Cassandra lag wach in dem kleinen ungemütlichen Bett. Levi sass angelehnt am Kopfende auf dem Boden. Er wollte nichts riskieren.
Es währe nicht das erste Mal, dass jemand auf unerklärliche Weise aus den Zimmern verschwunden währe.
Levi dachte über das Gespräch mit Thorsten nach. Er weigerte sich, ihn als den Vater von Cass zu bezeichnen. Dennoch war Thorstens Angst real gewesen, als er von der ausgehenden Gefahr gesprochen hatte. Was konnte nur in diesem Buch stehen, das ihr Leben gefährden würde.
Auch Cassandra war nervös. Zu nervös, als das sie ein Auge hätte schliessen können. Was währe, wenn in diesem Buch etwas über sie stehen würde. Etwas das klar machte, das sie nicht komplett ehrlich gewesen war.
Schliesslich setzte sie sich auf und lehnte sich an die Mauer.
"Kannst du nicht schlafen?" Levis Stimme war ruhig. Cassy klang eher bedrückt. "Nein."
Levi seufzte: "Morgen um diese Zeit schlafen wir in einer Taverne oben in Stohess."
"Es liegt nicht an der Taverne. Es liegt an dem Buch." Cassandra atmete tief durch. Sie dachte an den Moment am Fusse der Treppe und sprach drauf los.
"Was ist, wenn dort etwas drin steht.... Etwas, was ich vielleicht schon..."
Levi zischte "Hör auf!" Cassy erschrak derart, dass er spürte wie sich das Bett bewegte.
Es tat ihm Leid, aber er durfte es nicht hören. Er selbst hatte schon über diese Möglichkeit nach gedacht und erinnerte sich gut an Erwins Worte.
Solange er keine konkreten Fakten hatte, konnte er schweigen und sie somit beschützen."Es ist dein Buch" begann Levi in dem gleichen ruhigem Ton. "Also ist es auch deine Entscheidung ob du es behältst oder abgibst."
Cassy war verwirrt. "Aber der Kommandant hat uns extra auf diese Mission geschickt um es zu erhalten." "Der Kommandant hat uns aufgetragen es zu FINDEN. Mehr nicht."
Cassandra atmete tief durch um sich zu beruhigen. Würde Kommandant Erwin das tatsächlich respektieren? Sie war sich jedenfalls nicht sicher.
Levi hatte die ganze Nacht kein Auge zu gemacht. Eher früher als später würden die 2 von gestern mit ihren Freunden wieder auftauchen. Wenn sie Glück hatten, währen sie dann schon wieder auf dem Rückweg. Doch etwas in ihm bezweifelte es.
Cass schlief tief und fest und er hatte sich entschieden sie noch etwas schlafen zu lassen. Denn von ihrem Zimmer konnte er beobachten wie Thorsten das Haus verlassen hatte, aber noch nicht zurück war.
Es dauerte eine Stunde, bis Thorsten zurück zu seinem Haus schlurfte.
Augenblicklich ging er zurück zum Bett um Cass zu wecken. Sie hatte so unruhig geschlafen, dass ihre lange dicke Kastanienfarbene Mähne in einzelnen Strähnen im Bett wild verteilt lag. Auf der ehemals weissen Bettwäsche hob sich der leichte Rotton ihn ihnen derart ab, dass sie fast rötlich wirkten.
Am liebsten hätte er ihr sanft über die Wange gestrichen. Entschied sich jedoch schlussendlich sie an der Schulter wach zu rütteln.
Langsam öffnete sie ihre Augen und sah zu Levi auf, der mit einer undurchdringbaren Miene vor ihr stand. "Es ist Zeit." sagte er und drehte ihr den Rücken zu während er aus dem Fenster blickte.
Cassandra nickte und sprang aus dem Bett. Sie beeilte sich um nicht nötig Zeit verstreichen zu lassen. Dann ging sie zur Tür voraus, die Treppe hinunter und raus aus dem Haus. Levi folgte ihr wortlos. Cassandra hatte gerade die Treppe erreicht, als sie ihren Vater an der oberen Tür erkannte. Lächelnd wollte sie gerade die Stufen hinauf steigen, als eine Stimme sie erstarren lies.
"Das ist also deine Kleine Thorsten? Sie ist viel hübscher als du sie beschrieben hast.
Ja ich denke damit sind wir quitt." Cassy glaubte nicht was sie hörte, als sie den verzweifelten Gesichtsausdruck ihres Vaters sah und zu der Seitenstrasse schwenkte, aus die die Stimme kam.
Ein grosser blonder muskulöser Mann trat aus dem Schatten und leckte sich ekelhaft über die Lippen als er Cassys Blick erwiderte. Cassandra hatte keinen Blick dafür, aber Levi erkannte 2 bekannte Gesichter die hinter ihm standen. Insgesamt zählte er 6. Zu viele um sie alle in einem offenen Kampf sicher überwältigen zu können.
Levi packte Cassandra am Arm und zog sie hinauf zu Thorsten.
Nachdem er Cassy in das Haus gedrückt hatte griff er Thorsten wirsch am Kragen und warf ihn hinterher. Dann schloss er die Tür und ging ihre Chancen durch.
Cassandra war ausser sich. Sie schrie und schlug nach ihrem Vater als er sie beruhigend in den Arm nehmen wollte. "Fass mich nicht an!" fauchte sie und stiess ihn zurück.
"Die Tür wird sie nicht lange aufhalten." Levi lehnte sich gegen die Tür. Dabei wünschte er sich nichts sehnlicher als diesem Stück Scheisse das Hirn raus zu prügeln.
"Wo ist das Buch?" Cassy fauchte immer noch. Erste Schläge trafen die Tür, die direkt unter ihnen zu bersten drohte. Die steigende Wut begann ihr Denkvermögen zu vernebeln.
Sie schritt Wut entbrannt auf Levi zu. "Ich kümmere mich um die Tür. Mach mit ihm was du willst, aber wir brauchen das Buch."
Levi sah sie irritiert an. Wenn er schon Mühe hatte die Tür zu halten, hatte sie gar keine Chance.
Ein komisches Gefühl stieg in ihm auf und er war sich plötzlich sicher, dass er gar nicht wissen wollte, wie sie es schaffte. Er machte wortlos Platz.
Cassys Wut half ihr mehr denn je ihre Verdichtung zu kontrollieren. Sie setzte sie diesmal nicht nur Körpernahe ein wie sonst. Sie legte ihre Hände an das Holz und schuf zum ersten Mal eine breite Ebene die die Tür abdeckte und sie stabilisierte.
Levi schritt auf Thorsten zu und schlug ihm herb ins Gesicht. Thorsten stürzte direkt zu Boden, doch Levi war noch nicht fertig mit ihm. Er trat noch mehrfach hinterher, ehe er ihn am Kragen auf die Beine zog "Wo ist das beschissene Buch Abschaum?" knurrte er ihn an.
Thorsten wies auf eine lockere Wandverkleidung und Levi lies bedauernd von ihm ab.
Er bog die Verschalung beiseite und zog ein altes dünnes kleines Leder gebundenes Buch hinaus.
Es war die ganze Zeit hier gewesen.
Dieses miese Schwein musste die Extrazeit genutzt haben um Cass an diese Bastarde vor der Tür zu verticken.
Levi fiel es schwer sich zu beherrschen. Egal wie viel Freude er dabei hatte diesem Stück Scheisse den Arsch auf zu reissen. Sie mussten hier weg.
Die Fenster waren aber viel zu klein um durch sie hindurch zu schlüpfen.
Als er verstand, das es nur die Tür gab, zog er sein Messer.
"Die Treppe ist nur breit genug für 2. Zögere nicht und schalte deinen Gegner so schnell aus wie möglich. Zum rumspielen haben wir keine Zeit."
Cassandra warf ihm einen Schulterblick zu. Als Levi neben ihr stand änderte sich sein Tonfall: "Geh keine unnötigen Risiken ein." sagte er fast sanft, während er ihr bedeutsam in die Augen blickte.
Cassandra warf ihm einen wütenden Blick zu und nickte stumm. Sie kochte immer noch vor Wut. Dann trat von der Tür zurück, zog ihr Messer und stellte sich wie Levi dicht an die Wand.
Diesmal würde sie niemand aus der Grube ziehen müssen.
Das Schloss brach und die Tür flog, durch die Wucht des Trittes fast aus den Angeln.
Cassandra wartete angespannt. Ihr Vater lag noch immer mittig im Raum und bot die perfekte Ablenkung. Sie liessen den ersten eintreten und stürzten sich auf ihn, als der Zweite in der Tür stand. Cassandra hatte ihren Gegner in die Kniekehle getreten. Als er auf die Knie sank, hatte sie leichtes Spiel. Sie schwang herum um Levi zu helfen, doch dieser hatte nicht nur seinen Gegner überwältigt. Er war auch schon auf der Treppe und stellte sich dem nächsten.
Cassy zögerte nicht. Sie folgte ihm, tauchte unter seinem Arm durch, mit dem er gerade einen Schlag parierte und platzierte ihr Messer direkt im Bauch des blonden, der sie gestern an der Treppe abgefangen hatte.
Cassandra drosselte ihr Tempo nicht. Sie huschte an dem nächsten Gegner vorbei und lief weiter den 5, dem triefenden Schwarzhaarigen zu. Der 4te von ihnen drehte sich verwundert Cassy hinterher und vergas dabei auf Levi zu achten.
Dieser trat ihn sein Knie in den Magen, packte ihn und warf ihn die Stufen hinunter ehe er langsam die Treppe hinunter schritt.
"Das reicht jetzt." sagte er ernst und Cassandra stoppte nur wenige Meter entfernt von den letzten beiden. Er würde sie nicht rechtzeitig erreichen, ehe sie sich 2 Gegnern gleichzeitig stellen würde.
Levi blickte kühl in das Gesicht des grossen Blonden.
"Ich habe euch schon gestern gesagt, dass sie nicht euer Spielzeug ist... und jetzt macht den Weg frei." Cassandra war wie im Rausch. Angespannt und vollgepumpt mit Adrenalin stand sie still, bis Levi sie erreicht hatte. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter und spürte, wie ihr Körper vor Rage zitterte.
Er war schon dabei mit einem Tuch das Blut von seinem Messer zu wischen, als er an den beiden restlichen wortlos vorbei ging. Panik lag in ihren Augen. Wahrscheinlich waren sie es nicht gewohnt, dass sich ihre Opfer derart zur Wehr setzten.
Cassandra folgte Levi wortlos, jedoch versteckte sie ihre Vorsicht nicht und wagte es kaum ihren Blick von ihnen abzuwenden. Erst als sie mehrere Schritt von ihnen entfernt war blickte sie auf Levi der vor ihr ging.
"Vorsicht!" Thorsten hatte sich über das Treppengeländer gebeugt so laut gerufen wie er konnte.
Cassy und Levi drehten sich beide schockiert um. Der grosse Blonde knurrte mit finsteren Gesichtsausdruck: "Dafür wirst du bezahlen."
Cassandra riss die Augen auf, als sie die Waffe in seiner Hand sah. Sie drehte sich zu Levi um, der ein paar Schritte weiter vor ihr stand. Auch er sah schockiert aus.
Cassandra vermutete, das die Kugel nicht für sie bestimmt war. Er wollte sich an Levi rächen und würde sie anschliessend mitnehmen.
Ob sie auch eine Kugel aufhalten konnte? Sie hatte keine Zeit um nach zu denken. Stattdessen lief sie auf Levi zu. Er hätte erst Recht keine Chance.
Levi lief so schnell er konnte um Cass zu erreichen. Er würde sie aus der Schussbahn werfen und sich auf das verdammte Stück Scheisse stürzen.
Er hatte sie fast erreicht, als ein lauter Knall die Stille zerriss und Cass ins stolpern kam.
Verzweiflung breitete sich in ihm aus, als sie kraftlos in seine Arme stürzte. Auf einen Schlag, war sein Plan nicht mehr wichtig. Vorsichtig hielt er sie und setzte sie auf den Boden. Er stützte ihren Rücken mit seinem Arm und suchte mit der zweiten nach der Austrittswunde. Es lief ihm eiskalt den Rücken herunter, als er warmes Blut über seinen Arm hinab rinnen spürte.
Das konnte doch alles nicht wahr sein! Wieso war das passiert. Wieso hatte sie nicht einfach aus dem Weg gehen können.
Der Schuss hatte auch die letzten Anwesenden aufgeschreckt und so stürmten schnell die ersten Schaulustigen auf die Strasse. Der blonde Anführer packte seinen verbleibenden Schläger am Arm und türmte mit ihm durch die nächste Gasse.
Cassandra wurde schwindelig. Das Geschoss hatte sie irgendwo im oberen Rücken getroffen. Wo genau konnte sie nicht sagen. Auch nicht, ob sie es überhaupt geschafft hatte, es irgendwie zu verlangsamen. Sie sah zu Levi auf, der sie mit aufgerissenen Augen in seinen Armen hielt.
Cassy lächelte ihn schwach an. "Es tut mir Leid. Ich habs nicht geschafft."
Levi sah geschockt und verwirrt zugleich zu ihr hinunter, als sie in seinen Armen das Bewusstsein verlor.
DU LIEST GERADE
Weil du es verdient hast Staffel 0 // A Levi Love Story
FanfictionCassandra ist 14 als sie sich entschliesst, ihren Vater zu verlassen und die Rekrutenschule zu besuchen. Mit dem Aufklärungstrupp als klares Ziel vor Augen, pfeift sie mit 17 auf den Status der Jahrgangsbesten und wählt zur Verwunderung der anderen...