Kapitel 27

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Ich habe Dardan einen Brief aufs Bett gelegt und mich leise raus geschlichen. Am Park angekommen sehe ich schon Blerim. Er lächelt sofort als er mich sieht. „Also entweder bedeutet dir dieser Hund echt viel oder du hast mich sehr vermisst und kommst nicht von mir weg." Er lacht. Um ehrlich zu sein, finde ich das ganze absolut nicht lustig. Mir schlägt das Herz bis zum Hals vor Angst. Ich habe so sehr Angst vor ihm und dem was er tun könnte. „Was willst du Blerim?" „Immer mit der Ruhe. Wir haben es nicht eilig. Lass uns die Zeit zusammen genießen. Wir können spazieren." Ohne auf eine Antwort zu warten, geht er spazieren und erwartet, dass ich mitgehe. Das mache ich auch. „Lass Dardan aus der Nummer raus. Ich meins ernst." „Ich meins auch ernst. Komm wieder zu mir zurück und Dardan ist Geschichte. Ich werde ihn nie wieder belästigen." „Wir wissen beide, dass das nicht passieren wird. Findest du nicht, dass du mir genug leid angetan hast? Haben deine ganzen Manipulationen, dein Betrug und die Vergewaltigungen nicht gereicht? Kannst du dem kein Ende setzen? Willst du nicht auch jemanden, der dich wirklich liebt?" „Ach Ermira. Du wirst mich lieben. Du wirst mich anhimmeln." „Das werde ich niemals. Das weisst du." „Wenn du regelmäßig meine Bedürfnisse stillst und Dardan nichts davon erzählst, lasse ich ihn in Ruhe." „Ich soll Dardan mit dir betrügen und deine persönliche Nutte werden?" „So kann man es auch formulieren aber es klingt nicht so schön." „Aber sonst geht's dir noch gut oder?" Er kommt mir plötzlich näher und packt mich am Kinn. „Werd jetzt bloß nicht frech! Ich komme dir schon entgegen." Mir schießen die Tränen in die Augen. Ich kann das nicht tun. Es würde Dardan das Herz brechen. Aber ich kann ihn auch nicht Blerim überlassen. „Gibt es nichts anderes?" „Emira Ermira. Stellt Forderungen, obwohl du nicht in der Lage dazu bist." „Bitte Blerim." „Na gut. Wenn du mich schon so sexy anbettelst. Da du ihn nicht betrügen möchtest, können wir es anders machen. Trenn dich von ihm und komm mit mir." Ich sehe ihn geschockt an. Das kann ich nicht. „Und was wenn nicht?" „Du weißt genau was dann passiert. Du kennst mich. Der Typ ist in den nächsten 24h tot und es ist deine Schuld." Mir laufen Tränen über die Wange. Es wird Dardan verletzten. Aber besser verletzt als tot oder? Ich nicke langsam. „Super. Das freut mich doch, dass du so Kooperationsbereit bist. Pack deine Sachen. Um 17 Uhr fahren wir." Er lässt mich los und geht. Er lässt mich hier zurück, alleine. Ich kann nicht glauben, was ich gerade getan habe. Dardan wird mir das nie verzeihen. Er würde mich auch niemals mit ihm gehen lassen, um ihn zu schützen, weshalb ich es ihm nicht sagen werde.

Langsam schließe ich die Tür auf, in der Hoffnung, dass es niemand hört. Dardan steht aber natürlich direkt vor mir. „Wo warst du?!" Ich sehe ihn nicht an. Ich kann's nicht, also gehe ich gerade an ihm vorbei. Er hält mich jedoch am Arm fest. „Mira Zemer, wo warst du? Was ist los? Warum schaust du mich nicht an? Rede mit mir." Ich sehe ihn für nicht mal eine Sekunde an, bevor ich direkt wieder meinen Blick senke. Ich kann das nicht. Gerade wo ich mein Glück gefunden habe. Jetzt wo alles gut läuft. Ich liebe Dardan so sehr und genau jetzt muss ich mich trennen. Ich schüttle seine Hand ab und gehe direkt hoch ins Zimmer. Er folgt mir natürlich und sieht, dass ich meine Sachen packe. „Was machst du da?!" Keine Antwort von mir. Er wird ungeduldig. „Mira, rede mit mir. Was machst du? Was ist los mit dir?" Wieder keine Reaktion meinerseits. Er wird langsam sauer. Er packt mich am Arm und dreht mich zu sich. „Was ist los mit dir verdammte scheisse? Wo warst du?" Mir läuft eine Träne über die Wange. Ich sehe aus den Augenwinkel Dardans verwirrten Blick und es tut mir im Herzen weh ihn so zu sehen. Meinen Arm ziehe ich wieder aus seinem Griff und wische meine Träne weg. „Ich ziehe wieder zurück nach Frankfurt. War eine schöne Zeit hier, aber das war's." „Wie das war's? Mit was war's das? Warum nach Frankfurt? Woher kommt der Gedanke plötzlich? Wir lieben uns doch. Oder nicht?" „Es tut mir leid, falls ich dir was falsches signalisiert habe, aber das war's mit uns. Ich ziehe zu meinen Eltern." „Das ist jetzt nicht dein ernst oder? Was falsches signalisiert? Du hast mir gesagt, dass du mich liebst! Was kann man da falsch signalisieren? Sag's mir Mira?" Er rauft sich frustriert die Haare und sieht mich entsetzt an. Es tut mir im Herzen weh ihn so zu sehen. Aber ich muss ihn schützen. Das ist der einzige Weg. Wenn ich es ihm sagen würde, würde er direkt auf Blerim los gehen. „Ich hab mich wohl getäuscht, was meine Gefühle angeht. Du verdienst jemanden, der dich wirklich liebt." „Du liebst mich doch! Mira du kannst dich nicht täuschen. Ich hab's gesehen. Ich hab's gespürt. Ich war dabei verdammt!" „Es tut mir leid." „Hat Blerim etwas damit zu tun?" Ich schüttle den kopf. Schaue ihn dabei aber nicht an, sowie die ganze Diskussion über. Er hebt mein Kinn an und sieht, wie meine Lippe bebt. „Zemer, wenn Blerim dich irgendwie zu etwa zwingt, sag es mir. Ich finde eine Lösung." „Hör auf mich so zu nennen." Ich muss ihn jetzt verletzen, ansonsten lässt er mich nicht gehen. „Schon mal daran gedacht, dass nicht jede meiner Entscheidungen etwas mit Blerim zutun haben. Ich liebe dich einfach nicht und will nichts weiter mit dir zutun haben. Find dich damit ab." „Das kannst du mich ernst meinen. Ermira, bitte." „Lass mich jetzt in Ruhe packen. Ich will nicht mehr darüber diskutieren." Ich wende mich ihm ab und packe meine Sachen. Ich spüre seine Anwesenheit weiterhin im Raum. Kurz drehe ich mich um, um sicher zu gehen, dass er noch da ist. Als ich ihn ansehe, erkenne ich Tränen. Dardan weint. Es bricht mir das Herz, aber lieber weinend als tot.

So nah und doch so fernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt