Kroketten und Neuanfänge

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Mia

Ein paar Tage später starten Ebony, Ella und Louisa ihren Roadtrip, zuerst in Richtung Wale. Ein paarmal hatte Ebony mich gefragt, ob das in Ordnung war, aber ich versicherte ihr, dass sie die Zeit hier genießen und sich nicht von mir hier an das Chalet binden sollte. Wer wusste schon, wann sie noch einmal diese Gelegenheit bekam. Davon abgesehen, waren Kylan und ich ein gut eingespieltes Team, wir hatten das Haus bereits einmal gemeinsam im Griff gehabt und würden es auch ein weiteres Mal schaffen.

Ich trug meine Tasche gerade hinüber in den Wohntrakt, als ich Kylan telefonieren hörte.

»Bieg das wieder gerade«, brummte Kylan. Ich sah um die Ecke, er deutete mir an ruhig reinzukommen.

»Nein.« Er rollte die Augen.

Sicher war es Nolan. Kylan ließ sich nach hinten fallen und sah zur Decke, während ich meine Tasche abstellte und mich auf den kleinen Sessel setzte, der im Zimmer stand.

»Ist mir Wurst, wir können es uns nicht direkt mit dem neuen Management versauen. Mir egal wie du das machst.«

Das klang nicht gut.

»Ich dachte immer, du bist der erwachsenere von uns, aber gerade bezweifle ich das Nole.« Er richtete sich wieder auf und sah mich augenrollend an. »Mir egal, von mir aus kannst du es auch totschweigen, wenn es keine weiteren Probleme gibt und es das ist, was du willst.«

Ehrlicherweise wüsste ich schon gerne, was da gerade im Busch war, zumal ein breites Grinsen über Kylans Gesicht huschte. So breit und frech, dass ich die ganze Situation nicht einschätzen konnte. War es nun ein Problem oder nicht?

»Sag Blake einen lieben Gruß, wenn du sie später bei Mom abholst, ich muss los.«

Es war merkwürdig hier zu sitzen und das Gespräch einseitig zu belauschen. Er verabschiedete sich von seinem Bruder und warf das Telefon aufs Bett, ehe er eine Hand nach mir ausstreckte.

»Klingt nach ärger?« Unsicher erhob ich mich, legte meine Hand in die seine und ließ mich zu ihm ziehen.

»Nichts, was Nole mit seinem Charme nicht geregelt bekommen würde.« Er zog die linke Augenbraue kurz hoch, wie er es gerne tat, wenn er sich und den sogenannten Jennings-Charme nicht so ernst nahm.

»Wenn du das sagst?«

»Armand und Thérèse schlafen heute in der Stadt, ich habe Marise gesagt, dass wir niemanden brauchen, der uns essen macht, weil wir beide heute auswärts essen.«

Ich warf ihm einen fragenden Blick zu, ehe ich mich näher an ihn kuschelte. Es war verrückt, wie normal es sich anfühlte hier neben ihm zu liegen, wo alles begann und ich unwiderruflich mein Herz an ihn verlor.

»Und wo soll das sein?«

»Da gibt es so einen echt guten Laden in Quebec, mit verdammt leckeren Kroketten.«

Ich erinnerte mich an unseren ersten gemeinsamen Ausflug, als er einfach meinte, er würde mir Quebec bei Nacht zeigen und gemeinsam waren wir in diesem kleinen unscheinbaren Imbiss abgestiegen und er hatte recht behalten. Die Mac and Cheese Kroketten waren verdammt gut. »Nicht zu vergessen Poutine.«

Ich hatte versucht, es zuhause nachzukochen, aber es kam einfach nicht an meine Erinnerung heran. Es war gut möglich, dass es an meiner Begleitung lag und es auch das erste Mal war, das ich Poutine überhaupt gegessen hatte. Es war ähnlich, wie diese Pfefferminzdrops, die meine Großmutter immer so gerne gegessen hatte. Auch die waren komischerweise gar nicht mehr so lecker, als ich sie in London in einem kleinen Geschäft entdeckte. Erinnerungen schienen den Geschmack wohl doch zu beeinflussen.

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