Kapitel 3

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Der Rest des Tages war ich alleine, erst spät bekam ich etwas Brot und Ruhm, welches ich aber nicht getrunken hatte. Ich konnte nur aus einem kleinen Fenster, gegenüber meinem Verliess, erkennen das die Sonne schon untergangen war. 

Somit machte ich es mir, nahe der Wand, bequem und legte mich hin. Es war kälter, als die Nacht zuvor und ich fürchtete schon zu erfrieren. Die Kälte umhüllte mich, liess mich einsamer fühlen als ich es war. Meine Zähne klapperten und zum ersten Mal war ich froh um die Tausendschichten meines Kleides. Ich überstand die Nacht irgendwie und stand bei Sonnenaufgang etwas auf. Meine Beine fühlten sich geradezu schwer an und ich wünschte wieder diese etwas zu vertreten. Ich lehnte mich gegen das Gitter und summte irgend ein Lied, welches wir früher in der Schule sangen. "Verfluchst du uns?", fragte der Mann von gestern wieder. 

Ich stand gerade hin und sah ihn an. Er war etwas weiterweg und ich hatte keine Ahnung wie lange er dort schon stand. "Wie ist dein Name?", fragte er mich und kam einen Schritt näher. 

"Faith Brown und Ihrer?", antwortete ich. Bedacht respektvoll zu sein, damit ich dies überlebe.

Er lachte auf und lehnte sich gegen die Tür. "Wieso so förmlich? Wir sind hier auf einem Piratenschiff und du musst dir keine Sorgen machen das deine Haltung und Auftreten nicht tadellos ist.", meinte er und fügte hinzu, "Ich heisse Henry Bonnet und bin Captain dieses Schiffes."

Es überraschte mich, dass ich eine Antwort bekam. Er holte einen Schlüssel aus seiner Tasche und öffnete damit die Tür. Ich wollte wieder heraustreten, da klemmte er mich ein und kam mir unangenehm nahe. "Keine Spielchen und du darfst länger draussen bleiben."

Ich nickte etwas ängstlich und hielt bei seiner nähe die Luft an. Keine Sekunde, nachdem er mir wieder Raum gab um zu atmen, blieb ich nicht stehen sondern lief sofort weiter. 

"Nicht so schnell.", hielt mich Mr. Bonnet an und meinte weiter, "Du hast eine Aufgabe."

Interessiert drehte ich mich zu ihm um. "Du kannst bestimmt lesen und schreiben."

Ich nickte zögerlich. Es wurde zwar mehr Wert auf mein Verhalten gelegt, doch lesen und schreiben war gleich danach. "Was soll ich den tun?", fragte ich verwundert nach.

Er schrie einen Namen und sofort kam ein Junge angerannt. "Archie ist der jüngste von uns und war deshalb nicht einmal in der Schule. Du bringst ihn lesen und schreiben bei und dafür darfst du am Tag hier oben sein."

Ich sah den Jungen an und war etwas traurig. Er war noch zu jung um ein Pirat zu sein, doch es gab bestimmt keine genauen Regeln. Man ging auf See, war Räuber und dann Pirat. Die Piraterie war grausam.

Wenig später sassen wir schon vorne am Bug und ich zeigte ihm die einzelnen Buchstaben. "Wie schreibt man das Wort Pirat?", fragte er mich, als wir mit allen Buchstaben fertig waren. 

Ich zeigte es ihm und er schrieb es vorsichtig auf. Ich konnte mich noch erinnern wie ich früher in seiner Situation war. Ich zitterte immer vor Nervosität und schrieb schrecklich. Etwas in dem ich nicht perfekt war. Als er es schaffte, stand Archie freudig auf und zeigte es den Männern auf dem Schiff. Ich stand auf und lehnte mich gegen die Reling, als mich ein Mann von hinten erschrak. Er klatschte mir achtlos auf den Hintern und fragte grinsend: "Wie schreibt man Hure?"

Angewidert verzog ich das Gesicht und brachte Abstand zwischen den stark riechenden Mann. "Du meinst wohl eher Scheusal!", korrigierte ich ihn wissentlich und lief davon. Obwohl mein Hinterteil von dem Schlag noch schmerzte, setzte ich mich auf eines der Fässer. "Archie, willst du noch weiter lernen?", fragte ich ihm, als er an mir vorbei ging.

Er nickte und meinte: "Vielleicht lesen?"

Wir brauchten ein Buch dafür und da ich nirgends Mr. Bonnet fand, entschloss ich mich eines selbst zu suchen. Ich öffnete eine Tür in welchem ein Raum mit Bett und Schreibtisch stand. Dazu hatte man eine gute Aussicht zum Meer. Es war hier sehr unordnetlich, doch ich fand eine Wand voller Bücher. Die meisten waren mit Staub bedeckt, ausser eines. Ich zog es raus und lass den Klappentext. Eine Mythologie, perfekt für einen Piraten.

Ich machte mich auf den Weg für nach draussen, da prallte ich gegen etwas.

"Was tust du hier?", fragte Mr. Bonnet und war nicht begeistert mich hier zu sehen. Sein Blick sah tödlich aus, seine Haltung war angsterregend und seine Stimme zornig. Stotternd erklärte ich ihm, dass ich ein Buch für Archie gesucht hatte.

Er sah kurz auf das Buch, welches ich in der Hand hielt und fest an mich drückte. Ich suchte beinahe schon Schutz dahinter, doch ich war viel zu gross als dass es mir Schutz geben konnte. "Geh nie wieder hier rein, verstanden?", kam es drohend von ihm. Er machte einen Schritt auf mich zu, verzog sein Gesicht und ballte die Hand zur Faust. Ich nickte schnell und versuchte um ihn zu gehen, doch er packte mich am Arm und drückte mich gegen das Regal. Ich hörte wie ein paar Bücher zu Boden fielen und spürte wie eines schmerzend gegen meinen Rücken drückte.

"Ich habe keine Angst dir weh zu tun!", schrie er mich voller Inbrunst an. Ich war von seiner Aggressivität überrascht, doch eigentlich war es klar das er sich bisher nur nett verhielt. Er war ein Pirat, alle waren doch insgeheim brutal.

Ich liess vor Schrecken das Buch fallen und keuchte vor Angst. Meine Augen hielt ich geschlossen, machte mich bereit noch mehr Schmerzen zu spüren. Wieso er so wütend war, verstand ich nicht. Im nächsten Moment schmiss er mich achtlos auf den Boden und ich fiel direkt gegen seinen Schreibtisch. Lautes klirren ertönte und ich fasste ungewollt in die Scherben einer Flasche und schnitt mich.

"Argh.", zischte ich in Schmerzen und sah zu Mr. Bonnet hoch.

Er hielt kurz die Luft an und schrie danach laut und deutlich: "Verschwinde!"

Ich zog mich an der Tischplatte hoch und rannte ins Verliess zurück. Ich zog die Tür zu und fiel zu Boden. Ich hatte solch eine Angst gehabt, dass auf einmal alle Tränen zum Vorschein kamen. Ich weinte selten und dachte es würde nie wieder geschehen, doch nun war ich aufgelöst. Ich riss mit einen Teil meines Kleides ab und wickelte meine Hand ein, nachdem ich die Scherbe rausholte. Ich hoffte nur das es sich nicht entzündete und aufhören würde zu bluten. Ich setzte mich an die Wand und deckte mich zu. Die Tür war zwar noch offen, doch ich wünschte sie wäre verschlossen gewesen. Ich zitterte am ganzen Leib und meine Energie war versunken, tief im Meer. 

Ich musste von diesem Schiff, ich musste es mindestens versuchen zu entkommen. Ging mir durch den Kopf.

Doch ich musste ohnmächtig geworden sein, denn als ich meine Augen als nächstes öffnete, schien die Sonne im grellen Sonnenuntergang. Die Tür war halbwegs geöffnet und ich konnte niemand sehen. Ich stand auf und atmete tief durch.

Zuerst die Treppen, danach geradewegs zur Reling, ein Fass nehmen und springen. Ich atmete nochmals tief durch. Ich setzte an und blieb nochmals stehen. 

Okay Faith du schaffst das, gab ich mir selbst Zuspruch. Dann rannte ich. Ich hob das Fass über die Reling und fiel geradewegs über Bord. Ich hörte Schreie und dann fühlte ich die Nässe.

Ich hielt mich am Fass fest und paddelte darauf los. Mein Kleid nahm immer mehr an Gewicht zu und ich rutschte vom Fass, welches sich anfing zu drehen. 

Hätte ich es besser bedacht, hätte ich ein volles genommen.

Meine Sicht war verschwommen und ich schluckte Wasser, bevor ich verstand was hier los war. Mein Puls war schneller den je und ich spürte wie ich nach unten gezogen wurde. Meine Kraft verliess meinen Körper und ich sank gnadenlos runter. Ich erkannte noch das Fass und dann wurde mir schwarz vor Augen.

Als nächstes spürte wie jemand versuchte mich auszuziehen. Panisch öffnete ich die Augen, bekam dennoch keine Luft. Mr. Bonnet kniete vor mir, holte ein Messer raus um mich wahrscheinlich zu töten. Doch dann setzte er bei meinen Schnüren an und schnitt mein Kleid mit samt Korsett auf. Damit konnte ich das ganze Wasser aus meiner Lunge spucken und konnte wieder atmen.

Ich verstand erst, als die gierigen Blicke der Männer auf mir lag, dass mein Kleid nun offen war. 

Das Geheimnis der drei KönigeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt