Weil mein Herz zuhause ist

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Mia

Es war verwirrend, auf der einen Seite fühlte sich alles so richtig an, auf der anderen war da diese Sorge, ihn abermals zu verlieren und erneut zu scheitern und mir dieses Mal mein Herz so sehr brechen zu lassen, dass es vielleicht nie wieder heilen würde. Es war bereits so nah an einem Totalschaden vorbeigeschrammt, dass jeder Gedanke an den Abend auf der Dachterrasse weiterhin mein Herz schmerzlich zusammenzog. Es war schweinekalt und trotz all dem war es mir egal, solange Kylan bei mir war. Es fühlte sich so normal an, wenn seine Hand nach meiner griff und wenn seine Lippen auf, die meinen streiften. Ich fühlte mich endlich wieder vollständig, als wäre das letzte fehlende Puzzlestück aufgetaucht, was mich komplettierte. In keiner meiner Beziehungen vorher, gab es dieses Gefühl. War es das, was mein Vater immer meinte, dass man es wüsste, wenn es der richtige Partner wäre.

Ich würde London hinter mir lassen, nicht heute und auch nicht morgen, aber es gab keinen anderen Weg für uns. Für ewiges Pendeln waren wir nicht gemacht, was wir bereits schmerzlich erfahren mussten, und ich konnte ihn nicht dazu bringen, dass er die Musik und auch Blake hinter sich ließ. Vielleicht würden wir irgendwann zurückkehren, vielleicht würde ich mein Leben in Australien aber auch so sehr lieben, dass ich mich fragen würde, warum ich so lange gezögert hatte. Ich konnte überall schreiben, aber er nicht einfach in London seine Musik machen. Für Kylan hing so viel mehr dran. Der Gedanke an diese Entscheidung bereitete mir immer noch Bauchschmerzen. Ich würde nicht einfach in einen anderen Stadtteil ziehen, sondern an das andere Ende der Welt. Ich musste komplett von vorne anfangen. Freunde finden, was als Freundin eines Musikers sicher nicht so einfach war, weil manch einer sich einen Vorteil erhoffte, und ich würde meine Familie zurücklassen. Nicht bloß meine Eltern. Nein, die Familie, die ich gewählt hatte, Liam, Ebony unsere Abende im Pub. Kylan würde mir immer ermöglichen, sie so oft es geht zu sehen, aber man reiste nun mal nicht eben kurz von Australien nach England. Ich war jedoch nicht mehr breit, ihn noch einmal zu verlieren.

»Kneif mich bitte«, murmelte Kylan an meinen Lippen und diesen Gefallen tat ich ihm nur zu gern. Er zuckte leicht zusammen, ehe ein Lächeln seine Lippen umspielte und er sich vorsichtig löste, um mir tief in die Augen zu sehen. »Ich hab immer noch Angst, zu träumen.«

»Soll ich dich noch mal kneifen?« Ich grinste ihn frech an, bereit es noch einmal zu tun, wenn er nicht glauben konnte, dass das hier real war.

»Passt schon.« Erneut zog er mich zu sich, holte all das nach, was wir in der Zeit, in der wir getrennt waren, verpasst zu haben schienen.

In einer Sache waren wir uns wohl einig, den anderen bloß nicht gehen zu lassen, aus Sorge ihn ein weiteres Mal zu verlieren.

Wir lösten uns schließlich voneinander und Kylan deutet mir an, noch ein wenig spazieren zu wollen, jetzt wo der Ballast dieser einen Frage von uns abgefallen war.

»Und, wirst du jetzt mit zu den Walen fahren?« Er schielte zu mir.

»Ich denke, ich lasse Ebony ihren Spaß und hänge ein bisschen mit meinem Freund rum.« Ihn wieder als genau diesen zu bezeichnen, fühlte sich irgendwie merkwürdig an.

»Ich würde dir ja anraten, so viel Zeit wie möglich mit deiner besten Freundin zu verbringen, denn wir haben ein ganzes Leben vor uns, aber ich bin egoistisch und sage dazu nicht nein.« Ein schelmisches Grinsen umspielte seine schmalen Lippen.

Da war er wieder, der Gedanke Ebony nicht mehr jeden Tag zu sehen, der mein Herz schwer machte.

»Zu dumm, dass Leo nicht ihr Typ ist. Sonst hätten wir uns für ihre Hilfe revanchieren können.«

Er blieb kurz stehen, rieb sich über sein Kinn und schüttelte dann den Kopf.

»Weißt du was da zwischen ihnen lief?«

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