit deiner lockeren Art sehr einfach."

Dass mich seine unfassbar grünen Augen jedes Mal in den Bann ziehen, wenn ich sie sehe, lasse ich lieber aus.

„Das freut mich sehr. Ich hoffe, dass wir einfach ganz viel Spaß haben und der Ort, an den ich dich zuerst bringen will ist etwas außerhalb der Stadt. Deshalb wird die Fahrt eine Weile dauern. Hältst du es so lange mit mir im Auto aus?" fragt er scherzhaft und schaut mich dabei so intensiv an, dass mir fast schwindelig wird. Keine Ahnung, wie lange, aber lange genug, dass es definitiv zu lange für einen normalen Augenkontakt ist.

Das Hupen eines Autos, das uns auf die Hauptstraße auffahren lassen will, reißt uns aus der Trance und Corey räuspert sich. Was war das denn? „Hmhm... Tut mir leid!" kommt es kleinlaut von ihm und ich weiß nicht genau wofür er sich entschuldigt. „Schon gut." Antworte ich trotzdem und schaue betreten aus dem Beifahrerfenster.

„Nein, es tut mir doch nicht leid. Ich habe nicht falsch gemacht. WIR haben nichts falsch gemacht." Ruft er plötzlich aus und ich muss herzlich lachen, weil es schon fast niedlich ist. Er trägt wirklich sein Herz auf der Zunge und das macht ihn zu etwas Besonderem in dieser Welt von Intrigen, Oberflächlichkeiten und aufgesetzter Freundlichkeiten.

Zaghaft lächeln wir uns an und verbringen die restliche Fahrt fast ausschließlich schweigend.




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