Tag 38~ Nachmittag

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„Joaquin schauen Sie zu mir!"

„Bleiben Sie genauso stehen!"

„Nach rechts!"

Joaquin drehte sich kurz nach links, versuchte seine vom Blitzlicht tränenden Augen zu ignorieren und lächelte sein strahlendstes Lächeln. Er hatte in weniger als drei Stunden einen von zwei Auftritten in Los Angeles und wollte einfach nur für kurze Zeit schlafen, vielleicht seinen Bruder begrüßen und sich dann nicht mehr bewegen. 

Sein Manager versuchten ihn abzuschirmen, doch er blieb kurz bei seinen Fans stehen und unterschrieb ein paar Autogrammkarten, ehe er weiterging und dabei versuchte das Geschrei auszublenden. Als er dann endlich in dem ruhigen Foyer war, klingelten seine Ohren und er sah weiße Flecken vor seinen Augen, dort wo das Blitzlicht ihn geblendet hatte. 

„Joaquin, wir haben die Schlüsselkarte zu ihrer Suite. Nummer 360. Wir erwarten Sie in zwei Stunden am Hinterausgang." 

Er nickte nur und nahm dann die Karte von seinem Manager, ging zum Aufzug und schloss die Augen, zog seine Kappe tiefer ins Gesicht, als zwei ältere Frauen eintraten und als schließlich die Tür aufging stürmte er an ihnen vorbei hinaus auf den vom Kerzenlicht beschienen Gang. 

Schließlich fand er die Tür zu seiner Suite und zog die Karte durch, gab sich selber einen Moment und hielt inne. 

„Thoran, ich hab es dir schon tausendmal gesagt, dass alles gut ist." 

„Du siehst nicht danach aus, wirklich, es tut mir leid, verdammt, kannst du bitte aufhören zu weinen?" 

„Es... es ist nichts, wirklich. Ich habe nur meine sentimentalen zehn Minuten, besonders weil..." 

Den Rest hörte er nicht mehr und ging deswegen in seine Suite, wunderte sich nicht wegen dem Pärchen, auch wenn er hätte schwören können, dass er Faes Stimme gehört hatte. 

Seine hada

Er schüttelte den Kopf, genervt davon, dass er schon wieder ihre Stimme überall hörte und überlegte, was er jetzt machen sollte, entschloss sich dann für eine schnelle Dusche, ehe er zum Auftritt gehen würde. Der Besuch bei Thiago fiel wohl damit aus, überlegte er und genoss das heiße Wasser, welches seinen Körper benetzte und schloss genüsslich die Augen, als ihm der Geruch von Kokosnuss in die Nase stieg und er seine Haare einshampoonierte. Sein Gepäck war bereits in der Suite gewesen, weshalb er einfach nur den Koffer hatte öffnen müssen. 

„Na, Bruder, schön dich auch wieder zu sehen," begrüßte ihn eine bekannte Stimme, als er dann später nur mit einem Handtuch bekleidet ins Wohnzimmer ging und auf Thiago traf. 

„Was führt dich hierher und wie bist du reingekommen?" 

„Ich wollte nur meinen Bruder besuchen und die Rezeptionentante konnte mir einfach nicht widerstehen." 

Joaquin verdrehte nur seine Augen. Auch wenn die beiden nur Minuten trennte, war es manchmal so, als wäre sein Bruder noch ein pubertierender Teenager, der am liebsten alles vögeln wollte, was bei drei nicht auf dem Baum war, wobei es ihm egal war, was die Presse oder so von ihm dachte. Aber er hatte es leichter. Joaquin wusste selber, dass er sich oft zu viel darum kümmerte, was andere von ihm dachten und seinem Bruder fehlte das ganz. Thiago ging glücklicher, unbeschwerter durchs Leben und Joaquin beneidete ihn darum. 

„Weißt du aber, wer mir noch nicht widerstehen konnte?", fragte er und lächelte sein schiefes Lächeln, das Joaquin nur allzu gut kannte. Dieses Lächeln zeigte normalerweise, dass er etwas wusste, was ihn entweder verletzten oder aber glücklich machen würde. „Also sie konnte mir widerstehen, aber ich schwöre dir, ich habe es in ihren Augen gesehen." 

„In wessen Augen," fragte er jetzt nach, obwohl er wusste, das sein Bruder es ihm nicht verraten würde. So war er: Manchmal konnte Santiago verdammt zickig, frech oder auch, wenn er es wollte, erwachsen sein. Doch jetzt wurde er von ihm überrascht, als er ohne lange zu überlegen mit der Antwort herausrückte. 

„In denen deiner hada, Bruder. Fae Gilbert ist im Hotel, sogar im gleichen Stockwerk." 

Joaquin zog nur seine Augenbrauen zusammen und fuhr sich dann mit einem Handtuch durch die Haare, während er überlegte, was er machen sollte. Er hatte sie also doch gehört und es sich nicht eingebildet. Sie war hier im Hotel, gleich nebenan, doch jemand war bei ihr. Dieser Umstand verpasste ihm einen Stich im Herzen und gleich darauf fragte er sich, was sie so zum Weinen brachte. Er hatte sie nur zwei Mal so aufgelöst gesehen: Einmal als er ihr einen Antrag gemacht hatte und zum zweiten Mal, wie sie sich von ihm getrennt hatte. Er unterdrückte eine Schauer, wenn er nur daran dachte. 

Du wirst mich nie wieder sehen, Joaquin, ich schwöre es dir. Ich werde dein Umfeld und dich nie wieder vergiften. 

„Willst du sie denn gar nicht sehen?", fragte Thiago und hielt ihn an der Schulter fest, als er begann unruhig durch den Raum zu tigern, doch Joaquin riss sich nur los, zeigte mit dem Finger auf ihn. 

„Sie ist sicher nicht alleine hier, oder? Du verschweigst mir etwas, Santiago und ich weiß, dass ich es eigentlich nicht wissen will, aber trotzdem, sag es mir, egal ob ich es hören will oder nicht." Er wusste es bereits, aber brauchte noch die Bestätigung, dass er richtig lag und er hatte die Männerstimme gehört, verdammt, er hatte geglaubt ein fremdes Pärchen streiten zu hören!

„Irgend so ein Schönling aus New York oder so. Ich hab sie kurz beim Essen getroffen und mich mit ihnen unterhalten. Theron oder so." 

„Thoran Flux?"

„Jep, genau der. Ziemlich interessantes Gespräch. Sie haben sich irgendwie in New York kennengelernt und haben zusammen Urlaub auf Hawaii gemacht. Anscheinend hat seine Ex-Freundin ihm an Altar stehen lassen und ja, er weiß auch, dass Fae ein Geheimnis hat."

Sie haben gemeinsam Urlaub gemacht. Auf Hawaii. „Sonst nichts?"

„Nun ja... Fae hat dem Jungen nicht wirklich viel verraten, er weiß nur den Rahmen, das Bild hat er noch nicht erblickt."

„Es würde ihm nicht gefallen." 

„Wie kannst du dir so sicher sein? Im Nachhinein betrachtet war es nicht so schlimm." 

„Thiago, hörst du dir eigentlich selber zu? Es war ein Massaker. Ich meine, es ist mit unserer Beziehung damals bergab gegangen, ja, aber der Skandal mit dem Fotografen und Marella... Verdammt, ich hatte das alles schon so verdrängt." 

„Eben, du hast es verdrängt, nicht überwunden," sagte Thiago und stützte seine Hände in seine Hüften. 

„Und selbst wenn du recht hast, kleiner Bruder. Glaubst du, sie wird mir nach all der Zeit verzeihen? Immerhin war es meine Schuld," zischte Joaquin verzweifelt und starrte seinen Gegenüber böse an, doch Thiago schmunzelte nur. Joaquins Zwilling konnte die Gefühle, die in diesem Moment seinen Bruder zerrissen nicht nachempfinden, da er noch nie in einer so verzwickten Situation war, doch er konnte wenigstens versuchen zu helfen. 

Er ließ sich auf die Couch fallen und legte seine Füße auf den Tisch. „Ernsthaft, mich würde die ganze Geschichte aus euren beiden Sichtwinkeln echt verdammt interessieren. Ich meine, ich kenne sie ja, so ungefähr meinen Teil halt, wie gesagt, der Alkohol hat mir damals nicht besonders gut getan, aber du hast genauso etwas zurückgehalten wie sie, besonders weil ich sie seit der Hochzeit nicht mehr gesehen habe, kenne ich ihren Teil kaum." 

Joaquin schloss seine Augen und kramte in einer Lade nach einem Hemd und einer Hose. Sein Auftritt war in zwei Stunden und er sollte sich langsam fertig machen. Außerdem hatte er morgen Abend noch einen Auftritt in einer Talkshow. 

„Red nicht um den heißen Brei herum, was willst du sagen?" 

„Als ich mich mit Fae unterhalten habe, hat sie gesagt, dass alles ihre Schuld ist. Mit Betonung auf alles, ich bin selber darin verwickelt, eben auch Nikaelson und Marella, genauso wie du. Und du, Joaquin hast mir jetzt gesagt, dass es deine Schuld war. Und was ich mich jetzt wirklich frage: Was ist damals wirklich passiert und wer hat die Schuldzuweisung verdient?"


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