Tag 37 ~Nachmittag

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„Was ist denn hier los?", fragte Fae und drückte sich ihre Nase an der Scheibe des Autos platt.

Vor dem Rinci Palace, dem Hotel, indem sie die Nacht verbringen würden, befand sich eine riesige Menschentraube, die auf etwas zu warten schien. Oder auf jemanden. 

„Alistairs Hotelketten werden oft von Prominenten besucht. Wahrscheinlich ist es ein Schauspieler oder so," sagte Thoran schulterzuckend. 

Sofort begannen Faes Augen zu leuchten. „Glaubst du, es ist Lycia Robertson?" 

Er zog nur eine Augenbraue hoch. „Bekommst du eigentlich irgendetwas mit? Nach dem Skandal hat sie sich abgesetzt, mitten in die Karibik, soweit ich weiß." 

„Lass mich träumen," murmelte sie nur und ließ sich wieder zurück in ihren Sitz fallen. Der Taxifahrer versuchte noch immer eine Parklücke zu finden und nach einigen Anläufen schaffte er es auch. Fae sah zu Thoran hinüber, der zuerst ausstieg. Er war noch immer wütend auf sie, das hörte sie an dem Ton seiner Stimme, der unterdrückten Wut, doch wie sollte sie ihm jetzt sagen, dass sie, nach fast sieben Stunden, ihre Erinnerungen langsam wieder zurückbekam? 

Denn oh ja, langsam erinnerte sich Fae wieder daran und jedes Mal, wenn sie daran zurückdachte, stieg die Hitze zwischen ihren Schenkeln wieder auf und ihr Gesicht wurde rot. Sie wusste wieder von dem Pool, von den Küssen, vom Aufzug, aber am allerwichtigsten für sie: Sie erinnerte sich daran, dass er gesagt hatte, dass er das Foto von Lachlans Ludwig gelöscht hatte. Auch wenn er es ihr bereits gesagt hatte: Die Erinnerung war mehr wert.

Bei dem Gedanken lächelte sie. Langsam aber sicher besserte er sich, langsam aber sicher kam er über die Frau, die sein Leben vergiftet hatte, hinweg. 

„Steigst du jetzt auch aus?", fragte Thoran ungeduldig und Fae schüttelte den Kopf, katapultierte sich damit wieder ins hier und jetzt. „Sofort." 

Er reichte ihr ihren Koffer und nachdem sie das Taxi bezahlt hatten, machten sie sich auf den Weg zum Hotel. 

„Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen?", fragte die dralle Blondine an der Rezeption und lächelte breit, zumindest versuchte sie es. Bei dem Aufruhr draußen war es schwer Kontrolle zu bewahren, erst recht bei dem Gesicht, das sie gerade müde anlächelte. So etwas Schnuckeliges sollte verboten sein. 

„Wir haben reserviert, auf ahhhmmm... Flux." 

Sie lächelte und suchte im Computer. „Hier sind Ihre Schlüssel, schönen Aufenthalt noch. Ich darf Ihnen und Ihrer Freundin gerne noch unsere Sauna, Bar und Fitnessangebot empfehlen." 

Er nahm die Karte, drehte sich um und sah ihr ins Gesicht.. „Mal schauen. Hat das Restaurant noch offen?" 

„Ja, natürlich, ich zeige es Ihnen."

Sie eilte ihnen voraus und führte sie zum Buffet, wo sie sie dann verließ und unwillkürlich vermutete Fae, dass sie nur mitgekommen war, um Thoran ihr Hinterteil in dem kurzen Kleid zu präsentieren und mit einem Blick in sein lächelndes Gesicht bestätigte sich ihr Verdacht. 

Zehn Minuten später saßen sie über ihren Essen, Fae schlang ihr Rindfleischragout hinunter und Thoran saß nur brütend über seiner Pizza und starrte sie unentwegt an. 

„Was?", fragte sie und wischte sich das Gesicht in einer Serviette ab. „Ich hab heute noch nichts gegessen, oder speicherst du die Art und Weise wie ich Ragout esse?" 

Er schüttelte nur den Kopf. 

„Was ist es dann?" 

„Kannst du dich wirklich nicht erinnern?" 

Sie holte tief Luft und verfluchte sich selber in Gedanken. Wieso hatte sie es nicht einfach dabei belassen können? Wieso musste sie fragen? Wieso konnte sie, Fae Gilbert, nicht einmal ihre Klappe halten?

Sorgsam legte sie das Besteck neben das Teller und erwiderte seinen Blick, hielt ihm stand. „Langsam.... langsam kommt es wieder zurück. Ich erinnere mich an den Kuss, an das Pool und ich erinnere mich vor allem daran, dass du gesagt hast, dass du das Foto gelöscht hast. Das ist für mich das wichtigste im Moment." Sie griff nach seiner Hand und hielt sie über den Tisch hinweg fest.

Er erwiderte nicht ihren Griff, noch zog er seine Hand zurück. „Aber weißt du was für mich viel wichtiger ist? Warum, warum zur Hölle hast du es nicht zu Ende gebracht? Warum bist du gegangen?" Die letzten Worte hatte er gezischt, seinen Oberkörper über den Tisch gedrückt und starr in ihre ebenso dunklen Augen gestarrt. 

Sie ließ sich wieder zurücksinken, verschränkte ihre Hände vor ihrer Brust. „Du hast Recht, weiß du? Obwohl du nicht die ganze Geschichte kennst, hast du Recht: Ich bin genauso wenig über Joaquin hinweg, wie du über Natalia." 

Er lächelte leicht, ein trauriges Lächelnd, das etwas in Fae zerspringen ließ. Sie wich aus, sie rannte vor ihm und ihren Gefühlen eunfach weg. „Die Erkenntnis ist der erste Weg zur Heilung." Und endlich machte er sich über sein Essen her und so schwiegen sie, bis sie fertig waren und zum Aufzug gingen. Thoran war noch lange nicht zufrieden, doch es war ein erster Schritt.

Fae hatte etwas zugegeben, das sie verdrängt hatte, etwas, das sie ausgeblendet hatte und langsam aber sicher kamen sie seinem Ziel näher. Er sah sein lächelndes Gesicht im Spiegel und zwinkerte sich selbst zu, als auf einmal die Menge draußen zu kreischen und die Paparazzis schreien begannen. 

„Ich schätze ihr Promi ist angekommen," sagte Thoran nur und stieg ohne die Lautstärke, die ihm beinahe das Trommelfell zerriss, zu beachten in den Aufzug ein.

Fae allerdings wollte sehen, wer gerade ankam und blieb nur einen Moment stehen, bis sie eine Stimme aus der Menge hörte. 

 „Thiago, schauen Sie zu mir, ja genau." 

Und dann sah sie in die vertrauten braunen Augen, die sie so oft gesehen hatte und zum ersten Mal seit zwei Jahren sah sie wieder das schiefe Lächeln und erst als er zu grinsen begann, konnte sie sich losreißen und stolperte in den Aufzug. Kaum das sie ihn betreten hatte, schlossen sich die Türen und Thoran sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. 

„Fae, du bist weißer als Natalias Lieblingskleid. Was ist los mit dir? Hast du einen Geist gesehen?"

Ihre Blicke trafen sich an der spiegelnden Liftwand. Sie schloss die Augen und öffnete sie dann wieder, musterte ihr Gesicht und versuchte das Zittern in ihren Knien zu ignorieren. 

„Nein. Viel schlimmer."

How to Fix a Broken HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt