Kapitel 15

113 3 0
                                    

Ich wache auf. Alleine. Wo ist Emir? Ich gehe langsam in die Küche, da dort die Geräusche herkommen. „Guten Morgen Sonnenschein.", „Was macht ihr denn hier?", ich sah Dardan und Granit geschockt an. „Emir hat uns eingeladen. Wir wollen heute raus und später das Spiel schauen.", erklärt mir Granit. „Ah oke.", sagte ich verschlafen während ich mein Top und meine Shorts richte. Ich gehe ohne ein Wort zu sagen ins Badezimmer und mache mich fertig.

Frisch und etwas motivierter gehe ich ins Wohnzimmer. „Was passiert heute so.", frage ich in die Runde. „Also eigentlich wollten wir Bowlen gehen, wenn du kein Problem damit hast.", klärt Emir mich auf. Hört sich doch gut an. Ich nicke nur und lasse mich auf die Couch fallen. Ich sehe Dardan kurz an, der direkt neben mir sitzt. Er wirft mir einen Blick zu, der mir deutlich machen soll, dass er mit mir reden möchte. Also hole ich mein Handy raus.
E: „Was los?"
D: „Ist alles gut?"
E: „Ja, warum sollte nicht alles gut sein."
D: „Du wolltest gestern unbedingt nicht, dass ihr heute zu mir kommt. Hab ich was falsch gemacht?"
E: „Nein Dardan, du hast nichts falsch gemacht. Es ist nur, ich will deiner Mutter keine Umstände machen."
D: „Was redest du. Sie würde sich sogar freuen dich zu sehen. Komm bitte mit."
E: „Ich will nicht, dass sie denkt es wäre etwas zwischen uns. Und das macht den Anschein, wenn ich so oft zu euch rüber komme."
D: „Wäre das so schlimm für dich, wenn das andere denken?"
E: „Nein eigentlich nicht, aber nicht deine Mutter. Ich will nicht, dass sie sich Hoffnungen macht."
D: „Hab ich also gar keine Chance bei dir?"
Ich sehe ihn kurz an. Er mich auch. Unsere Auge sprechen Bände, aber wir sagen uns nichts davon.
E: „Dardan bitte."
D: „Okey okey, es war wirklich nur als Witz gemeint. Auch wenn ich kein Problem damit hätte."
Ich verdrehe meine Augen.
E: „Ich komme trotzdem nicht mit. Ein anderes Mal vielleicht."
D: „Soll ich dann mit dir bleiben?"
E: „Ne, brauchst du nicht."
Ich weiß, dass er gerade widersprechen wollte, als Granit und Emir uns lachend angucken. „Schreibt ihr gerade etwa miteinander?", beide brechen in Gelächter aus. Omg ist das unangenehm. „Nein!", sagen wir beide gleichzeitig und fangen auch an zu lachen, da es sowieso so auffällig war.

Mittlerweile sind wir beim Bowlen. Ehrlich gesagt war ich noch nie Bowlen. Ich hatte nie Freunde, mit denen man sowas unternehmen konnte. Trotzdem schlage ich mich ganz gut, also finde ich zumindest. „Ermira Schwesterherz du bist echt katastrophal.", „Emir sei einfach leise.", versuche ich mich rauszureden. „Soll ich dir mal zeigen, wie du das besser machst?", bietet Granit mir an. „Klar gerne.", ich freue mich. Granit und ich gehen nach vorne an die Bahn. Er erklärt mir wirklich echt gut, was ich besser machen kann und zeigt es mir vor. Es ist gar nicht, wie in diesen Filmen, wo der Mann sich immer an jemanden ranmacht, während er es erklärt. Ich bin Granit echt dankbar. Und zum ersten Mal schaffe ich einen Strike. Ich war außer mir vor Freunde. Ich laufe auf Granit zu und umarme ihn. „Omg dankeeee! Du bist der beste.", bedanke ich mich. Es sind so kleine Dinge im Alltag, die mich glücklich machen. Wegen meiner familiären Lage haben wir nicht oft zusammen was gemacht oder so Ausflüge gemacht. Ich habe das Gefühl, dass mir ein Teil meiner Kindheit bzw. meiner Jugend fehlt. Und diese Leere hat sich heute geschlossen gefühlt.

Ich habe schon bemerkt, dass Dardan uns leicht lächelnd aber auch bedrückt zugesehen hat. Ich hätte es vielleicht nicht getan, wenn ich bei völligen Verstand gewesen wäre, aber ich habe mich in dem Moment so gefreut. Ich setzte mich zu Dardan. „Hast du das gesehen?", völlig außer mir rüttle ich ihn dabei, damit er sich auch mal für mich freut. „Ja das habe ich, hast du toll gemacht.", sagt er und lächelt mich so zuckersüß an. Man sieht ihm seine Freunde wirklich an. Seine Augen leuchten mit seinem Lächeln. „Jetzt kann ich beruhigt sterben. Ich habe einen Strike geschafft.", Emir und Dardan schlagen mir beide auf den jeweiligen Arm und machen mir klar, dass ich nicht so reden soll.

Ich habe zwar nicht gewonnen, aber für mich war es einer der schönste Tage meines Lebens, nach dem Kirmesbesuch mit Dardan. Wir wollten eigentlich noch was essen gehen, aber es war schon spät und die Jungs würden das Spiel sonst verpassen. Sie haben beschlossen das Essen nach Hause zu bestellen. Da ich ja nicht mitgehe, koche ich mir einfach was. Die Jungs wollten mich erstmal nicht alleine gehen lassen, haben aber nachgegeben. Zuhause angekommen, gehe ich direkt in die Küche. Ich habe so Hunger. Ich wollte gerade eine Pfanne rausholen, als mein Handy aufblinkt. Wer könnte es sein, außer Dardan. „Ich hab dir was zu essen bestellt, Koch nichts." Der Typ ist nicht mehr normal. „Warum machst du sowas?", frage ich ihn.
D: „War ein anstrengender Tag. Musst jetzt nicht extra noch kochen, während wir alle bestellen."
E: „Danke, wäre aber nicht nötig gewesen."
D: „Doch doch, mache ich gerne."
D: „Ach und du sahst heute sehr gut aus. Solltest öfters lächeln."
Lächelnd wie ein Honigkuchenpferd schaue ich auf seine Nachricht. Wie kann man ihn nicht lieben.
E: „Danke. Und wie läuft das Spiel?"
D: „Bis jetzt noch nicht viel passiert. Was machst du so?"
E: „Nichts richtig langweilig."
D: „Soll ich dich holen kommen?"
E: „Nein nein. Schaut das Spiel in Ruhe. Ich sterbe schon nicht."
D: „Hast du Angst alleine?"
E: „Nein warum sollte ich?"
D: „Einbrecher, killer, stalker. Was weiß ich."
E: „Neeee. Ganz entspannt hier."
D: „Hab voll vergessen dir das zu sagen. Wir haben morgen eine Spendengala, zu der wir als Unternehmen hin müssen. Du, als meine Sekretärin, musst mit."
E: „Ich hab kein Kleid. Warum sagst du mir das erst jetzt?"
D: „Weil es mir erst jetzt eingefallen ist."
E: „Ja und"
D: „Das mit dem Kleid regeln wir schon."
Ich antworte nicht mehr und laufe zu meinem Kleiderschrank. Was mache ich jetzt? Ich habe kein Kleid. Online shoppen macht keinen Sinn. Dafür bleibt keine Zeit. Ich muss morgen in die Stadt. Hab ich wenigstens Schuhe? Ich schaue nach und finde paar schöne. Die müssten so ziemlich zu jedem Kleid passen.

Ich liege jetzt schon seit 2-3h in meinem Bett und lese ein Buch. Es ist Stock dunkel draußen. Nur meine Nachttischlampe beleuchtet das Zimmer. Plötzlich höre ich ein Klopfen an meiner Tür. Ich lege mein Buch zur Seite und warte darauf, dass es nochmal klopft, da ich hoffe mich verhört zu haben. Es klopft wieder. Langsam bekomme ich Angst, weil Emir bei Dardan oder Granit schlafen wollte. Ich gehe langsam Richtung Tür. Es klopft wieder. Wer klopft um 00 Uhr an fremde Türen, außer Killer. Ich mache halt in der Küche und nehme mir ein Messer. Mit dem Messer bewaffnet gehe ich Richtung Tür, an der es nochmal klopft. Ich verstecke mein Messer hinter der Tür und öffne diese einen Spalt. Gerade als ich mein Messer raushole, kommt mir Dardan entgegen. „Alter, wolltest du mich abstechen?", er sieht mich erschrocken an. „Was klopfst du mitten in der Nacht an meiner Tür? Was erwartest du?", versuche ich ihm die Schuld zu geben. Er nimmt mir das Messer langsam aus der Hand. Mein Puls ist auf 180. Das war gerade zu viel für mich.

Wir gehen zusammen Richtung Wohnzimmer und setzten uns auf die Couch.
D: „Gehts dir gut?"
E: „Abgesehen davon, dass ich eben dachte, dass ich sterben werde, ja mir geht's gut."
D: „Ich dachte du hast keine Angst."
E: „Hätte ich ja sagen sollen oder was. Warum bist du überhaupt hier? Wir haben 00 Uhr."
D: „Du hast nicht mehr auf meine Nachrichten und Anrufe reagiert. Ich hab mir Sorgen gemacht."
E: „Ich hätte auch einfach schlafen können."
D: „Egal. Jetzt bin ich beruhigt. Was machst du so?"
E: „War gerade am lesen. Willst du was trinken?"
D: „Ne danke. Ermira?"
E: „Ja?"
D: „Kannst du mir wenigstens eine Chance geben?"

Wieso lässt er nicht locker? Ich würde ihm gerne eine Chance geben, aber ich kann es wirklich nicht. Wenn Blerim das erfährt, ist Dardan tot.

E: „Dardan bitte. Wir haben darüber schon gespro-"
D: „Du willst mir sagen, dass du nichts für mich empfindest, und dass alles einseitig ist?"
E: „Ja."
Er kommt mir näher.
D: „Ermira, ich halte es in deiner Nähe echt nicht mehr aus, ohne zu wissen, dass du zu mir gehörst."
E: „Dann ist es besser, wenn wir den Kontakt abbrechen."
Ich halte nach dem Satz direkt die Luft an. Ich habe gesprochen, bevor ich nachgedacht habe. Das war ein Fehler.
D: „Wovor hast du Angst?"
Stille.

So nah und doch so fernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt