Heimlich aus dem Fenster zu springen war Emmas beste Idee. Sie muss schnell nochmal zum Wochenmarkt, um erneut Äpfel zu kaufen, denn bis dieser wieder ist, ist es zu spät. Alle Stände haben schon geschlossen, trotzdem läuft sie bis fast ans Ende des Marktes nur um zu schauen, ob die alte Frau noch da ist. Leider ist auch ihr stand schon zu.
Traurig atmet Emma aus. Ihr warmer Atem sorgt dafür, dass sich Rauch vor ihrem Mund bildet. Es ist abends doch noch ganz schön kalt. Sie friert ein wenig, da sie nur ein Kleid unter ihrem Umhang trägt. Sie dreht sich enttäuscht wieder um und will gerade wieder nach Hause gehen, als sie plötzlich eine ihr bekannte Stimme hört. ››Kindchen, was machst du denn noch so spät am Abend hier?‹‹ sagt plötzlich die ältere Frau. ››Zum Glück seid Ihr noch hier. Ich brauche nochmal einen Kilo Äpfel von Euch.‹‹ bittet Emma die Frau.
››Noch einen Kilo? Was hast du denn mit so vielen Äpfeln vor?‹‹ möchte die Frau nun wissen. ››Die anderen Äpfel sind mir abhanden gekommen‹‹ gibt sie reumütig zu. Einen Moment herrscht stille zwischen den beiden. ››Meinen Stand habe ich leider schon geräumt. Ich komme nächste Woche wieder mein Kind.‹‹
››Das ist zu spät!‹‹ sagt Emma etwas lauter als geplant. ››Okay, okay. Wie wäre es mit morgen? Ich bringe sie dir vorbei.‹‹ das Lächeln auf Emmas Gesicht wird breiter. ››Vielen Dank!‹‹ Emma dreht sich um und will eigentlich gehen, als ihr einfällt, dass die ältere Dame gar nicht weiß wo sie wohnt.Emma dreht sich zurück und schaut zu der Stelle wo die ältere Frau gerade noch stand, doch sie ist spurlos verschwunden, als wäre sie nie da gewesen. Sie denkt nicht weiter über die Situation nach und macht sich auf den Weg nach Hause. Mittlerweile stürmt es sehr und es hat wieder angefangen zu schneien. Im dunklen allein durch den Wald zu laufen ist echt unheimlich, aber um nach Hause zu kommen hat sie wohl keine andere Wahl.
Nach einiger Zeit hat Emma das Gefühl sie kommt gar nicht an. Sie läuft schon mindestens eine Stunde und normalerweise läuft sie nur eine halbe. Sie hat wohl die Orientierung verloren. Der Sturm wird immer schlimmer und ihr wird immer kälter. Plötzlich hört sie ein Rascheln im Gebüsch. Emma's Beine zittern und sind wie aus Gummi, sie hat Angst. Das Rascheln wird immer lauter und kommt immer näher. Sie hält ihren Atem an als sie auf ein mal eine bekannte Stimme hört. ››Emma!‹‹ es ist ihre Mutter Snow. Sie hat eine Fackel in der Hand, die bei dem Sturm schon fast droht aus zu gehen. Nun ist es nicht mehr so stockdunkel.
››Gott Emma wir haben uns Sorgen gemacht! Durch den Schnee war es fast unmöglich deine Spur lesen zu können, aber ich bin erleichtert, dass ich dich gefunden habe.‹‹ sagt sie und umarmt ihre Tochter, als wäre vorhin nichts gewesen. Emma sagt nichts zu dieser Situation, sie schweigt, ist aber innerlich dankbar, dass ihre Eltern sie gesucht haben. Sie wäre wahrscheinlich im Wald erfroren, wenn sie hier noch weiter herumgeirrt wäre. Sie, ihre Eltern und die Zwerge welche anscheinend auch geholfen haben sie zu suchen, laufen nach Hause zu ihrer Hütte tief im Wald wo sie sich erst mal ein wenig am Kamin aufwärmt. ››Die Sache von vorhin tut mir wirklich leid Emma. Wir..ich habe wirklich etwas übertrieben. Und ja es ist Jahre her, aber du siehst ja, dass Regina immer noch nachtragend ist. Sie wird erst aufhören, wenn sie mich tot sieht.‹‹ sie streicht ihrer Tochter eine blonde Haarsträhne hinters Ohr nachdem sie ihr einen heißen Kräutertee gemacht hat.
››Mom? Es tut mir leid. Das was ich vorhin gesagt habe..‹‹ sie kann ihrer Mutter nicht mal in die Augen schauen. Soviel Scham fühlt sie in dieser Situation. ››Ich weiß, dass du es nicht so gemeint hast. Du warst einfach nur sehr wütend und das zurecht.‹‹ Snow schenkt ihrer Tochter ein warmes lächeln. Nun schaut Emma ihre Mutter das erste mal richtig an. Beide umarmen sich und direkt sind die Schuldgefühle weg.
Etwas später legt sich Emma schlafen, da es schon mitten in der Nacht ist und sie sehr müde ist. Sie schläft mit sehr vielen Gedanken ein, welche sich immer im Kreis drehen. Am nächsten morgen sehen ihre Gedanken nicht anders aus. Sie denkt viel an Regina und wie es wohl damals mit ihrer Mutter war. Snow redet nicht wirklich viel über diese Zeit, ihr Vater hat einfach nicht die Nähe dazu gehabt und mit der bösen Königin kann sie ja schlecht einfach mal so plaudern. Sie würde alles dafür tun, um sich mit ihr zu unterhalten aber Regina kennt sie gar nicht.
Sie weiß, dass Emma existiert, aber ihre Eltern haben sie Jahre lang ganz tief im Wald versteckt. Sie sind öfter umgezogen, damit sie sicher sein konnten, dass Regina sie niemals findet. Emma musste ihre Eltern Jahre lang anbetteln, um mal raus gehen zu dürfen. Wie in die Stadt oder an andere Plätze als nur ihre Hütte und deren kleinen Garten. Sie hat die böse Königin noch nicht einmal zu Gesicht bekommen. Sie ist in ihrem eigenen zu Hause eingesperrt und Emma hasst das, sie will raus, Dinge erleben, Leute kennenlernen, irgendwas interessantes machen.
Wie sie es sich schon gedacht hat sind ihre Eltern schon wieder unterwegs. Sie versuchen schon seit Emma denken kann die böse Königin aufzuhalten. Die beiden sind immer unterwegs und versuchen Mittel und Wege zu finden, um die Königin zu vernichten. In einem anderen Leben wäre sie einfach Prinzessin; sie würde teuere Kleider tragen, auf Bälle gehen, ein riesen großes Schlafzimmer haben und einen Begehbaren Kleiderschrank besitzen.
Aber in diesem Leben kann sie froh sein, wenn sie Kleidung hat und dass es genug Feuerholz für den Kamin gibt. Diese Gedanken und noch viele weitere kreisen Emma seit einer halben Ewigkeit in ihrem Kopf. Wie aus dem nichts wird Emma aus ihren Gedanken gerissen, als es plötzlich an der Tür klopft. Sie geht sofort hin, findet aber niemanden vor, außer einen Korb voll gefüllt mit blutroten Äpfeln. Wie sollte die alte, gebrechliche Dame die Äpfel bei ihr abgeladen, danach noch geklopft haben und dann verschwunden sein? Vielleicht war das Klopfen eine Einbildung und die Äpfel stehen schon länger vor der Tür, aber Emma war sich so sicher.
Sie denkt nicht weiter darüber nach, nimmt den Korb und stellt diesen in die Küche. Sie nimmt einen der Äpfel in die Hand und beißt genüsslich hinein, ohne auch nur einen Gedanken an ihre Mutter zu verschwenden. Wenn sie Emma so sehen würde, wäre ihre Reaktion nicht sonderlich erfreut. Der Apfel schmeckt perfekt; süß aber auch leicht säuerlich. Sie macht sich sofort dran die Äpfel zu verarbeiten, muss aber feststellen, dass ihr eine Zutat fehlt.
Wie konnte sie nur die wichtigste Zutat vergessen? Die Walnüsse! Jetzt zu dieser Jahreszeit wird sie unmöglich welche zufällig im Wald finden. Der Markt ist erst wieder am Mittwoch, doch das Rezept schmeckt so viel besser mit ihnen. Denkt sie zumindest. Sie hat vorher noch nie Äpfel verarbeitet, aber in ihrer Vorstellung passt es hervorragend zusammen. Emma macht sich trotzdem auf den nach draußen in der Hoffnung sie kann irgendwo welche herbekommen. Eine leichte Schneedecke überzieht den Boden. An einigen Stellen liegt mehr, an anderen kaum etwas. Die Sonne scheint und Emma genießt diese erneut. Sie läuft in die Stadt und trifft auf ein paar Menschen, die sie anspricht, aber niemand von ihnen kann ihr weiterhelfen.
Die Zwerge kann sie nicht fragen, die würden das sofort ihrer Mutter mitteilen. Sie muss sowieso gewaltig aufpassen mit wem sie redet, denn viele der Leute im Zauberwald sind mit ihren Eltern befreundet und wenn diese mitbekommen, dass sie außerhalb der Zeit draußen ist, in welcher sie es eigentlich darf, würde sie sicherlich nirgendwo mehr hingehen dürfen. Emma entscheidet sich nach Hause zu gehen, da es zwecklos ist weiterzusuchen. Auf dem Weg dahin sieht sie einen älteren Mann, der anscheinend Probleme mit seinem Holzwagen hat. Er sieht aus wie ein Pendler der verschiedene Dinge auf seinem Wagen verkauft.
Sie geht zu ihm hin und schaut sich das Ganze erst mal von weiter weg an. ››Braucht Ihr Hilfe?‹‹ fragt Emma den älteren Herrn nett. ››Oh ja bitte. Mein Reifen ist leider zwischen zwei Wurzeln stecken geblieben.‹‹ beantwortet er die Frage. Sofort schaut sich Emma die Situation genauer an und hilft dem alten Mann. Gemeinsam heben sie die alte Karre vorsichtig an und schieben gleichzeitig, bis das Wagenrat weit genug von der Wurzel weg ist. Plötzlich kullert eine Walnuss von dem Wagen. Emma hebt die einzelne Nuss auf. ››Habt Ihr noch mehr davon?‹‹ möchte sie wissen. Der Mann nimmt das Tuch vom Holzwagen herunter und sie sieht ganz viele verschiedene Nüsse, Obst und Gemüse Sorten.
››Kann ich Euch welche davon abkaufen?‹‹ fragt Emma ganz interessiert. ››Ich schenke sie dir. Als dank, dass du mir geholfen hast.‹‹ lacht der alte Mann mit Freude und man sieht ihm seine Dankbarkeit an. ››Vielen Dank!‹‹ Emma hatte die Hoffnung wirklich schon aufgegeben. ››Nimm dir so viel wie du brauchst‹‹
Sie nimmt zehn Walnüsse und bedankt sich nochmal herzlich, bevor sie sich auf den Heimweg macht. Nun kann sie zum Glück ihr Rezept vollständig zubereiten.[Yey mein zweites Kapitel ☺️ Ich hoffe euch hat es gefallen 🫶🏼]
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Trust Me
RomanceEinige würden sie als jung, dumm und naiv bezeichnen. Vielleicht stimmt es auch, aber Emma ist sich sicher. Die böse Königin ist gar nicht so böse, sie wurde nur all die Jahre falsch verstanden. Während der Rest des Zauberwalds Angst vor der bösen...