Bei Mondenschein

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Es war schon Mitternacht, als Levi sich endlich entschied nach Cass zu sehen. 
Sie würde zwar schlafen, aber er würde sowieso auf Abstand bleiben.

Er hatte gerade die Tür geöffnet und einen Schritt heraus gemacht, als Cass auf dem Weg zur Treppe fast in ihn hinein lief.
Sie blickte ihn mit einem Ausdruck von Panik an, während sie wild an ihrem Hemdkragen zog.
Levi verstand sofort. Er griff nach ihrer Hand und lief mit ihr die Stufen hinauf, auf das grosse Flachdach der Hauptburg. 
Von hier konnte man über die Kasernenmauern hinaus blicken.
Cassy lief von der Tür in die Mitte des grossen Flachdaches. Dann blieb sie stehen und sank erschöpft auf die Knie. Sie fühlte die kalte frische Luft und nahm ein paar tiefe Atemzüge. 

Levi blieb an der Tür stehen und bemerkte erst jetzt, dass sie barfuss und im dünnen Nachthemd hinaus in die Weite blickte. Das weisse lange Hemd leuchtete fast im hellen Vollmondlicht und lies hier und da ihre Konturen durchscheinen. Der Anblick fesselte ihn, wie sich ihre langen wilden Haare über ihren Rücken ausbreiteten. Im Glanz des schwachen Lichtes schienen sie gänzlich schwarz zu sein. Doch hier und da kitzelte das schwache Mondlicht einen einzigartigen braunroten Ton heraus.
"Geht es wieder?" Er blieb immer noch stehen.
Cassy sprach nicht, aber er sah wie die wilde lange Kastanienmähne nickend wippte. 
Er überlegte gerade ob er sie allein lassen sollte, als Cassy zu ihm sprach: 
"Bleibst du bei mir? Ich glaub ich kann grad nicht alleine sein."
"Warte einen Moment. Es ist beschissen kalt." Solche Beklemmungsgefühle waren in der Unterstadt nicht selten. Wenn er sie richtig einschätzte, würde sie nicht so schnell wieder gehen wollen.  Er ging die Stufen hinunter und holte etwas um sie warm zu halten. 
Als er sie in die Decke wickelte, zitterte bereits. Wortlos setzte er sich zu ihr und blickte ebenfalls über die Kasernenmauern hinaus. Er würde versuchen sie dieses mal nicht unter Druck zu setzten. 
Cassy atmete schwer, aber weinen konnte sie nicht mehr. Der Druck auf ihrer Brust hatte sich etwas gelegt. Aber er war nicht gänzlich verschwunden.

"Ich weiss nicht ob ich so weiter machen kann." sagte sie ruhig. Ihre Mutter hatte Recht. Sie konnte nicht in völliger Angst und Misstrauen leben. Sie brauchte Menschen, denen sie vertrauen konnte. Doch bevor sie über ihre Gabe sprechen wollte musste sie wissen, wie er zu ihr stand. Würde er sie wirklich mögen; was sie inständig hoffte; dann würde sie ihm davon erzählen.
Levi sah sie überrascht an. Selbst wenn sie wollte. Sie konnte nicht mehr gehen missverstand er sie.
Auch Cassy sah zu ihm herüber und musterte ihn eindringlich.
"Stimmt es, was du in der Kutsche zu mir gesagt hast?"
Levi erstarrte. Er hatte zahlreiche Dinge zu ihr gesagt und auf vieles davon wollte er nicht antworten.
Er stellte eine Gegenfrage.
"Wieso hast du dich für mich in eine Kugel geworfen?"
Cassy lächelte. Sie hätte zahlreiche Ausreden nennen können, die alle mehr oder minder plausibel waren. Aber sie wollte nicht mehr. Die zwei Herzen in ihrer Brust zerrten an ihr, wie eine Kerze die an beiden Enden angezündet wurde. 
"Weil ich nicht wollte das du verletzt wirst." sagte sie während sie auf die grünen Felder hinaus blickte. Sie hatte gehofft die Kugel aufhalten zu können. Aber daran geglaubt hatte sie nicht.
"Wieso nicht?" Diese Antwort reichte ihm noch nicht. 
"Ich weiss nicht." flüsterte Cassy leicht errötet. Sie fluchte innerlich. Sie wollte doch ehrlich sein. Sie fasste ein letztes Mal Mut bevor sie weitersprach. Sie begann mit einem kleinen kichern. 

"Mein Vater hat nicht viel von dir gehalten." Wie Ironisch dachte sie.
"Als ich dich das erste mal in der Kaserne gesehen habe, hatte ich Angst vor dir. Du warst so kalt, dass ich dachte, du würdest nicht zögern mich der Militärpolizei zu übergeben."
Sie lächelte entschuldigend zu ihm herüber. "Ich habe sogar Petra über dich befragt."
Levi blickte stumm voraus. Er verzog keine Miene
"Am Abend des Vorfalls ist es mir das erste Mal aufgefallen." Er warf ihr einen Seitenblick zu.
Sie sah verträumt in die ferne, während sie sprach.
"Du warst verständnisvoll und überraschend nett. Jedenfalls bis du meintest ich solle dir folgen. Es war, als hätte man einen Schalter umgelegt und ich verstand, dass alles nur Fassade war. 
Du hättest mich einfach im Lazarett abliefern können, ohne gross mit mir zu sprechen.
Aber du nahmst dir die Zeit, mir zuzuhören.

Weil du es verdient hast Staffel 0 // A Levi Love StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt