Ich packe meinen Koffer...

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Mia

Die Tage zogen an uns vorbei. So war es irgendwie immer, wenn es Kylan und mich betraf. Es schien nie genug Zeit für uns zu geben, ehe sich unsere Wege erneut trennten.

Er hatte seinen Flug umgebucht, so dass wir gemeinsam zum Flughafen fahren würden, dabei hätte er noch ein wenig länger bei Thérèse verweilen können.

»Flieg mit ihm, Mia«, flüsterte Ebony und legte die letzten Kleidungsstücke in ihren Koffer.

Sie konnte sich nicht vorstellen, wie gern ich genau dies getan hätte. Einfach alles einpacken und mit ihm nach Perth fliegen. Doch so einfach, wie es vielleicht klang, war es dann doch nicht.

»Und was ist mit euch und meinen Eltern?«

»Wer sagt, dass du nicht nach Hause kommen kannst? London läuft dir in den nächsten Wochen nicht weg.« Sie klappte den Deckel zu und setzte sich neben ihren Koffer auf das Bett.

»Ich habe Termine.«

»Ich schick dir die Bücher zum Signieren auch nach York.«

»Du weißt, dass das so nicht funktioniert, Bon.« Ich ließ mich neben ihr nieder und starrte auf meine Füße.

»Ich sehe dir an, dass du das nicht willst und ich verstehe nicht, warum du dir dann selbst im Weg stehst.« Meine beste Freundin tat das, was sie am besten konnte. Mir ehrlich ihre Meinung sagen. Und sie hatte recht. Ich wollte nicht nach London. Ich hatte ihn gerade zurückbekommen und ihn jetzt gehen zu lassen, fühlte sich nicht richtig an. Dieses Mal würde er nicht in London auf mich warten. Er würde nicht in unserer Wohnung unter der Dusche singen, oder mir einen Kaffee bringen, ehe ich zur Arbeit musste. Es würde auch nicht der letzte Abschied sein, den wir über uns ergehen ließen. Es würden so viele weitere folgen, selbst wenn ich zu ihm zog.

»Was ich will und was ich tun muss, sind wie immer zwei Paar Schuhe. Es geht nicht nur um uns oder meine Eltern. Ich brauche ein anderes Visum, wenn ich nicht immer wieder zurück nach London reisen und warten will, bis ich erneut einreisen kann.«

»Also hast du dich entschieden?«

Die Entscheidung war längst gefallen, doch wie setzte man so etwas um und vor allem wann? Es gab noch so viele Fragen zu klären, ehe ich all meine Sachen einfach auf einen anderen Kontinent verfrachtete. Es gab einige Dinge, die zuvor geklärt werden wollten.

»Es ist zu früh, für solche Entscheidungen. Wir sind bereits einmal gescheitert, weil wir zu schnell zu viel wollten. Wir werden es also langsam angehen.« Ich spielte mit meinen Fingern, vermied es Ebony bei meinen Worten anzusehen. Es würde ihr deutlich machen, wie viel Angst ich hatte, erneut zu scheitern. Ihn zu verlieren, für immer, weil wir uns nicht die Zeit ließen, diese Entscheidungen zu treffen. Vor einigen Tagen war ich mir noch sicher gewesen.

»Du wirst wissen, was du tust.« Ebony legte Ihren rechten Arm um meine Schultern und zog mich zu sich.

Das hoffte ich auch. Zuerst würde ich mich wohl mit meinen Eltern zusammen setzen und dann Gedanken über das Visum machen und wenn diese Dinge geklärt waren, kam die Frage, ob ich einfach bei ihnen einzog oder wie all das vonstattengehen sollte. Für Kylan klang das ganz einfach. Ich würde meine sieben Sachen packen und mit zu ihm bringen. Wie schön wäre es, wenn es so leicht wäre.

»Das hoffe ich auch.«

»Hör auf, dir unnötige Sorgen zu machen.« Sie drückte mir einen kurzen Kuss auf die Wange, ehe sie sich noch einmal ihrem Koffer zuwandte und den Reißverschluss zuzog. »Es war ein toller Urlaub und ich bin dir sehr dankbar.«

»Du hast die Hälfte der Zeit ohne mich verbracht, weil...«

»Das ist kein Problem gewesen und das weißt du«, fuhr sie mir scharf ins Wort, erhob sich und hievte ihren schweren Koffer auf den Boden unseres Zimmers. »Ich wusste schließlich auf was ich mir hier einlasse.«

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