Ermiras Sicht:
Granit wurde gestern ab einem bestimmten Zeitpunkt ganz still. Ich weiß nicht wer ihm geschrieben hat, aber es hat ihn mitgenommen.
Am nächsten Morgen machte ich mich fertig und ging in die Stadt, um mir ein neues Handy und eine neue Karte zu holen. Als ich damit fertig war, rief ich direkt Denisa an. „Hallo?" Sie erkannte meine Nummer natürlich nicht. „Hey Denisa, ich bin's." „Verarschst du mich gerade?" „Nein warum?" „junge wo warst du? Ich hab dich voll vermisst." „Ich erkläre es dir ein anderes mal, aber sei dir sicher ich hab euch auch alle vermisst." „Wo bist du?" „Ich bin mit Dardan und Granit in Kosovo. Willst du dazu kommen?" „Klar, ich nehme den nächsten Flug." „Okey bis dann."
Glücklich gehe ich nach Hause, um Granit davon zu erzählen, dass sein Schatz her kommt. Jedoch fand ich Granit und Dardan mit sehr ernsten Blicken am reden. Sobald ich den Raum betrete, werden sie ganz leise. „Was gibt's zemer?" fragt mich Dardan. Verwirrt schaue ich beide an. „Ich wollte euch eigentlich nur sagen, dass Denisa einen Flug hierher nimmt, aber was geht hier gerade ab? Warum seid ihr so leise, wenn ich reinkomme?" „Zemer das ist erstmal nichts für dich. Wir reden später darüber Okey?" Okeyyyyy? Ich nicke nur und gehe in die Küche um mir was zu trinken zu holen. Man hört aus dem Wohnzimmer nur ein leises flüstern, bevor einer von beiden mit der Faust auf den Tisch schlägt und das Haus verlässt. Es war anscheinend Granit, da Dardan zu mir in die Küche kommt. Er legt seine Arme um meine Taille und zieht mich näher zu sich. Seine Stirn legt er auf meiner ab und atmet einfach tief durch. „Was ist los shpirt?" Er schließt die Augen. „Ich erklärs dir, wenn wir mehr wissen. Momentan ist alles bisschen schwammig, da Granit selbst keine Antworten hat. Ich glaube der fliegt zurück." „Aber Denisa kommt doch jetzt. Sie könnte doch für ihn da sein." Seufzend legt er seinen Kopf in meine Halsbeuge. Leicht streiche ich ihm über den Nacken und Haare. „Ich bin froh, dass ich dich habe.", sagt er und drückt mir einen Kuss auf meine Schulter.
Der ganze Tag verlief sehr ruhig. Granit versucht immer wieder jemanden anzurufen und führte sehr viele Telefonate. Er klang teilweise sauer aber auch verzweifelt. Manchmal schrie er jemanden am Handy an. Ich weiß nicht, was er durch macht, aber das wünsche ich niemanden.
Denisa würde heute um 22 Uhr landen, da sie ein last-Minute-Flug bekommen hat. Ich fahre gleich zum Flughafen, um sie abzuholen, da die Jungs nichts davon wissen. „Zemer ich gehe kurz in die Stadt was holen." „So spät? Was brauchst du? Ich hole es schnell für dich.", bietet Dardan mir an. „Alles gut, ich treffe noch eine Cousine." Granit sieht mich plötzlich an. Hab ich was falsches gesagt? Ich ignoriere es einfach und gehe mir meine Schuhe anziehen.
Am Flughafen angekommen, warte ich auf Denisa. Als sie mich sieht, rennt sie auf mich zu und umarmt mich. „Ich hab dich so vermisst qur." Ich fange an zu lachen. „Du erzählst mir aber gleich, wo du die ganze Zeit warst." „Mache ich, keine Sorge. Aber wir müssen schnell nach Hause." „Warum?" „Irgendwas ist mit Granit. Ihm geht's nicht gut, man sieht es. Vielleicht kannst du ihm helfen." „Aber Dardan ist doch da. Wenn er uns sieht." „Er weiß es und er akzeptiert eure Beziehung." Sie sieht mich mit großen Augen an. Die dankt mir und wir machen uns schnell auf den Weg zurück.
Wir betreten das Haus und gehen Richtung Wohnzimmer, wo die Geräusche herkommen. Dardan sieht zu uns, als wir am Türrahmen stehen, doch Granit hebt den Kopf nicht. „Denisa?" Dardan scheint über ihre Ankunft verwundert zu sein. Genau in dem Moment, indem Dardan Denisas Namen ausspricht, schießt Granits Kopf in die Höhe. Als er sie sieht, wird sein Blick weicher, fast schon traurig, bevor er auf sie zuläuft und sie umarmt. Ich höre nur ein leises ,Alles wird gut Jet' von Denisa, während sie seinen Nacken auf und ab streichelt. Langsam gehe ich zu Dardan und ziehe ihn an seiner Hand aus dem Raum. „Lassen wir die beiden mal alleine." Er nickt und folgt mir ins Zimmer.
„Kannst du mir vielleicht jetzt sagen, was passiert ist? Ich bin irgendwie voll verwirrt.", frage ich Dardan, während sein Kopf auf meinem Schoß liegt. Langsam schließt er seine Augen und nimmt tief Luft. Er dreht sich auf den Rücken, sodass er mich besser sehen kann. Mit meiner einen Hand streichle ich ihm weiter durch die Haare. „Granit hat von seiner Mutter erfahren oder besser gesagt von seinem Opa, dass er eigentlich eine Schwester gehabt hätte." „Wie? Du meintest doch er hätte keine." „Ja das dachten wir alle. Damals waren wohl Granit und seine Eltern in der Kriegszeit in Kosovo, um seinen Großeltern zu helfen. Sie waren aber gegen seine Mutter und die Beziehung der Eltern, weil sie eine andere Frau für seinen Vater wollten. Granit war damals ein Jahr alt oder so. Seine Mutter war schwanger. Es sollte ein Mädchen sein. Als die Großeltern erfahren haben, dass sie schwanger ist haben sie alles versucht, damit sie das Kind verliert. Das hat sie aber nicht. Nachdem sie es auf die Welt gebracht hat, haben sie es ihr weggenommen und ich weiß nicht wohin gebracht. Vielleicht auch ausgesetzt. Es war Krieg. Granit haben sie den beiden gelassen, da er ein Sohn und somit ein Erbe ist, der den Namen weiter geben könnte, auch wenn er von einer, wie die sie nannten, schlampe war. Die Tochter haben die denen weggenommen, da sie nicht noch eine ‚Schande' wollten, die keinerlei Funktion für die Familie hatte. Danach wurden seine Eltern aus dem Haus geschmissen und jeglicher Kontakt abgebrochen. Sie haben ihren eigenen Sohn verstoßen, nur weil er sich verliebt hat. Und Granit kommt jetzt nicht damit klar, 1. was für Menschen das sind, 2. dass er eine Schwester hat oder hatte, da wir nicht wissen, ob sie überhaupt noch lebt und 3. dass seine Eltern ihm das nie erzählt haben." Dardan streicht mir meine aufkommenden Tränen weg. „Mos kaj zemer. Ich kann dich so nicht sehen." „Aber wie...wie können Menschen so schrecklich sein?! Warum haben sie seine Mutter nicht einfach akzeptiert? Was kann sie dafür, dass sie sich verliebt haben?! Und das arme Kind. Wer weiß, was für ein Leben es hatte oder hat." Dardan richtet sich plötzlich auf und setzt sich mir direkt gegenüber. Er sieht mich ernst an. „Mira, könnte es nicht vielleicht sein, dass du diese Tochter bist?" Ich sehe ihn an. Ich möchte etwas sagen, aber kann's nicht. Könnte ich diese Tochter sein? Was würde es ändern, wenn ich es wäre? Ich wüsste zumindest, dass ich nicht freiwillig weggeben wurde. Würden sie mich als ihre Tochter aufnehmen? Würden sie mich lieben wie Granit? Wissen die beiden, dass ich es bin?
Mir wird irgendwie schlecht. Das hab ich nicht kommen sehen. Das kam zu unerwartet. Ich habe vielleicht meine Eltern gefunden. Ich merke wie mein Essen hochkommt und renne, dicht gefolgt von Dardan, schnell ins Badezimmer.
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So nah und doch so fern
عاطفيةDas Leben eines jungen Mädchens, welches sich mit einem Satz auf den Kopf stellt. Bei dem Versuch es wieder richtig zu stellen, merkt sie gar nicht, wie nah sie ihren Zielen doch ist. ---- Hi Leute, das ist meine erste Geschichte, also seid bitte n...