Kapitel 14

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Henry Bonnet:

Da sahen wir nur noch zu, wie das Schiff der Marine wegfuhr. Archie rief noch ihren Namen, während ich noch sah wie sie unter Deck gerissen wurde.

Tatsächlich hatte sie uns gerettet. Hätte sie nicht gehandelt, wären wir alle nun Tod. Ich wäre Tod. Der tote Offizier lag noch auf unserem Schiff. Sie hatte ihn einfach getötet, mit dem Wissen das sie dafür hängen würde.

Mein Arm schmerzte, doch das war zu diesem Zeitpunkt gleich. "Wir müssen Ihnen folgen.", befahl ich und doch mussten wir sie vorerst gehen lassen.

Wir räumten erstmal das Schiff und nahmen dann Kurs auf. Sie würden sie an der nächste Küste, die von England in Führung war, hängen. Das war etwa drei Tage entfernt und wir mussten unbedingt vorher da sein. Der Prozess würde nicht lange gehen, da es eine klare Sache war.

Ich schlief nicht mehr. Zwar war ich müde, doch ich musste immer an sie denken. Die Crew war genauso überrascht von ihrem Handeln. Sie war frei und hat das nun aufs Spiel gesetzt. Dazu nagte das schlechte Gewissen an mir. Ich hatte sie furchtbar behandelt. Das schlechte Gewissen nagte an mir. Ich schmiedete einen Plan in meiner Koje, wie wir sie befreien konnten. Es musste beim Prozess oder der Verurteilung geschehen. Es war risikoreich und immer wieder verwarf ich den Plan. Wie konnte ich sie retten, wenn ich selbst festgenommen werden würde. Ich musste es schaffen und durfte es nicht dem Zufall überlassen.

Am nächsten Morgen kamen Peter und Georg rein und weckten mich aus meinem Schlaf. Ich war am Tisch eingeschlafen und vergraulte mich sofort. Mein Plan war halbwegs fertig und nun waren wir angekommen. Willy konnte herausfinden wann der Prozess stattfinden würde.

Bevor wir von Bort gingen, hielt mich noch die Crew auf. "Retten wir Ms. Brown um Willen des Schatzes oder retten wir Sie um Willen von Ms. Brown selbst?", fragte einer. Ich log. Ich nahm ersteres. Sie wären nicht dabei, würden wir sie gutwillig retten. Schliesslich waren wir Piraten und dachten immer an uns selbst. Ein paar andere und ich zogen uns etwas angemessener an, wie es die Gesellschaft verlangte. So gingen wir auf den Dorfplatz und warteten ab. Unsere Revolver versteckten wir in unserem Gürtel und schoben es unter die Westenjacke. Die Menschen versammelten sich sehr schnell in einem Saal.

Als ich der Galgen erblickte, der schon bereit für Faith war, wurde es mir ganz mulmig. Wir traten mit anderen ein und setzten uns an verschiedene Plätze. Als der Richter kam, standen alle auf und wenige Sekunden später öffnete sich die grosse Tür aus der Faith kam. Sie war in Handschellen. Eine zierliche Frau, welche gerade nur zu Boden blickte und in Gedanken war. Sie presste die Lippen aufeinander. Sie wurde hart auf den Stuhl gedrückt, während der Richter ihren Namen vorlas. "Faith Eloise Brown bekennt sich schuldig für den Mord an den Offizier der 5. Flotte eurer Majestät und Mithilfe in der Piraterie." Sie nickte. Traurig. Schwach. Der Richter sprach noch die Klauseln und schlug dann mit dem Hammer auf. Sofort wurden die Leute unruhig und schrien wirres Zeug. Zuerst wurden die Zuschauer nach draussen gebeten, wir versteckten uns am Ausgang und hielten unsere Waffen bereit. Als dann die Wächter Faith nach draussen zogen, hielten wir unsere Revolver gegen ihre Köpfe. "Los lassen!", befahl ich. Beide liessen sie sofort los und ich zog sie zu mir.

Sichtlich war sie verwirrt. Doch dafür war keine Zeit. Willy fuhr mit einer gestohlenen Kutsche vor die Hintertür. Ich hob Faith auf den Anhänger und setzte mich neben sie. "Was macht ihr hier?", fragte sie ungläubig, während ich ihr einen Schuss ins Schloss der Handschellen steckte und darauf schlug. Sofort spickte das Schloss auf und ich zog ihr die Handschellen aus und warf sie auf den Boden. Die Marine war uns schon hinter her, doch als wir auf dem Schiff ankamen, hatten sie keine Chance mehr.

Auf Deck warf sich Archie sofort in ihre Arme und am liebsten hätte ich es ihm gleich getan. Ich musste aber stark bleiben und musste Captain bleiben. Würde ich Schwäche zeigen, würden sie mich stürzen. Zwar war ich schon lange schwach, doch ich konnte es immer verstecken.

Einige bedankten sich bei ihr und andere waren nicht von ihrer Anwesenheit begeistert. Überraschenderweise wies sie mich mit strengem Ton in meine Koje. "Was möchtest du bereden?", fragte ich sie und schloss die Tür hinter uns. Sie war mutiger als sonst und das liess mich ein wenig schmunzeln. "Für was genau habt ihr mich gerettet? Das ich nun für den Schatz sterbe?", fragte sie mich ernst. War sie nicht dankbar? Das schmunzeln war schlagartig weg und ich runzelte die Stirn.

"Bin ich Gefangene oder darf ich endlich nach Hause?", fragte sie mich weiter. Ich glaub sie verstand nicht so recht. "Du wirst nie wieder einfach nach Hause können. Gilbert und viele andere Piraten wissen das du der Schlüssel zum grössten Schatz bist." Sie lachte etwas.

"Das heisst ich soll wenigstens für dich sterben?" Sie war wohl nicht ganz bei Verstand. "Du sollst gar nicht sterben.", gab ich die Wahrheit zu. Sie verschränkte ihre Arme und sofort blickte ich auf ihre Brüste. Sie hoben sich immer schneller, was mir zeigte das auch sie wieder die Anziehungskraft spürte.

Über meine Stille war sie wohl nicht begeistert und zischte etwas, bevor sie sich auf den Weg nach draussen machte. Als sie gerade neben mir stand, packte ich ihr Handgelenk. Wütend versuchte sie es wegzuziehen. "Geh nicht, bitte.", murmelte ich. Ich bat noch nie um etwas, sondern bestimmte immer. Ich selbst war über meine Wortwahl überrascht.

Ich zog sie an ihrer Hüfte zu mir und legte meine Hand auf ihre Wange. Ihre grünen Augen blickten etwas ängstlich in meine. "Danke das du mir mein Leben gerettet hast.", flüsterte ich.

Sie atmete lange aus und schloss die Augen. Ohne darüber nachzudenken, legte ich meine Stirn gegen ihre und sofort öffnete sie ihre Augen wieder. "Ich denke wir sollten dies nicht machen.", flüsterte nun sie.

Sie wich mir aus und obwohl ich sehen kann, dass sie es möchte, lief sie aus meiner Koje. Wenige Sekunden später wusste auch ich, dass wir Abstand halten sollten. Mit ihr war es nicht, wie mit den ganzen anderen Frauen.

Das Geheimnis der drei KönigeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt